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Befreundete Seelen

„AAAAAAHHHHHH!"
Jeder der den Schrei hörte blickte erschrocken nach oben. Von dort kam gerade ihr junger Held herunter.
Reflexartig machte Severus einige Schritte nach vorne und breitete die Arme aus.
Keine Sekunde zu früh, schon lag ein Leichtgewicht von Gebäudeforscher darin.
„Au, danke." Murmelte der junge Mann. Der natürlich noch keine Ahnung hatte, wer ihn da gerettet hatte.
Die Schüler und Bilder konnten sich nicht mehr halten. Vor allem die Bilder hatten ihren Spaß. Die kugelten regelrecht in ihren Gemälden herum.
„Wie heißt das Sprichwort? ‚Alles Gute kommt von oben.'" Kicherte eine Dame.
Harry hatte sich in der Zwischenzeit wieder etwas gefangen und blickte düster an die Decke.
„Das war überhaupt nicht lustig."
„Ich denke nicht, dass dir das Schloss einen Streich spielen wollte." Kam es von Severus gebrummelt. Immerhin hatte er immer noch die Arme voller Held.
Der wurde jetzt erst mal sehr rot.
„Ähm, tut mir leid Professor, ich habe nicht gesehen wer mich da aufgefangen hat."
„Das glaube ich gerne." Mit den Worten stellte der Tränkemeister den jungen Mann wieder auf die Beine.

Harry versuchte seine Verlegenheit dadurch zu überspielen, dass er weiterhin noch oben blickte.
„Sie haben im Übrigen nicht ganz recht. Der Gang in dem ich gerade war, hat durchaus Sinn für Humor. Nur eben einen sehr eigenen."
„Ach ja, würdest du das näher erklären?" Kam es nun doch interessiert von dem Slytherin.
„Gerne, ich habe heute einen neuen Raum gefunden, der ist voll mit Sportgeräten. Da stand auch ein Trampolin. Und, naja, ich wollte es mal ausprobieren." Irgendwie wurde Harry jetzt noch verlegener.
Severus hob die Augenbraue.
„Und?"
„Ähm, während ich so vor mich hinsprang, sah ich nach oben. Da war ein Loch in der Decke. Es sah aus wie der Eingang in eine Höhle oder so."
Severus seufzte.
„Lass mich raten, du wolltest unbedingt da hinein und bist einfach etwas höher gesprungen?"
Wieder antwortete ihm ein verlegenes Nicken.
„Ja, und ich habe es geschafft. Sobald ich drin war stellte sich die Höhle allerdings als eine Art schwarzes Loch heraus. Ein lachendes schwarzes Loch. Und das hat mich dann in Rekordgeschwindigkeit hier her gebracht und ausgespuckt. Wo ist hier eigentlich?"
Severus seufzte entnervt auf. Er drehte den jungen Mann in Richtung Tür.
„Ich bin im Kerker?"
„Sieht ganz so aus." Knurrte der Lehrer.
Um ganz genau zu sein, sie standen vor dem Klassenzimmer für Tränke.
„Es scheint eine Art Abkürzung zu sein." Murmelte der junge Mann.
„Und du wärst beinahe schon wieder im Krankenflügel gelandet. Dein Glück, dass ich gerade Unterricht habe."
Harry kratzte sich verlegen im Nacken.
„Ich denke, ich hätte mich nicht verletzt. So sind die Gänge eigentlich nicht aufgebaut. Aber ich werde zur Sicherheit das nächste Mal einen Schutzzauber sprechen."
„Das wäre sehr wünschenswert. Allerdings bin ich positiv überrascht. Es sind bereits zwei Wochen vergangen seit du hier bist. Und erst heute gab es den ersten Ärger. Du wirst besser."
Harry blickte den Mann finster an.
„So schlimm war ich auch nicht."
„Du musstest dich ja nie beschützen." Kam es trocken zurück.
Das eine ganze Klasse ihnen bei ihrem Gespräch zuhörte bekamen die Beiden gar nicht mit. Als die Kinder nun aber zu lachen anfingen wurde Severus sehr wohl wieder aufmerksam.
„Gut, das reicht jetzt. Rein in den Klassenraum. Und wehe ich erwische irgendjemanden dabei wie er versucht geheime Gänge zu finden."
Er nickte Harry noch zu und ging dann selber.

Beim Mittagessen hatte sich die ganze Szene natürlich wie ein Lauffeuer herumgesprochen. Und Harry wurde schon mehr als einmal deswegen von den Lehrern aufgezogen.
„Wenn ich gewusst hätte, dass es so einfach sein würde das Professor Snape dich auf Händen trägt hätte ich dich schon viel früher durch die Geheimgänge gejagt." Kicherte Luna.
Harry versuchte hinter seinem Teller zu verschwinden. Ein hoffnungsloses Unterfangen.
„In dieser Schule bleibt aber auch nichts geheim." Nuschelte er.
Severus schmunzelte bei dem Anblick des jungen Mannes. Er hatte sein Versprechen sich selber gegenüber wahr gemacht, und Harry genau beobachtet. Und zwar, seit der damals aus dem Krankenflügel entlassen wurde. Der Tränkemeister fand immer mehr Eigenschaften die ihm vorher nie an seinem Schüler aufgefallen waren. Und einige davon sagten ihm sogar zu.
„Das wird auch gut sein, dass der Kerl dich aufgefangen hat, sonst hätte er was erleben können." Kam es von Tom.
Nagini schien zu kichern. Und auch die anderen Lehrer amüsierten sich über das Verhalten des Lords.
„Natürlich habe ich ihn aufgefangen, der Bursche hätte sich sonst sämtliche Knochen gebrochen."
„Nein, hätte ich nicht." Meuterte Harry sofort.
„Ach nein? Hast du gesehen wie weit du gefallen bist?" Wollte der Kerkermeister provokant wissen.
„Natürlich habe ich das gesehen, aber ich habe den Weg noch ein zweites Mal probiert."
„POTTER!" Donnerte Severus. „Ich fasse es nicht, wie kann man nur so unvorsichtig sein? Das hat nichts mit Mut sondern mit purem Leichtsinn zu tun."
Harry verdrehte die Augen.
„Merlin, ich habe doch gesagt, dass ich einen Schutzzauber um mich weben würde. Aber das war gar nicht nötig. Das Schloss selber hat den Boden weich gemacht. Es wird also kein Schüler verletzt wenn er diesen Gang nimmt."
Severus war kurz davor dem jungen Mann den Mund zuzuhalten.
„Bist du verrückt? Sag das doch noch lauter. Ich will sicher nicht, dass diese Plagen demnächst herumrennen und Geheimgänge suchen. Es ist so schon eine Zumutung diese Dummköpfe zu unterrichten. Wenn sie dann auch noch unaufmerksamer sind kann ich mein Büro mit Asbest auskleiden lassen."
„Ich weiß nicht, was du immer für Probleme hast? Bei mir sind die Kinder alle brav." Lachte Tom.
„Ja, weil du bis vor kurzem noch der Bösewicht schlechthin warst. Die Gören finden das aufregend. Und sie denken, dass sie bei dir besonders geheime Zauber lernen." Meinte der Tränkemeister missvergnügt.
-An seinen Worten könnte was dran sein.- Stimmte Nagini zu.
„Jetzt fall du mir auch noch in den Rücken." Murrte Tom.
-Ich sage nur die Wahrheit.-
„Und was ist mit dir? Dich lieben die Kinder auch. Egal aus welchem Haus sie sind." Giftete Tom.
-Ja, weil ich eine Schlange zum Anfassen bin. Die haben mich alle lieb.-
„Hat Nagini Ihnen gerade die Zunge gezeigt?" Wollte Minerva interessiert wissen.
„Ja, das macht sie leider öfter." Grummelte der böse Lord.
„Niedlich." Kicherte Die Schulleiterin.
Nagini hielt sich die Schwanzspitze vor die Schnauze um nicht laut los zu lachen. Gut, zwar hätte das außer Harry und Tom niemand bemerkt, aber es wäre doch eigenartig gewesen, wenn sie plötzlich das Maul weit aufgerissen hätte.

Nur im Krieg erwachsenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt