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Forschende Seelen

Harry knabberte gerade an einer Nuss und sah sich zufrieden um.
Lucius stellte seiner Frau einen Teller mit köstlichem Essen zusammen. Neville tat das Gleiche für Ginny. Draco ging sogar noch weiter. Er fütterte Lisa.
„Eisprinz, du übertreibst", warf der Grünäugige ihm grinsend vor.
Der blonde junge Mann sah zu seinem früheren Rivalen.
„Du bist doch nur neidisch, Eichhörnchen."
Remus und Tom lachten. Der Kleine sah mit seiner Nuss wirklich aus wie ein Nager.
Harry selber schielte zu Severus ehe er sich wieder an Draco richtete.
„Da hast du sogar recht." Stimmte er leise zu.
Severus verschluckte sich prompt an seinem Erdbeerkuchen.
„Nagini, möchtest du einen Hasen?" Wollte Harry von der Schlangendame wissen. Vor allem um schnell das Thema zu wechseln.
Die Schlange sah sich auf dem Tisch um. Da lag tatsächlich ein großer Hase. Er sah richtig saftig aus.
-Sehr gerne. Aber ich möchte auch noch ein paar Eier. Die sind wirklich gut. Von welchem Tier sind die?-
„Von einer Henne, vermute ich mal." Kam die Antwort.
Die Schlange blickte ihren jungen Freund verwirrt an.
-Was ist eine Henne?-
Harry starrte Tom in Grund und Boden.
„Hast du etwas dazu zu sagen?" Wollte er wissen.
Tom hatte den Anstand schuldbewusst auszusehen.
„Ähm, sie kennt diese Tiere nicht."
„Das habe ich auch bemerkt. Ich will wissen, warum?" Giftete der Junge zurück.
„Um was geht es?" Wollte Luna wissen.
„Dieser Dorftrottel hat seiner Nagini nie ein Hühnerei gegeben. Und ich vermute mal, dass sie auch nie ein Huhn bekommen hatte." Erklärte der Held.
Während nun Luna den ehemaligen dunklen Lord ausschimpfte gab Harry seiner Schlangenfreundin den Hasen. Die Gute verzog sich mit ihrer Beute in die Wiese und wollte für den Moment nicht mehr gestört werden.

„Bin ich froh, dass die Kleine dieses Mal nicht auf mich wütend ist." Murmelte Remus.
Lucius konnte nichts sagen sondern nur nicken. Er war viel zu sehr davon in Anspruch genommen sich kein Wort von Lunas Schelte entgehen zu lassen.
„Solche Worte traut man dieser niedlichen Elfe gar nicht zu." Meinte Narzissa.
„Sie ist eine Ravenclaw, die haben einen größeren Wortschatz als die anderen Schüler." Das sagte Harry einfach mal so leichthin.
Severus blickte seinen Schüler skeptisch an.
„Sie hat Tom gerade einen unverantwortlichen, selbstverliebten Hornochsen mit eingebautem Größenwahn genannt. Um diese Worte zu kennen, muss man nicht besonders klug sein."
„Nein, aber um sie in so einem Satz unterzubringen schon." Grinste Harry.

„Ich glaube es einfach nicht. Ihnen hätte man einfach kein Tier anvertrauen dürfen. Ich bewundere Nagini für ihre Geduld. Wenn ich eine Schlange wäre, ich hätte Sie schon längst erwürgt. Oder Sie mit meiner abgestreiften Haut verprügelt. Was durfte die arme Dame denn essen? Und jetzt sagen Sie mir nicht, Menschen. Sonst sorge ich dafür, dass Harry Sie die nächsten zehn Jahre Pferdeställe ausmisten lässt. Und zwar ohne Zauber oder Schaufel."
Tom war bei der Predigt immer kleiner geworden. Er versuchte sich wirklich zu ducken während das Mädchen mit den blonden Haaren ihn zusammenfaltete.
„Bitte Ms. Lovegood, beruhigen Sie sich wieder. Ich hätte meiner Vertrauten nie Menschen zu fressen gegeben. Aber Hühner gab es keine im Wald. Und immerhin hatte sie ja selber gejagt."
Das war aber anscheinend nicht die Antwort die Luna hören wollte.
„Ach, die gab es also nicht im Wald? Sind Sie denn nie auf die Idee gekommen, Ihrer Vertrauten etwas mitzubringen? Immerhin war sie immer an Ihrer Seite."
Tom schüttelte zerknirscht den Kopf.
„Nein, für mich war sie immer nur Mittel zum Zweck. Ich sah Nagini nie als Lebewesen, nur als Behälter für meinen Seelenteil. Mir waren andere Lebewesen lange Zeit egal."
Das Mädchen schnaubte.
„Und, haben Sie sich wenigstens bei der schönen Lady entschuldigt? Bei vielen anderen haben Sie es ja schon getan."
Nun musste der Lord wirklich schlucken.
„Ähm, vergessen?"
KLATSCH.

„LUNA!" Kam es fassungslos von Neville.
Auch die Anderen hatten ihr Besteck oder Essen fallen gelassen. Jeder blickte auf die wütende junge Frau die gerade dem ehemaligen Schrecken der Zauberwelt eine Ohrfeige gegeben hatte. Und zwar keine sanfte.
Luna allerdings ließ ihr Opfer nicht aus den Augen.
„Dann machen Sie es gefälligst jetzt. Sie wollen sich doch ändern. Also fangen Sie bei Nagini an. Sie wird immer an Ihrer Seite bleiben. Nicht nur aus Pflicht, sie mag Sie. Es wird Zeit, dass Sie sich im Klaren darüber werden was das bedeutet. So viel Treue findet man nur selten."
Tom hielt sich die schmerzende Wange. Seit er im Waisenhaus war hatte ihm niemand mehr eine Ohrfeige verpasst. Er blickte erschrocken auf diesen blonden Teufel in Engelsgestalt.
Langsam nahm er die Hand von seinem Gesicht und stand auf.

Nur im Krieg erwachsenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt