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Erwachte Seele

Der Geist schwebte immer noch drohend über dem ehemaligen Despoten und starrte ihn wütend an.
Tom schluckte, er war sogar einen Schritt zurückgewichen. Und dann passierte etwas mit dem wohl niemand je gerechnet hätte.
Tom warf sich vor Myrte auf die Knie.
„Es tut mir so unglaublich leid. Ich habe durch meine Machtgier dein Leben beendet. Und dadurch meinen ersten Horcrux erschaffen. Du warst doch so intelligent, aus dir hätte etwas Großes werden können. Aber ich in meiner Dummheit sah nur deine Muggel-Abstammung und einen Weg mich selber unsterblich zu machen."
Nun senkte der sichtlich erschütterte Mann auch noch den Kopf vor dem Mädchen. Diese hatte bei Toms Worten immer größere Augen bekommen. Fragend blickte sie zu den Lebenden im Raum.

Die sahen aber auch nicht besser aus. Lucius hatte vor Schreck seinen Stock fallen lassen, Remus stand der Mund offen und Severus wäre fast von seinem Stuhl gefallen. Auch Nagini hatte ihr Maul so weit aufgesperrt das ihr Kiefer sich ausgehängt hatte. Etwas, das normalerweise nur passierte wenn sie fraß.
Eines hatten sie alle gemeinsam, ihre Augen waren aus den Höhlen getreten. Und wenn sie sich in einem Spiegel hätten sehen können wäre ihnen die erstaunliche Ähnlichkeit mit Schnecken nicht verborgen geblieben.

Poppy hatte den Lärm vom fallenden Stock gehört und eilte in das abgegrenzte Zimmer.
„Was ist passiert?" Wollte sie sofort wissen. Als sie aber die versteinerten Männer sah hielt sie abrupt inne. Gerade bei Severus war sie so ein Verhalten gar nicht gewöhnt.
Die Frau blickte sich im Raum um um den Grund für diese groteske Versteinerung zu finden. Und als ihn sah fiel auch ihr alles aus dem Gesicht.
„Bitte sagt mir, dass ich mich irre. Da kniet nicht gerade Tom Riddle, der ehemalige böseste Zauberer Europas vor unserem ständig schlecht gelaunten Hausgeist?"
Myrte seufzte.
„Doch, ihr seht alle richtig. Bitte verstaut eure Augen wieder in ihren Höhlen. Das sieht ja zum Fürchten aus besonders bei dir du Schlange."
Damit blickte sie Nagini an. Die schloss auch sofort brav das Maul. Vor allem weil ihr der Kiefer anfing zu schmerzen. Einen Kommentar konnte sie sich allerdings nicht verkneifen. Auch wenn ihn niemand verstand.
-Großer Basilisk, was für ein Anblick. Jetzt glaube ich auch an den Klapperstorch.-
Die Anderen kamen der Aufforderung von Myrte nur langsam nach. Immerhin hatte niemand mit so einer Wendung gerechnet.

Das Geistermädchen ignorierte nun alle anderen und schwebte auf Tom zu.
„Steh auf, es bringt nichts wenn du hier den Boden aufwischst. Außer kaputten Knien. Und lebendig macht es mich auch nicht mehr."
Langsam sah Tom auf. In seinen Augen die pure Verzweiflung.
„Du hast erst jetzt wirklich realisiert was du alles angerichtet hast, habe ich recht?" Wollte er Geist wissen.
„Ja", krächzte Tom ehe er sich mühsam aufrappelte. „Du musst mich so unglaublich hassen. Und du hast auch allen Grund dazu."
„Jetzt fang nicht wieder damit an", fauchte das Mädchen und wurde vor Ärger sogar etwas undurchsichtiger.
Sofort verstummte der Mann.
„Schon besser. Ich wäre wirklich sauer auf dich. Wenn mein Leben nicht ohnehin eine einzige Qual gewesen wäre. Und wenn dieser ganze Mist von dir selber ausgegangen wäre."
„Aber, ..."
„Ruhe, jetzt rede ich!"
„Ja, Mam", nuschelte der Slyterin und senkte betreten den Kopf.

Nun fingen die Anwesenden an komplett an ihrem Verstand zu zweifeln. Der große böse Lord stand da wie ein gescholtener Schuljunge.
Poppy nahm sich vor, heute etwas eher schlafen zu gehen. Das musste verarbeitet werden.

Von dem allen bekamen weder Myrte noch Tom etwas mit.
„Du hast gesagt, du kennst alle Erinnerungen von Harry?"
Tom nickte dem Geist zu.
„Was? Die Sprache verlernt?" Keifte das Mädchen.
„Ähm, nein. Ich meine, ja, ich habe alle Erinnerungen von Harry."
Myrte schüttelte den Kopf als hätte sie es mit einem besonders begriffsstutzigen Kind zu tun.
„Also, dann weißt du auch, dass ich dir schon lange verziehen habe. Ich bin viel wütender auf den Direktor weil der so dermaßen unfähig ist mit Kindern umzugehen. Er hatte auch mich damals besucht und mir meinen Brief gebracht. Ich frage mich, ob meine Melancholie sein Verschulden war? Aber das werden wir nie herausfinden, denn wegen seiner Dummheit bist du zum Mörder geworden."
„Darf ich was sagen?"
Nagini kicherte im Hintergrund. Ihr gefiel dieser neue Tom. Der war lustig.
„Ja, darfst du", kam es gönnerhaft von dem Geist.
„Ich weiß, dass du mir verziehen hast, sonst hättest du dem Jungen gar nicht bei seiner Recherche geholfen. Ganz zu schweigen von den ganzen Zaubern die du ihm erklärt hast. Aber ich möchte mich dennoch entschuldigen. Vor allem weil ich es auch wirklich so meine. Und wie ich vorhin schon sagte, das werde ich bei vielen tun müssen."
Myrte nickte.
„Dem stimme ich zu. Nur kriech nie wieder vor jemandem auf dem Boden. Dafür hat Harry dir sicher nicht das Leben gerettet. Oder besser gesagt, es dir zurückgegeben."
Tom blickte auf den schlafenden Jungen.
„Stimmt, das passt nicht zu dem Kleinen. Aber ich würde es jederzeit vor ihm wieder tun."
„Merlin, bloß nicht. Du weißt so gut wie ich wie sehr er jede Form der Aufmerksamkeit hasst."
Der Mann nickte, dann veränderte sich sein Blick allerdings und er wurde schelmisch.

Nur im Krieg erwachsenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt