Kapitel 4

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Sollte ich jetzt wirklich rausgehen?
Es könnte ein Psychopath sein.
Geh doch einfach!
Stimmt!
Ich nahm mir eine Jacke und ging runter. Meine Adoptiveltern waren immer noch nicht da. Ich nahm mein Handy und meinen Schüssel. Vorsichtig ging ich einen Schritt raus, als mein Handy wieder vibrierte.
Unbekannt: schau nach rechts
Ich drehte mich um und sah einen Mercedes. Plötzlich stieg jemand aus und sorgte dafür, dass ich ein paar Schritte wieder zurück ging. »Warte!«, kam es von der Person.
Enes?!
»Junge bist du behindert?! Was machst du hier?!«, ging ich aggressiv auf ihn zu. »Steig ein! Konusmamiz lazim!«, meinte er locker und packte sanft meinen Arm.
(Wir müssen reden)
Sofort zog ich meinen Arm wieder weg »Und wieso sollte ich mit dir mitgehen??«. Enes verdrehte genervt seine Augen »Du hast angefangen! Also sag mir was mit deinen Eltern ist!«.
Sollte ich es ihm sagen?
Es geht ihn doch nichts an!
Ich drehte mich um und wollte wieder reingehen. »Es tut mir leid, okey! Ich war sauer und du wast so unnötig provokant tamammi? Jetzt steig ein!«, rief er mir hinterher.
(Okey?!)
Ich drehte mich um und sah ihn prüfend an. Man sah die Reue in seinem Gesicht. Genervt stieß ich die Luft aus und ging wieder zu ihm. Ich stellte mich auf die Beifahrerseite und deutete mir meinem Blick zum Auto »Steig halt ein!«. Er schüttelte grinsend den Kopf. »Bist du zu allen Mädchen so? Enes wenn du denkst, dass du mich ins Bett kriegen kannst bring ich dich um!«, fauchte ich ihn an. Er sah mich belustigt an »Glaub mir Habibi, hätt ich die Absicht würdest du nicht neben mir sein, sondern unter mir.«. Damit war die Disskussion beendet. Ich war froh, dass es dunkel war, denn ich spürte sehr kräftig, wie das Blut in mein Geischt schoss.
Enes fuhr ohne Ziel durch Rüsselsheims Straßen ohne mir ansatzweise zu sagen wohin er möchte.
Als ich bemerkt dass war aus Haßloch rausfuhren, hielt ich es nichtmehr aus »Wo zur Hölle fahren wir bitte hin?«, platzte aus aus mir heraus. Er würdigte mir keinen Blick und brachte das Auto zum stehen. Enes schaltete den Motor ab und drehte sich zu mir »Chill mal, wir sind schon da und jetzt steig aus!« befahl er mir gelassen. Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und schaute ihn genervt an. »Deniz!«, ermahnte er mich.

Pff, der kann mich mal!

»Enes!«, gab ich im gleichem Ton zurück. Empört sah er gerade aus. Wir waren am Main. Wir kamen hier manchmal hin um zu Picknicken.
»Steig aus.«, kan es trocken von ihm und er schnallte sich ab. Ich tat es ich gleich und stieg aus. Enes lehnte sich ans Auto und sah mich nicht an. »Und jetzt?«, fragte ich ihn genervt. Ruckartig stieß sich Enes von seinem Auto ab und kam einen Schritt näher »Kime bu kin ya? Warum bist du so? Warum kackst du jeden an, der dir nur einen Schritt näher kommt?!«.
(Wozu diese Wut?)
Ich zuckte zusammen und sah nur zur Seite. Er drehte sich wieder weg, verschränkte seine Arme und murmelte »Was hab ich mir eigentlich nur gedacht? Vallah hab viel besseres zu tun als das!«.
Eine Stille herrschte zwischen uns.

Enes' Sicht

Ich hatte keine Lust mehr, doch ich wollte sie trotzdem irgendwie näher kennenlernen. Ich schloss einfach meine Augen und versuchte die Stille zu genießen. Viele Menschen hatten ein falsches Bild von mir. Sie dachten immer, dass ich ziemlich verrückt wäre, oder jeden Abend feiern war, doch so war es nicht. In letzter Zeit war ich viel geschäftlich unterwegs, oder blieb bei meiner Familie. Und ich war neugierig.

»Ich hab keine Eltern, also keine richtigen..«, hörte ich Deniz plötzlich. Ich öffnete meine Augen und sah wieder zu ihr. Deniz sah mich nicht an, sie starrte auf dem Main. »Wie meinst du das?«, fragte ich sie. Deniz sah mich mit einem strengen Blick an »Ich sag dir jetzt alles was du wissen willst, aber du wirst es für dich behalten, Ok?.«. Ich nickte. »Also.. Ich bin eigentlich in Frankfurt geboren. Und Karaca ist nicht mein Ursprünglicher Nachnamen. Eigentlich hieß ich Aslan, aber weil meine biologischen Eltern mich nicht wollten haben sie mich weggegeben als ich noch klein war.. Yani ich hab jetzt Adoptiveltern. Meine Tante, also meine Adoptivmutter, kann keine Kinder bekommen und sie haben dann mich adoptiert.«, erzählte sie. Ich nickte, doch eine Frage blieb noch offen »Und du bist so aggressiv, weil deine eigentlichen Eltern dich abgegeben haben?«. Sie schüttelte den Kopf »Nein, naja mein Adoptivdad hatte viel Stress mit seinen Eltern, wegen mir. Er liebte meine Tante aber zu sehr und meine Tante mich, deswegen hat er sich gegen seine Familie gestellt, er war oder ist allgemein immer kalt zu mir. Und in der Schule hatte ich oft Stress und hab zu oft geweint. Falsche Freunde undso. Mein Onkel meinte ich muss mich wehren. Also kam eine Schlägerei nach der Anderen. Dann kamen Jungs in mein Leben, die falschen Jungs. Wieder hab ich zu oft geweint. Ich hab mir geschworen keinen mehr an mich ran zu lassen. Ich meine, nicht mal meine eigentlichen Eltern wollten mich. Ich.. ich bin einfach so! Ich hab mich so entwickelt und keiner ist es Wert mich zu ändern! Es tut mir leid, Enes..«.

Jetzt verstand ich alles. Irgendwie tat sie mir leid.
Umarm sie doch!
Hä, nein!
Doooch, Junge shawf sie doch mal an!
Sie sah traurig aus. Ich legte meine Hand auf ihre Schulter. Deniz sah direkt in meine Augen. »Nein, mir tuts leid. Soll ich die wieder zurück fahren?«, lächelte ich leicht. Sie nickte nur. Wir setzten uns wieder ins Auto und ich bemerkte, wie sehr Hunger ich wieder hatte. Also fuhr ich einfach zum McDonalds. »Ehm Enes, das sieht nicht aus wie Haßloch. Wo fährst du hin?«, fragte sie. Ich grinste Deniz nur an und deutete auf das große McDonalds zeichen »Hab voll Hunger bekommen.«. Plötzlich lachte sie los.
Wow, sie kann lachen!

Ich parkte und schnallte mich ab »Gel!«.
(Komm!)
Deniz schnallte sich auch ab und kam nervös zu mir rüber.
Ja, sie war nervös!

Wir gingen rein und stellten uns an. »Was willst du?«, fragte ich sie. »Ich hab kein Geld dabei.«, gab sie kleinlaut von sich. »Egal ich zahl.«, lächelte ich. Sie grinste.

Deniz' Sicht

»Klar, der Rapper hat ja Geld!«, grinste ich ihn provokant an. Enes' Blick verfinsterte sich, woraufhin mein Grinsen erlosch. »Sorry, ein McChicken einfach.«, piepste ich verlegen.
Was ist denn los mit mir!?
Nur weil ich ihm meine Story erzählt hab, werd' ich viel offener!
»Hallo, ein BigMac Menü und ein McChicken Menü, Bitte.«, bestellte Enes. Ich sah ihn verwundert an, doch der Herr grinste nur. Er nahm ein Tablett, ich das Andere und wir suchten einen Platz. Enes fing an zu Essen und sah mich lange an »Ok, Wahrheit oder Wahrheit?«. Ich lachte wieder »Dein Ernst?«. »Nein, Mernst!«, sagte er genervt. Ich nahm einen Schluck von meiner Cola und räusperte mich »Tamam.. fang an.«.
(Ok)
»Ok, wie oft warst du verliebt?«, fragte er.

Oh gott..

»Zwei Mal.«, antwortete ich, woraufhin er zu frieden Nickte. »Was hast du mit Baris angestellt?«, fragte ich. »Schelle links, rechts, dann hat er schon gelernt, dieser Spast.«, erzählte er im aggressivem Ton. Ich hackte nach »Du hast ihn geschlagen?«. Enes nickte wieder »Ich mein, wer ist der, dass er irgendein Mädchen so behandelt oder nennt?«. Enes war an der Reihe »Musti, wusstest du, dass er auf dich steht?«. Ich verneinte es.

»Wie viele Beziehungen hattest du?«
»Eine.«
»Was?«
»Erste und Letzte«
»Wer hat Schluss gemacht?«
»Ich. Ich bin dran!«

Man sah ihm an, dass es ihm nicht angenehm war.

-

Enes fuhr mich nach Hause. Wir saßen im Auto und hörten Musik. Plötzlich fing er an zu singen. Es war ein Lied namens 'Dinle' von Enes Avci und Ozan. Enes sang mit und sah konzentriert auf die Straße. Irgendwann sang ich mit, da ich das Lied genauso kannte. Enes stoppte zu singen und sah mit großen Augen zu mir. Ich verstummte genauso.
»Weiter! Oha, Mann! Sing weiter!«, forderte er mich auf. Ich sang verunsichert langsam weiter und Enes wechselte seinen Blick zwischen mir und der Straße. Er sah ziemlich begeistert aus. Nachdem das Lied vorbei war, drehte Enes leiser und sah wieder zu mir »Ouallah du kannst miese gut singen Mädchen«. Ich lächelte leicht »Danke..«. Er fuhr weiter und blieb vor meinem Haus stehen. Wir beide stiegen aus und Enes kam zu mir rüber. »Also dann, danke für's Essen!«, lächelte ich wieder selbstbewusster. »Kein Ding, danke für die Antworten..«, lächelte er genauso.

Dann kam es zur unangenehmsten Situation, die jeder Mensch mal durchmachen muss. Die Verabschiedung.

Umarmen?
Handschlag?
Händedruck?
Winken?
High-Five?

Ich kniff die Augen kurz zu und im nächsten Moment hob ich meinen Arm. Enes verstand und bückte sich. Wir hatten uns kurz umarmt. Ja, ich hatte ihn umarmt. Genau als wir uns lösten hörte ich einen all zu bekannte Stimme »DENIZ!«.

Fuck!

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Was glaubt ihr? Wer ist es?

Du kennst mich nicht! - Mero 428 FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt