Es ist Sommer in Italien. Ich liege auf dem weichem Gras vor unserer Villa und starre in den Himmel. Blau. Alles Blau. Bis auf den kleinen Fleck der von hier unten wie ein weißer strahlender Kreis erscheint. Ich greife in meine Tasche und hole mir eine
Zigarette daraus. Mafalda, unser Dienstmädchen, ruft mir irgendwas auf Italienisch zu, ich höre wie das Mofa meiner Mutter vor der Villa ankommt. Es ist Sommer in Italien, 1983.Gleich ist es soweit, denke ich, und rupfe immer wieder Grashalme aus dem grün bedeckten Boden. Gleich kommt er. Mit „er" ist jaque gemeint. Ich habe ihn letzten Sommer auf einer Fete kennengelernt, seitdem ist er soetwas wie mein geheimer Freund.
Liebe unter gleichgeschlechtlichen wird nicht gerne gesehen, vorallem in meiner gläubigen Familie. Jaque ist eines meiner größten Geheimnisse. Ich finde es schade, denn ich teile fast alles mit meinen Eltern, aber das hier würde niemand verstehen, oder akzeptieren. Deshalb fällt es mir manchmal schwer es selbst zu akzeptieren, zu akzeptieren, dass ich so bin, so denke und so liebe. Ich versuche es Jaque so wenig wie möglich merken zu lassen, doch wenn ich alleine bin, ist es oft so als würde ich mich selbst nicht wiedererkennen, wenn ich in den Spiegel schaue.„Gib mir mal den Wein bitte." Jaque und ich lagen auf unserer Wiese vor dem See, es wurde langsam Abend, und wir betranken uns mit Wein aus dem Tetrapack. „Du hattest genug Jaque." ich legte demonstrativ eine Hand vor den Wein, so wie als würde ich ihn verdecken, als wäre er jetzt garnicht mehr hier. Jaque schüttelte den Kopf. „Nein, wie willst du das beweisen?" Ich krabbelte auf allen Vieren auf Jaque, und küsste ihn. Als ich mich wieder entfernte, war Jaques Gesicht noch rot gefärbter als vorher, und er lächelte verwirrt. „wie lange war das?" fragte ich, schmunzelnd. Jaque fing an laut zu lachen. „Keine ahung du Idiot. Du wolltest mich nur Küssen, das wissen wir beide." Ich schüttelte den Kopf. „Das stimmt nicht. Ich kann dich küssen wann ich will, dafür muss ich keinen Test vortäuschen." Jaque zuckte mit einer seiner vollen Augenbrauen. „Achso? Dann küss mich Elio, los, komm!" Jaque war längst aufgesprungen, und hüpfte wie ein Baby, dass noch nicht laufen konnte, durch den See. Ich folgte ihm, wir spielten fangen bis er plötzlich stehenblieb, direkt vor mir. Er sah mir in die Augen, und küsste mich, als wäre es das letzte mal. Wir beide fielen ins Wasser und tauchten wenige Sekunden. Das hinderte uns nicht daran, mit dem Kuss fortzufahren. Ich löste mich von seinen Lippen. „Ich liebe dich so sehr, Jaque."