Kapitel 3 Spaghettidusche

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Musik hörend und völlig entspannt lag ich mit geschlossenen Augen da. Die melancholischen Töne von Amy Winehouse's Song "Love is a loosing game" war das Einzige was ich wahrnam. Ich hörte sonst nichts anderes. Ich spürte nichts anderes als die steinige Bank, auf der ich lag. Und ich sah nichts anderes als Erinnerungen meiner Kindheit, vor meinem inneren Auge.

Ich atmete ruhig und langsam und unerwarteter Weise, wurde ich nicht einmal betrübt, als ich über meinen ersten Schultag nachdachte.
Wie ein Film lief es vor mir ab, von dem Moment, an dem meine Eltern mir stolz winkend nachblickend, als ich in die Volkschule hinein ging, bis zu dem Moment, wo ich wieder hinaus kam und meine Schultüte öffnen durfte.

Unweigerlich musste ich schmunzeln bei der Erinnerung.

Doch wie alles hatte auch Amy Winehouse ein Ende und ich wurde dadurch gewaltsam in die Realität befördert und mir wurde wieder klar, wo ich mich befand. In der hintersten Ecke des Schulhofes. Alleine, so wie es stets am besten war.

Hier kam vor der Schulzeit keine einzige Seele, nur nach dem Unterricht kamen einige her und kifften oder vertickten Drogen.

Lautlos seufzte ich, packte meinen altersschwachen I-pod Nano und meine ramponierten Kopfhörer in meine Tasche. Mit langsamen Schritten ging ich aus meinem Versteck zum Schulhof, bei dem die Massen von Schülern in die Schule strömten.

Erfrischt und mit einer ungewöhnlich guten Laune tat ich es ihnen gleich und tat zuallererst das was ich jeden Tag machte. Mister Tycok begrüßen, zu meinem Spind gehen, Stundenplan schauen, Mathebücher hinaus holen und in die Klasse gehen.

Doch mitten im Raum blieb ich stehen.

Alle Mädchen aus unserer Klasse waren um meinen Tisch versammelt und man konnte zweimal raten wieso. Bingo! Noel. Was für eine Überraschung.

Auch wenn er der Grund für die Belagerung meines Tisches war, konnte ich ihm dafür nicht böse sein  und warf einen flüchtigen Blick auf ihn. Natürlich verfluchte ich mich sofort das getan zu haben. Caroline saß aufreizend auf seinem Schoß und spielte mit seinen geschmeidigen blonden Haaren, während er den anderen Mädchen irgendeine Geschichte erzählte. Diese hingen wie verhext an seinen Lippen, was ich ihnen leider kaum übel nahm.

Ich hatte wirklich keine Lust mich dazwischen irgendwo hinzudrängen und setzte mich deswegen ohne zu zögern an den einzig freien Platz aus der Klasse. Nämlich neben dem zweiten Außenseiter nach mir: Benedict. Es war nicht schwer zu erkennen, warum er nicht sehr beliebt war.
Er war einfach das Abbild eines Klisschee-Strebers: Kaputte Brille, Zahnspange, noch weniger soziales Talent als ich und ein blau-weiß, feinsäuberlich in die Hose gesteckte Karo-hemd. Ich wusste nicht viel von ihm, nur, dass er eine (oder vielleicht auch zwei?) Klassen übersprungen hatte und ein kleines Genie war.

Als ich mich neben ihn setzte hob er nicht seinen Blick, der gebannt dem Mathebuch gerichtet war. Ich sagte nichts dazu, auch wenn es mir sonderbar erschien, in dem Mathebuch etwas spannendes zu finden.

Nachdem Benedict kein Anzeichen davon machte, dass er mich wahrnam oder erkannte, nahm ich mein Buch aus meiner Tasche und begann dort zu lesen wo ich aufgehört hatte. Meine ganze Aufmerksamkeit gehörte mal wieder den mitreisenden Worten der Gesichte, als ich auf einmal von einer Stimme aufgeschreckt wurde.

"Hey, wieso sitzt Elia eigentlich nicht mehr neben mir?", fragte derjenige, der eigentlich daran Schuld war, dass ich nicht mehr neben ihm saß. Dennoch verwundert, dass er es bemerkt hatte, sah ich von meinen Buch auf und kreuzte meinen Blick sofort mit Noel seinem, der mich unwiderstehlich anlächelte. Fröhlich sagte er:" Ah da bist du! Komm doch zu deinem Platz."

Er patschte neben sich, doch ich blieb auf Ort und Stelle kleben und starrte ihn argwöhnisch an. Warum will er unbedingt, dass ich mich neben ihn wieder setze? Er hat doch Caroline? Haben er und sie etwa einen Reißnagel auf meinen Stuhl getan und warten nur darauf, dass ich mich daraufsetze?

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