Kapitel 9 Bei Noel

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Ich schaffte es in den nächsten Wochen Noel erfolgreich aus dem Weg zu gehen, indem wir uns einfach gegenseitig ignorierten. Anscheinend hatten wir nach dem komischen Treffen im Wald den gleichen Gedanken gehabt und hatte keine weitere Lust auf meine Gegenwart. So fiel es mir (zu meinem Leidwesen), doch sehr einfach ihm zu entgehen.

Caroline war damit zu seiner fixen Begleitung geworden und wann immer sich unsere Wege im Schulhaus kreuzten, sah sie mich gehässig und triumphierend an, während er mir fast schon zerknirscht erschien. Aber das bildete ich mir wahrscheinlich nur ein.

So vergingen die Tage wie im nu und obwohl ich sowieso keine Zeit hatte mir große Gedanken um Noel zu machen, da die Prüfungswochen vor Weihnachten begonnen hatten, war da stets ein Gefühl von Enttäuschung und Trauer in mir, dass er so schnell wieder das Interesse an mir verloren hatte.

Dafür traf ich in der Zwischenzeit Sari mehrmals wieder, die sich aus Noels Verhalten auch nichts ausmachen konnte. Den einzigen Rat, den sie mir geben konnte, war die kryptische Nachricht, dass ich mich von einem seiner Sorte sowieso fernhalten sollte.

Also trottete ich mal wieder gähnend, nach einer schrecklich faden Stunde Chemie, zu meinem Spind und schmiss meine Bücher hinein. Frustriert wollte ich schon mein Zeugs für die nächste Stunde holen, als mich jemand von hinten antippste.

Überrascht weiterten sich meine Augen und mein Herz hüpfte freudig auf, als ich erkannte, dass es Noel war. Ich konnte den Ausdruck auf seinem Gesicht nicht deuten, doch Freude sah eindeutig anders aus.

„Hey Elia.", sagte er und ich versuchte so gut wie nur möglich, ihn nicht mit der Aufregung eines Kindes anzusehen, da er mich nun doch wieder angesprochen hatte. „Ich wollte dir sagen ... also ... ähm.", druckste er herum und fuhr sich aufgewühlt durch seine Haare, als er sich plötzlich wieder fasste und mit verkniffenem Gesichtsausdruck sagte:" Wir müssen das Referat in Geschichte noch machen."

Sofort sank mein aufgeregter Herzschlag und meine Stimmung ging wieder zurück auf ihren traurigen Tiefpunkt.
Natürlich, das Referat. Ich hatte es ehrlicherweise in den letzten Wochen vergessen. Er hatte mich nicht angeredet, weil er einfach mit mir reden wollte.

Gerade so schaffte ich es noch meine Niedergeschlagenheit zu verbergen und nickte mit versteinertem Gesicht.

Nun kam mir Noel noch zerknirschter vor und ich bemerkte eindeutig, dass er eigentlich die Situation hätte vermeiden wollen. Dabei erkannte ich zum ersten Mal wie schlecht er seine Emotionen verbergen konnte. Sein ausweichender Blick, seine tief in seinen Hosentaschen vergrabene Hände und, dass er eindeutig nicht die richtigen Worte finden konnte. Aus jeder seiner Poren konnte man erkennen, dass er keine Lust auf diese Zusammenkunft hatte und es ihm unangenehm war.

Diese Einsicht ließ meine Trauer zurückgehen und plötzlich flammte Wut in mir auf. Wieso verhielt er sich auf einmal so komisch? Zuerst kam er wie aus dem Nichts auf diese Schule, zeigte eindeutig Sympathie mir gegenüber, ich wage sogar zu sagen, dass er mit mir geflirtet hatte. Und jetzt? Jetzt war ich wieder nur die gruselige Stumme? Obwohl er eindeutig viel mehr zu verstecken hatte, als ich? Ich war vielleicht zu gutgläubig mit ihm gewesen, doch niedermachen und verarschen lass ich mich nicht.

Bei all diesen Gedanken verstärkte sich unbewusst der Griff um meine Bücher.

"Ähm, wenn du möchtest kann ich es auch alleine machen? Ich schicke dir dann einfach deinen Text und wir müssen uns gar nicht treffen?", bot er vorsichtig an und meine Miene spiegelte eindeutig, was ich von diesem Vorschlag hielt. Jetzt möchte er sich nicht einmal mit mir treffen? Damit er es alleine ausarbeitet, mir dann beim Professor in den Rücken fällt und mich verpetzt? Sicherlich nicht!

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