Kapitel 4 Drei unerwartete Treffen

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Peitschend und unnachgiebig blies mir der Wind mein Haar durcheinander und ich kuschelte mich wegen dem eisigen Gefühl noch enger in meinen alten Mantel. Meine Haare versuchten sich währenddessen bestimmt aus meiner gestrickten Haube zu befreien, doch schafften dies nicht.
Aber ungeachtet des schrecklichen Windes beobachtete ich in Gedanken versunken wie Läufer, die trotz der Kälte tapfer an mir vorbei joggten sowie eine alte Dame, die vor dem kleinen Teich stand und aus ihrer kleinen Tasche ein Sackerl voller Brotkrümmel hinaus holte, weswegen sie sogleich von Enten und Schwänen umrundet wurde.

Ich selbst saß ruhig auf einer Parkbank und hatte so viele Schichten unter meinem Mantel an, dass mir nicht allzu kalt war. Ich saß hier, weil ich zu Hause den Entschluss gefasst hatte, dass ich eine Pause von Hausübungen und Arbeiten brauchte und ich noch den Park von einigen Tagen in Erinnerung hatte.

Als ein Paar in meinem Blickfeld auftauchte, die entspannt, aber müde, einen Kinderwagen vor sich herschoben fiel mir ein Zitat aus einem meiner Lieblingsbücher ein.  "Die Welt bewegte sich laut und unachtsam um mich herum, nur ich blieb stehen."

Ich fand es passte gerade in diesem Moment, wo ich mir eher wünschte, dass die Zeit stehen blieb und ich für immer hier sitzen könnte.

Doch da mir schmerzlich bewusst war, dass dies nicht möglich war, seufzte ich stumm auf und widmete mich wieder meinem Buch, welches in meinem Schoß lag.
Jedoch konnte ich nur wenige Zeilen lesen, denn auf einmal spürte ich, wie etwas heimlich bei meinen Beinen herumschlich.
Erschreckt bückte ich mich sofort und blinzelnd vor Überraschung erkannt ich wer da meinen Frieden störte.

Santa Hörnchen?, dachte ich mir verblüfft und ehe ich mich versehen konnte, krabbelte das kleine Tier an meinem Arm hinauf.
Freudig, wenn auch verwirrt, richtete ich mich wieder auf und schnell konnte ich nur noch mein Buch heben, da hatte es sich schon wohlig auf meinen Schoß eingerollt.
Wieder musste ich aus allen Wolken gerissen blinzeln, doch zuckte dann schließlich mit meinen Schultern. In den letzten Tagen war viel Ungewöhnliches passiert, warum sollte mich da noch ein gruselig anhängliches Eichhörnchen stören?

Trotz der bizarren Situation begann ich einfach mein Buch weiter zu lesen und streichelte währenddessen wie apathisch das Eichhörnchen auf meinem Schoß. Wie so oft hing ich mal wieder mit meinen Augen an jedem Einzelnem Wort meines Buches, als ich auf einmal aus meinen Gedanken gerissen wurde, als jemand laut rief:" Peter? Peter! Wo zur Hölle bist du?"

Gestört hob ich meinen Kopf, um zu sehen, wer in dieser angenehmen Stille wie ein Irrer herumbrüllte, als ich auf einmal Noel erkannte. Sofort hoben sich meine Augenbrauen fassungslos, während er weiters wie ein Geistesgestörter nach einem Peter rief.
Genau in dem Augenblick hob Santa Hörnchen müde sein Köpfchen und gähnte ausgelassen. Und wie auf Kommando sah Noel auf einmal zu mir.

"Da bist du ja!", rief er vorwurfsvoll und wütend stampfte er auf mich zu. Gleichzeitig sträubte sich das Fell von Santa Hörnchen und es schien mir, als wäre er nervös.
Furchteinflössend autoritär kam er bei mir an und starrte aufbrausend auf das Tier auf meinem Schoß, während er mich anscheinend vollkommen ausblendete.

Fassungslos sah ich meinen Klassenkameraden an. Wusste ich doch, dass der Typ nicht ganz dicht war...

Doch nachdem er noch immer keine Anzeichen machte mit mir zu reden, schnippste ich auf einmal auffordernt vor seinem Gesicht, sodass er seinen Kopf schnell schüttelte und mich schlussendlich auch sah.
Wie als wäre ich gerade gekommen und nicht die ganze Zeit schon da gesessen, begrüßte er mich mit einem charmanten Lächeln:" Oh, Hallo Elia. Was machst du denn hier?"

Ich fragte mich ernsthaft, ob ich ihm darauf eine Antwort geben sollte, holte aber doch noch meinen Stift und blauen Notizblock heraus und schrieb auf eine leere Seite: Ich wollte hier im Park ein bisschen von dem Schulstress entspannen und lesen. Schön, dass du mich auch bemerkt hast.

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