Kapitel 10 Shining Diamonds (in Bearbeitung)

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In den falschen Gedanken versunken starrte ich leer auf meinen Laptopbildschirm, unfähig die Worte der Website vor mir zu entziffern und Sinn daraus zu schließen. Der Grund dafür saß mir genau gegenüber in Form von Noel, der als einziger brav an unserem Referat arbeitete.

Verstohlen warf ich ihm einen Blick hinter meinem Bildschirm zu und konnte nicht aufhören seine ungewöhnlichen violett strahlenden Augen zu beobachten. Umrahmt von dichten und langen Wimpern, schossen seine Pupillen flüssig von links nach rechts und blieben einen Augenblick an einem Ort des Textes stehen und fixierten ihn. Ernst dachte er über das Gelesene nach, kräuselte angestrengt seine dunkelblonden Augenbrauen, biss sich auf seine Wangeninnenseite und tippte anschließend laut klackernd in unser gemeinsames Word Dokument. Ich war wie festgefahren darin, ihn in jeder seinen kleinen Bewegungen zu beobachten und dahinzuschmachten, da trafen sich unsere Blicke und er sah mich direkt an.

Ertappt schreckte ich auf. Zwar lächelte er mich freundlich an, doch ich versteckte mein rot anlaufendes Gesicht sofort hinter meinem Laptopbildschirm. Scheiße Elia, kannst du bitte weniger hormongesteuert sein. Ist ja sau peinlich., dachte ich mir mit heißem Kopf und rutschte tiefer in meinen Sessel hinein, sodass er meinen Tomatengesicht hoffentlich nicht sah. Verärgert biss ich mir auf meine Wange und fokussierte dann doch wieder auf den Text über die britische Kolonialherrschaft vor mir. Immerhin musste Noel auch schon mitbekommen haben, dass ich seit einiger Zeit nichts mehr in das gemeinsame Dokument hineingeschrieben habe. Mal abgesehen davon, dass ich ihn so offensichtlich angestarrt hatte.

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Einundeinhalb Stunden später, wurde ich zum dritten Mal aus meiner Konzentration gerissen, da aus der Tür hinter uns schallendes Gelächter herausdrang. Es schien Noel ebenso in seinem Schreibfluss zu stören, denn er stöhnte laut auf und begann sich ausgiebig zu strecken. Natürlich rutschte dabei sein T-Shirt ein wenig hinauf und gab mir einen guten Blick auf seinen flachen, leicht trainierten Bauch. Doch ich sah das nicht. Absolut nicht. Stattdessen war die Pflanze in der hintersten Ecke des Zimmers auf einmal äußerst interessant und ich konzentrierte mich darauf.

Ein verschmitztes Lächeln trat auf sein Gesicht, er beendete sein Strecken, doch ließ seine Arme oben und verschränkte seine Hände hinter dem Hinterkopf. "Also mir raucht der Kopf. Wie geht es dir?", fragte er mich und mit leidigem Gesichtsausdruck nickte ich und unterstrich damit seine Aussage. "Sehr schön!", rief er begeistert aus und klappte schwungvoll seinen Laptop zu. "Dann wollen wir doch mal zu den anderen schauen!"

Bevor ich etwas dafür oder dagegen sagen konnte, lehnte er sich über den Tisch und klappte meinen Laptop zu. Da ich dem wohl eindeutig nichts entgegenzusetzen hatte (und auch nichts entgegensetzen wollte), schlug ich mir aufbruchsbereit auf meine Oberschenkel und richtete mich auf. Währenddessen hatte Noel schon den Raum durchquert und öffnete mir gentlemanlike die schwere hölzerne Flügeltür auf. "Wenn Sie mir folgen würden.", sagte er in einem gespielt schnöseligen Alt-Butler Ton und stand kerzengerade in der offenen Tür. Belustigt, doch überrascht von wo auf einmal seine Verspieltheit herkam, ging ich durch die Tür hindurch. Natürlich war ich mir nicht zu schade dafür, einen ungeschickten Knicks vor ihm zu machen und stumm kichernd durch die Eingangshalle weiterzugehen.

Er schloss wieder zu mir auf und lächelte mich breit von der Seite an, was mein Herz schneller schlagen ließ. Doch dieser Augenblick verging schneller als gedacht, als wir vor der Tür standen, aus der immer wieder das Gelächter drang und dahinter laut und deutlich etwas zu hören war. "...ist auf Bewährung. Er wird doch genau wissen, dass er sich keinen Blödsinn leisten darf.", erklang es hinter der Tür und Noels Gesichtsausdruck fror augenblicklich ein. Ich konnte nicht einmal die tiefere Bedeutung der Wörter ausmachen, da stieß er schon lautstark die Tür auf und eröffnete das Wohnzimmer vor mir.

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