Mit leerem Blick starrte ich aus dem Fenster, während die Landschaft an mir vorbei zog. Sunrise Avenue mit "I don't dance" drang aus dem Radio und Noel summte den Refrain mit. Ich dachte nach. Mir war aufgefallen, dass ich schon lange keine Panikattack mehr hatte. Das war natürlich sehr gut, nur fragte ich mich wieso das plötzlich so war. Was hatte sich geändert? Lag es daran, dass ich jetzt viel mit meinem neuen Elemantary Kräften zu tun habe? Oder vielleicht, dass ich mit dem Flugzeugabsturz abgeschlossen habe, schließlich habe ich wieder meine Stimme und mein Vater lebt (angeblich) noch. Das musste es sein!
Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht, da ich mich freute endlich mit diesem schlimmen Kapitel meines Lebens abgeschlossen zu haben. Noel warf mir einen Seitenblick zu und fragte mich:" An was denkst du gerade?"." Kannst du doch selber schauen.", antwortete ich ihm zwinkernd und er lachte." Da hast du recht, aber ich möchte nicht wie ein Stalker wirken und du brauchst ja auch deine Privatsphäre.". Er hatte recht, doch jetzt war es für mich okay." Nur zu, ich erlaube es dir.". Er nickte und ich merkte wie er sich konzentrierte. Trotzdem schaffte er es auf die Straße zu schauen und plötzlich erhellte sich sein Gesichstausdruck." Das ist ja toll Elia! Ich freue mich für dich, dass du den Unfall hinter dir lässt. Natürlich bin ich auch stolz auf dich, denn nicht jeder, der so etwas traumatisierendes wie du es erlebt hast, kann dies jemals verarbeiten.". Er gab mir einen schnellen Kuss, dann musste er sich wieder auf die Straße konzentrieren.
Währenddessen schaute ich weiter aus dem Fenster und beobachtete die neben uns fahrenden Autos. Plötzlich wurde aber das Lied, welches gerade im Radio spielte unterbrochen und eine weibliche Moderatorin sagte:" Achtung Autofahrer! Auf der A6 fährt ein Geisterfahrer mit ernormen Tempo. Ich wiederhole: auf der A6 fährt ein Geisterfahrer mit hohem Tempo. Fahren sie bitte vorsichtiger, oder gleich von der Autobahn ab. Wir geben Entwarnung, wenn dieser die Autobahn verlassen hat."
" Ühm...Noel? Auf welcher Autobahn fahren wir?", fragte ich verunsichert und Noel antwortete ernst:" Auf der A6...". Oh shit..." Sollten wir jetzt nicht ab-", doch ich konnte nicht weiterreden, denn die Moderatorin sagte wieder etwas:" An alle Autofahrer auf der A6! Fahren Sie bitte mit Ihren Autos auf den Pannenstreifen und gehen sie von der Autobahn weg! Der Geisterfahrer hat eine Waffe und schießt wahlos auf Autos! Er fährt einen schwarzen Porsche 911 Turbo. Wenn sie ihn sehen fahren Sie bitte auf den Pannenstreifen und verlassen sie so schnell wie möglich die Autobahn.". Das gleiche sagte nochmal eine männliche Stimme auf Englisch und ich erstarrte.
Eine Massenpanik entstand und mehrere Autos fuhren nicht mal bis zum Pannenstreifen, sondern die Fahrer ließen die Fahrzeuge stehen und rannten heraus. Doch viele fuhren sogar bis zum Rand und stiegen dann schnell aus. Noel wollte das gleiche machen, doch plötzlich fuhr ein Auto hinter uns in seinen Mini Cooper hinein und mein Kopf wurde nach vorne geschleudert. Sternchen und schwarze Punkte traten vor meinen Augen und mein Kopf schmerzte. Doch Noel ging es noch schlechter. Er wurde mit voller Wucht gegen das Lenkrad geschlagen und regungslos lag er nun da. Blut rann aus einer Platzwunde auf seiner Stirn und seine Augen waren geschlossen. Panisch rüttelte ich ihn, doch er öffnete seine Augen nicht." Noel! Du musst aufwachen!", schrie ich ihm ins Ohr, aber noch immer nichts.
Doch dann sah ich einen schwarzen Punkt vor uns, der mit vollem Tempo auf uns zu kam. Mein Herz blieb stehen. Es war der Porsche. Mir wurde klar, dass ich Noel aus dem Auto heraus bringen musste und öffnete schnell meine Autotür. Ich rannte auf die andere Seite und schlug Noels Tür auf. Ich schob ihn nach hinten und lehnte mich über ihn, damit ich ihn abschnallen konnte. Meine Finger zitterten und schwitzten wie verrückt, deswegen daurte es ein Weilchen, bis ich ihn abschnallen konnte. Daraufhin kippte Noel wieder nach vorne un die Hupe begann laut zu hupen." Fuck! Fuck! Fuck! Das dauert alles viel zu lange.", murmelte ich und sah dem immer näher kommendem Wagen entgegen. Aber ich musste es schaffen!
Mit neuem Mut zog ich Noel ächzend aus seinem Auto und hielt ihm unter seinen Schultern fest. Verdammt! Er war zu schwer für mich!
Doch da kam mir eine Idee. Vorsichtig legte ich Noel auf den Boden und sein Kopf rollte auf die Seite. Entschlossenheit machte sich in mir breit und ich ballte meine Hände. Ich stellte mich genau in die Mitte der Straße und sah den Porsche entgegen. Wie erwartet tauchten die Augen vor mir auf und ich nickte den schwarzen Elfenaugen zu. Sie kamen wie das Fahrzeug auf mich zu und ich hoffte, dass die Verwandlung nicht zu lange dauerte. Doch dieses mal kam sie ganz schnell. Eigentlich zu schnell. Ohne dass der Nebel kam verwandelte ich mich in Sekunden schnelle. Mein Haar wurde länger und meine Ohre spitzer. Meine Sinne schärften sich und plötzlich sah ich den Autofahrer ganz genau. Eigentlich war es eine Autofahrerin. Sie hatte blondes Haar, ein eigentlich hübsches Gesicht und lächelte mich böse an. Ich schaute sie weiter entschlossen an. Dann schloss ich meine Augen und blendete alles um mich herum aus. Das laute Geräusch der Reifen auf dem Asphalt verschwand, der Wind wehte plötzlich nicht mehr und es war auch nicht mehr kalt.
Ich stellte mir einen Bogen vor und vor meinen Inneren Auge tauchte einer auf. Er war schwarz und sah sehr modern aus. Ein Köcher war auch dabei und ich stellte mir vor wie er in meiner Hand lag. Langsam öffnete ich meine Augen wieder. Wie erwartet hielt ich den Bogen in der Hand und auch der Köcher war auf meinen Rücken geschnallt. Jetzt lächelte ich. Gemächlich nahm ich einen Pfeil heraus und spannte die Sehne. Das Auto kam näher. Ich legte meine Lippen nahe der Sehne. Die blonde Frau holte eine Pistole heraus und zielte auf mich. Ich beruhigte mich und verlangsamte meine Atmung. Nur noch 40 Meter trennten mich und der Wagen. Einatmen. 30 Meter. Ausatmen. 20 Meter. Auf den Herzschlag hören. 10 Meter. Auf eine Pause des Bumpern hören. 5 Meter. Schuss!
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Dark Angels
FantasyElia Smith ist ein durchschnittliches Mädchen und versucht sich- wie jeder - irgendwie durchs Leben zu boxen. Ein Unfall vor Jahren nahm ihr nicht nur den Vater, sondern hinterließ sie auch noch ohne Sprache. Eine Schockstummheit. Panikattacken und...