Kapitel 32 Bitte nicht Aaron

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Moons Pov:

Gequält schloss ich meine Augen und sah auf den Boden. Ich halte es einfach mit Aaron nicht mehr aus. Seitdem wir den schlimmen Streit hatten, hat er kein einziges Wort mehr zu mir gesagt, oder mich nur eines Blickes gewürdigt. Weiß er denn nicht wie sehr er mich damit quält? Wie sehr ich ihn eigentlich liebe?

Anscheinend nicht, denn er sitzt mir gegenüber und flirtet mit einem anderem Mädchen. Mit Sun und ihm sitze ich gerade in einem Café und nur 5 Minuten nachdem wir uns hingesetzt habe, hat er sich zu dieser Wasserstoff-blonden Tussi hingesetzt.

Sie himmelte ihn natürlich sofort an (was ich bei seinem Körper auch verstehen kann) und kicherte alle 30 Sekunden blöd, wenn er einen seiner Witze erzählte.

Wie ist es aber so weit gekommen? Ist das wirklich alles meine Schuld, nur weil ich zu ließ, dass mich Ithan geküsst hat? Wieso habe ich ihn nicht auf die Seite gestoßen? Ich hätte in seine Kronjuwelen treten sollen und ihm dann den Arm brechen sollen! Aber nein! Ich musste ja zu lassen, dass mich dieser Spako küsste!

Ich hätte mir bei Ithan ja denken können, dass er nicht einfach nur mein "Freund" sein wollte! Ich meine, er ist der Macho rechthin unter den Elfen und jede Frau die nicht bei drei auf den Bäumen ist, ist seine "Beute". Tja und somit bin ich jetzt auch Teil seiner Trophäen Sammlung. Wie erniedrigend. Ich bin die Tochter von Elisen und lasse mich auf Ithan ein. Aber meine Mutter hatte ja sowieso etwas gegen Aaron, weil er ein Gestaltenwandler ist und somit eigentlich der Feind. Die ist jetzt sicherlich glücklich, weil wir Schluss gemacht haben.

Plötzlich wurde ich aber aus Gedanken gerissen als Sun murmelte:" Oh bitte nicht Aaron...". Ich sah vom Boden auf und sofort wünschte ich es mir nicht getan zu haben. Aaron küsste die Tussi wild und leidenschaftlich.

Mein Herz verwandelte sich in hauchdünnes Glas und zerbrach in tausend Scherben, welche mich tief schnitten. Tränen sammelten sich in meinen Augen und meine Unterlippe begann stark zu zittern.

Ich hielt es einfach nicht mehr aus meinen Aaron mit einer anderen zu sehen und stand ruckartig auf, um zu flüchten. Der Stuhl kippte hinter mir um und fiel scheppernd zu Boden, doch ich achtete gar nicht mehr darauf, da ich versuchte so schnell wie möglich aus dem Café zu verschwinden. Dabei rannte ich beinahe einen Mann in Anzug und Aktenkoffer um, doch ich ignorierte seine empörten Verwünschungen und rannte weiter. Einfach nur weg! Irgendwo hin! Egal wo!

◇ ◇ ◇ ◇

◆ ◆ ◆

Nach einiger Zeit stoppte ich aber und sah mich keuchend um wo ich war. Um mich herum sind die Hochhäuser verschwunden und es gingen nur wenige Leute hier. Auf der gegenüber liegenden Seite der Straße war ein Spielplatz, wo ein paar Kinder spielten und Mütter auf Holzbanken tratschten. Es war ein idylisches Plätzchen und strahlte Ruhe sowie Entspanntheit aus. Genau das was ich jetzt brauchte.

Kurzerhand ging ich schnell über die Straße und öffnete das kleine Tor, da ein nicht sehr hoher Metallzaun um den Spielplatz gespannt war. Quietschend schloss ich es wieder und sah mich nach einer passenden Sitzgelegenheit um. Alle Bänke waren besetzt, nur eine nicht. Die Holzbank sah alt aus und wurde schon viel mit Graffiti angesprüht. Ein verrostetes Schildchen war an der Mitte befestigt und darauf stand: Gespendet von A. Müller, 1998

Ich hatte zwar keine Ahnung wer A. Müller war, doch trotzdem dankte ich ihm/ihr im stillen darüber, dass ich Dank ihm (oder ihr?) auch etwas zum Sitzen hatte.

Seufzend legte ich mein Gesicht in meine Händflächen und schluchzte leise. Er ist mit dieser Aktion eindeutig zu weit gegangen. Bei Ithan und mir war es Unfall gewesen und das wusste er, doch das hat er absichtlich gemacht. Was wollte er mir damit beweisen? Etwa, dass er unsere Beziehung schon längst vergessen hat? Dass er jede haben kann die er will? Oder glaubt er, dass wir beide jetzt quitt sind?

Ich weiß es nicht.

Plötzlich aber zupfte etwas an meinem T-shirt und ich hob meinen Kopf. Vor mir stand ein kleines  Mädchen mit süßen Bäkchen und blonden Haaren, die geflochtet waren. Fragend sah sie mich an."Wieso weinst du?"

"Das willst du sicherlich nicht wissen. Geh doch wieder spielen.", schlug ich ihr vor, doch sie schüttelte ihr kleines Köpfchen." Die Marlene will mich aber nicht mitspielen lassen und zu den blöden Buben will ich auch nicht! Bitte darf ich bei dir bleiben!". Ich seufzte." Na gut, wenn du unbedingt willst, dann setz dich mal zu mir."

Ihre Äuglein begannen zu leuchten und voller Schwung setzte sie sich neben mich. Ich beugte mich leicht zu ihr, damit ich auf Gesichthöhe mit ihr sein konnte und fragte sie:" Wie heißt du denn überhaupt?"." Ich heiße Astrid, aber alle nennen mich As, keine Ahnung wie die darauf gekommen sind.

Jetzt musst du aber auch deinen Namen sagen!". Ich schmunzelte von der Enthusiation des kleinen Mädchens. "Ich bin Moon, schön dich kennen zu lernen."

"Alsooo Moon? Wieso hast du vorhin geweint?", wiederholte sie ihre Frage und schaute mich interessiert an."Du willst das wirklich wissen?". Heftigt nickte sie mit ihrem Köpfchen."Na gut, aber vielleicht verstehst du das noch nicht so ganz.

Also, da gibt es so einen Jungen, sein Name ist Aaron, und der hat mir schon immer besonders gut gefallen. Anscheinend gefiel ich ihm auch und wir kamen zusammen."." Wie so meine Mami und mein Papi?", fragte sie wieder und ich antwortete:"So ungefähr, aber nicht ganz. Deine Eltern sind wahrscheinlich verheiratet, Aaron und ich waren in einer Beziehung." Mit interessiertem Gesichtsausdruck unterbrach sie mich wieder:" Und was macht man so in einer "Beziehung"?"

"Hmm...das ist nicht so leicht zu erklären. Sagen wir mal so, dass zwei Menschen die in einer Beziehung sind sich öfters sehr lieb haben, doch manchmal klappt es zwischen den beiden nicht und sie machen Schluss. Soweit verstanden?". Wieder nickte sie eifrig und ließ ihre Beine über die Kante der Bank baumeln.

Danach versuchte ich so kindergerecht wie nur möglich ihr die Geschichte des ganzen Schlammassels zu erzählen und die ganze Zeit hörte sie mir zu. Hin und wieder gab sie einen Kommentar ab, oder fragte etwas, doch sonst blieb sie still.

Langsam wurde es finsterer um uns herum, doch wir beide bemerkten es nicht. Bis aufeinmal eine junge Frau mit freundlichem Gesicht vor mir stand."Da bist du also Astrid! Dein Vater und ich haben dich überall gesucht!". Leicht vorwurfsvoll sah sie Astrid an, doch dann wendete sich ihr Blick zu mir und sie sagte:" Es tut mir leid, falls Sie meine Kleine genervt hat, aber wie es scheint hatten Sie ja viel Spaß.". Ich lächelte sie an und nickte:" Sie hat ganz und gar nicht genervt! Ganz im Gegenteil! Sie war sehr höflich und hat mit mir getratscht. Es war wirklich ein schöner Nachmittag mit ihr."

"Oh, wenn es so ist....Naja, es ist schön spät und As muss ja noch baden gehen. Danke, dass Sie auf sie aufgepasst haben, noch einen schönen Abend.", verabschiedete sie sich von mir und hielt Astrid ihre Hand hin. Das kleine Mädchen sprang daraufhin von der Parkbank und nahm die Hand ihrer Mutter." Tschüss Moon!", rief mir Astrid noch verabschiedend hinterher und winkte mit ihrer kleinen Hand. Ich lächelte sie an und winkte zurück.

Noch einige Zeit sah ich ihr hinterher wie sie an der Hand ihrer Mutter herum hüpfte. Astrid war wirklich ein liebes Mädchen. Ich hoffte, dass wir uns vielleicht nochmal sehen würden.

Langsam ließ ich mich wieder auf die Parkbank nieder und plötzlich waren wieder die Gedanken um Aaron da. Wieder schmerzte mein Herz und meine Sicht verschwamm.

Schluchzer und ein wimmern kämpften sich aus meinem Mund und ich ließ sie ihren freien Lauf. Wieso machte mich Aarons Verachtung nur so traurig! Wieso konnte ich nicht einfach unsere früherige Beziehung - wie er - so schnell vergessen? Wieso hang ich so an ihm?

Mit rot verquillten Augen sah ich um mich und bemerkte verwundert, dass mittlerweile die Sonne schon verschwunden ist und der Spielplatz menschenleer war. Eine Straßenlaterne hinter meiner Bank war die einzige Beleuchtung, sonst war es stockfinster.

Plötzlich schreckte mich aber eine Stimme hinter mir auf:" Ich bin so ein Idiot...". Blitzschnell drehte ich mich um und wie erwartet stand Aaron hinter mir. "Hau ab. Ich brauch dich hier nicht.", murmelte ich, doch er schüttelte seinen Kopf und setzte sich neben mich. Sofort drehte ich mich nach rechts damit ich ihm nicht in sein (wunderschönes) Gesicht sehen musste. Ich hörte ihn seufzen.

"Moon...es...es tut mir leid. Ich habe mich in den letzten Tagen wie der größte Arsch auf Erden aufgeführt und das im Café war auch nicht nötig gewesen. Bitte verzeih mir.". Sollte ich das? Sollte ich ihm verzeihen? Oder passen wir einfach nicht zusammen?

Dark AngelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt