Kapitel 7 Eine gute Show

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Am Nachmittag saß ich verzweifelt am Esstisch und vergrub mein Gesicht in meine Handflächen, um den Haufen von Mathe-Zetteln vor mir nicht mehr sehen zu müssen. Wer hatte sich diese blöden Mathe Formeln ausgedacht? Die versteht doch kein Mensch! Selbst ein Nicht-Mensch hat keinen Schimmer davon! Immerhin hatte ich auch schon Sari die Fee gefragt, doch auch sie hatte keinen blassen Dunst davon. Müssen Feen denn überhaupt Mathe können?

Ich merkte, dass meine Gedanken wegdrifteten und schelte mich dafür. Ich sitze schon zu lange an dieser Hausübung, da sollte ich sie doch endlich fertig bekommen!
Ich wollte schon wieder mit meiner Arbeit beginnen, als auf einmal das glockengleiche Stimmchen von Sari jammerte:"Eliaaaa. Mir ist langweilig! Machen wir etwas lustiges!"

Ich wusste nicht zum wievielten Mal ich diese Beschwerde hörte, doch ich entschied, dass sie mich oft genug gestört hatte.

Also schnappte ich mir kurzerhand ein Glas aus der Küche und bevor die kleine Fee es erahnen konnte, stellte ich es über sie.
"Hey!", rief sie empört durch das Glas und schlug dagegen, doch ich ignorierte sie. Auch wenn ich ein bisschen schuldbewusst war.

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Eine weitere halbe Stunde verging und ich war noch immer nur halbwegs fertig mit meinen Aufgaben. Schwer seufzte ich und sah zu Sari, die noch immer in ihrem Glas saß. Schon vor zehn Minuten hatte sie ihren Protest beendet und saß mittlerweile nur da und zeichnete Wasserringe in die Luft.

Warte was? Wie gelang ihr das?, riss es mich aus meinen Gedanken zu meiner Hausaufgabe und starrte fasziniert auf ihre Kunst. Dabei sah sie jedoch so gelangweilt aus, wie als könnte sie diese vielen Ringe im Schlaf machen. Sie ließ eine kleine Wasserkugel wie aus dem Nichts kommen und formte sie mit ihren geschickten kleinen Händen so lange, bis sie wieder einen Wasserring hatte. Diesen ließ sie anschließend durch die Mitte eines größeren Ringes schweben und selbst sie lächelte vergnügt.

Ich ging noch näher mit meinem Gesicht an sie heran, als sie sich plötzlich umdrehte und erschrak, dass ich so nah war. Doch ihr erschrecktes Gesicht verschwand gleich und argwöhnisch sah sie mich an. "Ich mache keine weiteren Ringe, wenn du mich so blöd anglotzt.",sagte sie bockig, doch hob auf einmal interessiert ihre Augenbraue:"Außer, wenn du mich hinaus lässt."

Natürlich konnte ich meine Neugierde nicht kontrollieren und meine Konzentration für meine Aufgabe war sowieso dahin. Also hob ich das Glas von ihr Weg, woraufhin sie sofort hinaus surrte und befreit durch den Raum herumflog. "Wunderschön wieder frei zu sein.", freute sie sich und streckte sich ausgiebig.
Doch dann drehte sie sich auf einmal um und sah mich bitterernst an. "Mach bitte so etwas nie wieder. Das war echt nicht in Ordnung."

Schuldbewusst bis ich mir auf meine Lippe und nickte reudig, als sich auf einmal wieder ihre Stimmung änderte und sie mich quietsch-vergnügt anlächelte.

"Also dann wird es Zeit dir eine bessere Show zu bieten, als dieser Babykram gerade eben.", sagte sie stolz und mit einem verheißungsvollem Lächeln. "Komm mit mir!"

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Ungeduldig saß ich da und wartete auf die Show, die mir Sari versprochen hatte. Sie hat mich an den Stadtrand gezerrt und mich hier vor einem kleinen See platziert und ließ mich nun seit einer halben Stunde warten. Es fröstelte mich, obwohl ich eine Winterjacke und Santa Hörnchens Haube und Handschuhe trug und grub mein Gesicht in meine Winterjacke.
Ich hoffe echt, dass sie mich nicht verlassen hatte, als Gegenstück, dass ich sie im Glas eingesperrt habe, dachte ich mir nervös, doch schüttelte diesen Gedanken sofort ab. Ich hatte mich bei ihr entschuldigt und auch wenn die Gute ein Ego eines Elefanten hatte, glaubte ich nicht, dass sie nachtragend war.

Seufzend, da die Sonne langsam unterging und mir noch kälter wurde, zog ich meine Beine gegen meine Brust und versank in Gedanken.

Es war irgendwie unheimlich, wie sehr ich dieser Fee vertraute. Vor ein paar Tagen wusste ich nicht einmal, dass es Geschöpfe wie sie gab und nun bin ich ihr mitten ins Nirgendwo gefolgt und friere mir den Arsch ab.

Nachdenklich biss ich mir auf meine Lippe und starrte in die Luft. Ob es auch andere nichtmenschliche Wesen gab wie sie? Vampire? Einhörner? Werwölfe?
Vielleicht sollte ich sie das mal fragen.

Ich hätte noch ewig mir weiter Gedanken machen können, doch ich wurde plötzlich aus diesen gerissen, als direkt neben meinem kleinen Zeh eine Blume wie aus dem Nichts langsam aufblühte und in einem strahlenden Blau zu leuchten begann.
Was zur Hölle es ist doch Winter, dachte ich mir überrumpelt, als auf einmal eine weitere Blume aufblühte und zum Strahlen begann. Über die ganze Wiese begannen die Blumen zu sprießen, bis ich beleuchtet in einem sanften Blau da saß und mit vor Begeisterung leicht geöffnetem Mund mich umsah.

War das etwa Sari ihr Werk?
Natürlich war es das, doch ich bekam sogleich die Antwort darauf, als der See auf einmal ebenfalls zum Strahlen begann. Wie als hätte man Scheinwerfer Unterwasser angemacht.

Plötzlich schossen aus dem See Tausende kleine Feen heraus und drehten synchron Pirouetten. Kleine Tropfen von Wasser spritzen um sie herum und bildeten eine durchsichtige runde Mauer. Nach einiger Zeit hörten einzelne Feen auf und ließen Wasserfontänen aus dem Wasser schießen, die in der Luft wie Feuerwerke explodierten.

Verzaubert und mit leuchtenden Augen sah ich mir das Spektakel an. Das ist ja unglaublich!

Doch der Höhepunkt kam gerade erst, als ich bemerkte wie die blauen Blumen noch greller leuchteten. Die Feen machten weiter mit ihrer Show, aber nur eine kleine Fee trat aus der Reihe und blieb vor mir, über dem Wasser schwebend, stehen. Freudig lächelnd erkannte ich, dass es Sari war, die in einem kurzen wunderschönen, dunkelblauen Kleid mit kurzen Ärmeln über den See schwebte (war ihr nicht kalt?), natürlich dank ihren Kolibri ähnlichen Türkisen Flügeln, die brav hinter ihr schlugen.
Sie zwinkerte mir keck zu und lächelte mich ebenfalls an, als sie auf einmal ernst wurde und ihre Augen schloss.

Langsam hob sie ihre Ärmchen und die Blumen um mich herum begannen in die Höhe zu gehen und gen See zu fliegen. Nur eine Blüte flog auf mich zu und verzaubert streckte ich meine Handfläche aus, damit sie landen konnte. Sanft tat sie es und ich steckte sie schnell hinter mein Ohr, damit ich sie nicht verlor.

Die anderen Blumen schwebten inzwischen leuchtend über dem See und Sari öffnete ihre Augen wieder. Die Feen hinter ihr hatten mit den Wasserfontänen aufgehört und mir fiel auf, dass nun neben jeder Fee eine Blume war.
Sari klatschte auf einmal und schlagartig erhellte sich jedes einzelne Gesicht der kleinen Geschöpfe. Schnell sprang jeder auf eine Blume und ich traute meinen Augen kaum, als sie mit ihnen über den See flitzten.

Ich wusste kaum, wo ich hinschauen sollte, da jede einzelne Fee einerseits ein wunderschöner, als auch lustiger Anblick preisgab. Manch einen schmiss es von der Blume und platschte ins Wasser, woraufhin andere laut auflachten und jene im Wasser ebenfalls sich vor lachen kugelten. Andere jedoch führten Kunststücke auf und sprangen gegenseitig auf die Blume des anderen oder machten Handstände oder Saltos mit ihrer Blume.

Es war einfach magisch und in mir kam die Lust auf selbst mitzumachen, auch wenn ich dafür einen Meter fünfzig zu groß war.

Ich bemerkte kaum Sari, die auf einmal, ebenfalls auf ihrer Blume reitend, zu mir kam, bis sie mich mit ihrer glockenhaften Stimme aufschreckte:"Na, das war doch mal eine Show! Und alles unter meinem Kommando!"
Während sie das sagte lächelte sie stolz und klopfte sich auf die Brust.

Ich kicherte stumm und ehe sie es vorhersehen konnte, schnappte ich sie mir und gab ihr einen Kuss auf ihr bläuliches gewelltes Haar. „Bääääh!", rief sie sogleich angeekelt aus und versuchte sich aus meiner Hand zu befreien, doch beließ es nach wenigen Sekunden dabei und machte es sich in meiner Hand gemütlich.

Ich weiß nicht wie lange wir uns noch die anderen Feen anschauten, doch nach und nach verabschiedeten sie sich und nach einiger Zeit wurde es auch Zeit für uns zu gehen.

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Am nächsten Morgen wurde ich von meinem Wecker geweckt und gähnte zuallerallererst mal ausgiebig. Ich war zwar echt müde, doch nach einem Blick auf meinen Nachttisch und der Blume von gestern, konnte ich nicht anders als zu schmunzeln.

Sari hatte recht gehabt. Ihre Show werde ich für lange Zeit nicht mehr vergessen.

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