Kapitel 13: Willkommen zurück

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Das Trainingscamp endete nach dem Vorfall mit Yui auch wieder recht schnell. Am Morgen der Abfahrt war ich gerade noch dabei schnell meine letzten Sachen zu packen. Ich war ein wenig früher aufgestanden als die anderen, da ich noch ein wenig die Zeit hier genießen wollte. Dementsprechend wanderte ich durch die Gebäude in Richtung der Sporthalle und hing meinen Gedanken hinterher. Zu meiner Überraschung war die Halle jedoch nicht leer.

Ich lehnte mich, sobald ich an der Tür stand ein wenig nach innen um zu schauen, wer sich ebenfalls so früh zur Halle aufmachte und zur meiner Überraschung war es Noya, der sich sonst strickt dagegen wehrte früher als nötig aufzustehen. Noya stand mit dem Rücken zu mir und warf sich immer wieder den Ball ein Stückchen nach vorne um dann hinter ihm her zu rennen und ihn wieder aufzufangen, bevor er den Boden berührt. Stillschweigend beobachtete ich ihn eine Weile und musste dabei verschiedene Situationen mit ihm denken. 

Während dem Trainingscamps, sind wir beide uns ein wenig näher gekommen. Mittlerweile hatte er meine Freundinnen und auch Hinata verscheucht, wenn es darum ging sich paarweise einzuspielen, da er dies mit mir machen wollte. Er meinte natürlich, dass liege nur daran, dass ich Linkshänderin sei und er dabei noch besser trainieren konnte. Überraschenderweise störte es mich aber auch nicht, wenn er mit mir spielen wollte. Sein sonniges Gemüt erfreute mich einfach und ich war gerne in seiner Nähe. Ich muss auch zugeben, dass seine Art zu erkennen, wann ich gedanklich abschwiff oder mich nicht mehr stark genug konzentrierte so erstaunlich war, dass er es auch immer wieder schaffte mich durch Sticheleien zu motivieren, meine Höchstleistung zu geben.

Als der Ball mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden aufkam, schaute ich kurz auf die Uhr in der Halle. Wir hatte noch eine Stunde, bevor der Rest aufstehen würde. Daher beschloss ich, mich Noyas „Training" anzuschließen. „Brauchst du Hilfe? Beziehungsweise einen Mitspieler?" fragte ich also etwas laute und betrat nun vollständig die Halle. Noya zuckte kurz zusammen und drehte sich schnell zu mir um. Als er mich wahrscheinlich richtig wahrnahm breitete sich auf seinem Gesicht ein breites Lächeln aus und seine Augen leuchteten regelrecht in ihrem schönen braun. „Klar, immer doch! Aber sag mal, warum bist du denn schon wach?" fragte er, während ich meine Sweatshirt-Jacke auszog. Unter ihr befand sich ein einfaches grünes Top. Die blaue Jeans lies ich so wie sie war, da ich keine kurze Hose eingepackt hatte und auch nicht das dringende Bedürfnis verspürte, mit ihm in Unterwäsche zu spielen. „Ich wollte einfach noch die Zeit hier ein wenig im wachen Zustand genießen. Aber warum bist du denn schon wach? Normalerweise lässt du dir doch nicht deinen erholsamen Schlaf rauben." stellte ich fest und lächelte ihn dabei an, bis ich meine Haare zusammen nahm um mir einen Zopf zu binden.

„Ich weiß nicht, ich konnte einfach nicht mehr schlafen." meinte er stumpf und wartete geduldig, bis ich mich vor ihm positionierte. „Ist alles in Ordnung?" hakte ich auch sofort nach, weil das alles, das früh aufstehen durch Schlaflosigkeit nicht den Normalzustand von Noya beschrieb. „Jetzt auf jedenfall." meinte er nur und lächelte mich sanft an. Sofort verfärbten sich meine Wangen in einen eher rötlichen Ton, doch zu meinem Glück warf er den Ball nach oben und wir begannen uns in Ruhe zuzuspielen. Seine Aussage ignorierend, weil ich nicht sicher war, was ich davon halten sollte, wie ich damit umgehen sollte und auch was das genau bedeutet, lies ich es aber nicht bei seiner Aussage beruhen. 

„Also, was ist wirklich los?" fragte ich direkt zurück. Er wendete kurz seinen Blick vom Ball ab um in meine erwartungsvollen Augen zu blicken. Kurz schwieg er, bevor er zu einer Antwort ansetzte. „Das klingt jetzt vielleicht ein wenig seltsam, weil ich für euch jüngeren sowas wie ein Mentor bin..." dabei grinste er sein typisches, breites Noya Grinsen und ich verdrehte nur meine Augen. „... aber ich war am überlegen, wie du mit der Sache mit der Mädchenmannschaft umgehen willst. Wirst du die gemischte Mannschaft dafür aufgeben wollen? Wenn ja, dann bitte ich dich nochmal...." verwirrt schaute ich ihn an. War seine Schlaflosigkeit durch einen, den ich zumindest nicht geplant hatte, Mannschaftswechsel meinerseits begründet? Bevor er weiter reden konnte, unterbrach ich Ihn auch  recht schnell. „Ich habe nicht vor die Mannschaft mit euch Jungs zu verlassen. Ich hatte vor zeitgleich bei euch und den Mädchen zu spielen, solange Yui außer Gefecht ist. Wenn sie wieder spielfähig ist, werde ich auch vielleicht die andere Mannschaft wieder verlassen. Oder vielleicht auch nicht. Ich werde schauen wie gut ich mit dem Team klar komme und dann entscheiden. Aber ihr werdet mein Hauptteam bleiben. Da mach dir mal keine Sorgen." 

Daraufhin grinste er wieder so glücklich, als hätte er gerade die Lösung aller Probleme dieser Welt entdeckt. Oh man. Das schlimmste an der ganzen Sache war jedoch, dass mein Herz als Reaktion auf sein Lächeln erfreut anfängt schneller zu schlagen. Noya lies den Ball auf den Boden fallen und lief nun auf mich zu und zog mich in eine feste Umarmung und schwankte glücklich dabei hin und her. Zu meinem pochendem Herzen gesellte sich nun auch ein kribbeln in meiner Magengegend dazu und ich musste zugeben, dass es mir Gefühl, wie erfreut er darüber wirkte, dass ich ein Teil der Mannschaft bleiben würde, in der er auch spielte. 

Diese ganzen Gefühle, die Noya durch solche Gesten bei mir hervorrief waren etwas Neues für mich. Zuvor hatte ich noch nie auf jemanden so stark reagiert, abgesehen von der normalen liebevollen Sympathie, die man gegenüber seinen besten Freunden empfand. Aber ich wollte den Gedanken nicht zulassen, dass ich Noya doch mehr mochte, als ich eigentlich wollte, beziehungsweise sollte, daher schon ich schnell die ganzen Gedanken beiseite.

Nach der Umarmung hatte Noya und ich uns Draußen noch ein wenig über verschiedene Dinge unterhalten, bis es Zeit war zu den anderen zurückzukehren. „Bis nachher!" rief er mir noch zu, bevor er sich zu den Jungs aufmachte und ich mich in Richtung der Mädchen bewegte.

Wir trafen uns alle beim Bus wieder. Zumindest sahen wir uns, nachdem alle nach und nach eingetrudelt waren. Ich setzte mich auf den gleichen Platz, den ich auch auf der Hinfahrt belegt hatte und zu meinem erfreuen taten es meine Freunde auch, so dass ich auf jedenfall auf der Rückfahrt viel Spaß haben würde. Auch Noya setzte sich neben mich und als wir losfahren, war dieses Mal er derjenige, der mach kurzer Zeit einschlief. Dadurch glänzte er auch wieder mit seinem typischen Verhalten, wobei ich auch ganz froh darüber war, weil das Bedeutete, dass ihn nichts mehr wirklich bedrückte. Oh Gott, mir wurde dabei bewusst, dass ich nicht nur auf Noyas Nähe reagierte und auch Gefallen an seinem Charakter fand, sondern dass mir auch wichtig war, wie es ihm ging. Das nahm so langsam alles einen Verlauf, bei dem ich nicht wusste, ob er mir gefallen würde oder nicht. Und auch nicht, wie gut er zukünftig sein würde.

Als wir mit dem Bus über eine unebene Straße fuhren, rutschte sein Kopf auf meine Schulter und  sobald sein Kopf auf der Schulter lag, da kuschelte er sich auch in die Beuge zwischen Nacken und Schulter. Ich lies ihn jedoch so wie er war und legte meinen Kopf ebenfalls auf seinen drauf und schloss die Augen. Dabei redete ich mir ein, dass ich ihn nicht wegschob, weil er mich auf der Hinfahrt auch hatte auf ihm liegen lassen und dass ich müde sei, aber tief in meinem inneren wusste ich, dass es sich bei diesen zwei Gründen nur um Ausreden handelte. Doch darüber wollte ich mir keine allzu großen Gedanken machen. Zu meiner Überraschung schlief ich jedoch auch ein. An Noya gekuschelt und er an mich verbrachten wir also die gesamte Rückfahrt nach Hause schlafend.

Auch dieses Mal weckte Noya mich, als wir angekommen waren. Jedoch lagen wir nicht mehr so, wie wir eingeschlafen waren. Er lächelte mich warm an, während seine Augen.... ich vermutete liebevoll? aufleuchteten. Diesen Gedanken versuchte ich jedoch wieder schnell zu verdrängen. Ich war auf meinem Platz wie eine Katze zusammengerollt gewesen und musste erst mal meine Glieder strecken,  vor ich mich wieder bewegen konnte, da sich alles steif und eingerostet anfühlte. Und obwohl das Trainigscamp zuende war, freute ich mich auf mein Zuhause. Unter anderem, weil ich dort endlich auch mal wieder eine Zeit lang ungestört alleine sein konnte und weil ich dort die Zeit hatte um genauer über Noya und mich nachzudenken.

Der Rabe und die Löwin (Haikyuu/Nishinoya Yuu FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt