Eine lange Reise

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Vorsichtig fuhr mein Vater unseren grünen PickUp über den Parklatz des riesigen Flughafens und suchte einen freien Platz zum Parken. Ich nahm schon einmal meine Kopfhörer ab und verstaute diese zusammen mit meinem gelben MP3-Player, den ich schon seit der Vorschule hatte, in meinen Rucksack. Meine Mutter drehte sich vom Beifahrersitz nach hinten und schaute zu mir: ,,Und Ava, freust du dich schon?" Ich nickte und schenkte ihr ein Lächeln. Nachdem mein Vater endlich einen freien Parkplatz gefunden hatte, stiegen wir alle aus. Ich setzte mir meinen Lederrucksack auf und nahm den roten Koffer entgegen den mein Vater aus dem Kofferraum geholt hatte. Gemeinsam gingen wir in Richtung des Haupteingangs vom Flughafen. Ein riesiges Flugzeug flog über unsere Köpfe hinweg und ich sah ihm hinterher. ,,Schreib uns bitte, sobald ihr angekommen seid. Oder ruf uns an, sobald du Zeit hast.", ,,Ja Mum, keine Sorge." Nachdem ich mich Flughafen umgesehen hatte, entdeckte ich meine Klasse neben einer Rolltreppe. ,,Also dann. Viel Spaß mein Schatz." meine Mutter nahm mich in den Arm. Als sie sich wieder von mir löste umarmte mein Vater mich: ,,Mach schön viele Fotos mein Schatz." Nachdem ich mich von meinen Eltern verabschiedet hatte schlenderte ich auf meine Klasse zu. Ich ging zuerst zu meiner Klassenlehrerin Mrs. Cooper um anzukündigen, dass ich da war. Als sie mich auf der Klassenliste abgehakt hatte, ging ich zu meinen besten Freundinnen Scarlett und Quinn. ,,Sieh mal wer auch noch kommt," begrüßte Quinn mich grinsend. Ich umarmte die beiden. ,,Euch auch ein Hallo," entgegnete ich darauf. ,,Wer fehlt alles noch?" fragte ich die beiden. ,,Jasmin fehlt noch, aber dass ist ja nichts Neues," beantwortete Scarlett meine Frage und musste leicht anfangen zu lachen.

Nachdem sogar Jasmin es geschafft hatte zu erscheinen, machten wir uns auf den Weg zur Sicherheitskontrolle. Jasmin war das Mädchen, dass mir mein Leben in der Grundschule zur Hölle gemacht hatte. Sie hat mich damals immer geärgert und sich über mich lustig gemacht. Während die meisten Kinder damals noch Vater, Mutter, Kind spielten, saß ich auf der Bank neben der Weide die vor der Schule stand und las in Büchern, wie dem Kleinen Hobbit oder Harry Potter. Meine Lehrer meinten damals zu meinen Eltern, dass ich möglicherweise hochbegabt sei, da ich schon die Bücher auf dem Niveau einer Sechstklässlerin las. Dabei waren das doch Bücher die für Kinder gedacht waren. Sonderlich begabt war ich nicht wirklich, wie sich mit der Zeit herausstellte. Aber meine Liebe zu Büchern wuchs immer weiter. Vor allem aber machten sie sich Sorgen wegen meiner Zeichnungen oder Malereien von Zauberern die mit Drachen kämpften oder riesigen Spinnen die durch Wälder krochen, die von de Geschichten inspiriert waren, die ich las.
Als ich auf die weiterführende Schule kam, behielt ich meine Interessen eher für mich, um nicht wieder die Aufmerksamkeit gemeiner Mitschüler auf mich zu ziehen. Dort hatte ich auch Scarlett und Quinn kennengelernt und gleich am ersten Tag hatten wir uns echt gut verstanden. Scarlett stand mit ihrer Schlagfertigkeit immer vorne an der Spitze und Quinn konnte ihr als die Schlauste von uns ihren Rücken stärken. Jasmin ließ mich mit der Zeit in Ruhe, jedoch konnten wir sie alle drei nicht ausstehen. Vor allem weil sie immer so tat als sei sie super nett. Und sie schleimte sich total gern bei den Lehrern ein.

Nachdem wir die Sicherheitskontrolle ohne irgendwelche Komplikationen hinter uns gelassen und unser Gepäck abgegeben hatten, machten wir uns auf den Weg zu unserem Gate. Nach endlosem Warten wurden wir dann mit einem kleinen Bus zu unserem Flugzeug gefahren. Aufgeregt sprang ich aus dem Bus auf den Flugplatz. Der Wind ließ meine langen braunen Haare wild durcheinander wehen und ich lief voller Vorfreude die kleine Treppe hoch ins Flugzeug. Ich war noch nie vorher geflogen und freute mich schon auf die neue Erfahrung. Scarlett, Quinn und ich saßen zum Glück in einer Reihe und die beiden ließen mich am Fenster sitzen, damit ich die Aussicht anschauen konnte. Quinn hatte Flugangst und saß deswegen in der Mitte. Sie hatte sich auch schon eine Spucktüte und Kaugummis zurecht gelegt. Nachdem eine der Stewardessen die Sicherheitsvorkehrungen erklärt und sichergestellt hatte, dass alle angeschnallt waren - Quinn hatte ihren Anschnallgurt drei mal geöffnet und wieder geschlossen, um sicher zu stellen, dass er auch wirklich geschlossen war - dauerte es nur noch eine kurze Zeit und das Flugzeug startete. Quinn rutschte angespannt hin und her und nahm meine und Scarletts Hand. Begeistert schaute ich aus dem Fenster und beobachtete wie wir langsam abhoben und sich der Flughafen immer weiter entfernte. Beim Start hatte ich durch die hohe Geschwindigkeit ein komisches Gefühl im Bauch, als wären wir in einer Achterbahn. Scarlett versuchte Quinn zu beruhigen und erzählte ihr die Geschichte eines Films den sie vor zwei Tagen gesehen hatte. So konnte sie Quinn ein wenig ablenken und ihr Griff lockerte sich an meiner Hand. Mittlerweile waren wir schon über den Wolken und ich beobachtete das schöne Schauspiel von Sonnenstrahlen, die auf den Wolken zu tanzen schienen.

,,Da ist mein Koffer." Scarlett beugte sich nach vorn und schnappte sich das Gepäckstück von dem Laufband,das unverwechselbar ihres war. Sie hatte ein knallbuntes Mandala auf beide Seiten gemalt.Nach einem zwölfstündigen Flug waren wir endlich in Neuseeland angekommen und holten unser Gepäck. Quinn war noch immer ein wenig angeschlagen, was bei dem langen Flug aber auch kein Wunder war. Scarlett hatte die meiste Zeit über geschlafen und ich hatte meine Zeichnung eines Baumes, der neben dem Ende eines Wasserfalls stand, beendet. Nachdem wir alle unser Gepäck hatten, gesellten wir uns zu unserer Klasse. Mrs. Cooper zählte noch einmal durch und dann verließen wir den Flughafen. Die Luft außerhalb der Flughafenhallen war ganz anders als jede die ich vorher geatmet hatte. Die Sonne schien und Scarlett, Quinn und ich konnten es kaum fassen, dass wir in einem so schönen Land Urlaub machen würden. Auf dem Parkplatz wartete ein großer Reisebus auf uns und schnell rannten wir los, damit wir einen der hinteren Plätze bekommen konnten. Eine Gruppe Jungs kam auf die gleiche Idee und schon liefen wir um die Wette. Wir hatten Glück, weil der Busfahrer unsere Koffer zuerst in den unteren Klappen verstaute. Somit konnten wir mit unseren Rucksäcken auf den Rücken zuerst den Bus betreten und setzten uns nach ganz hinten. Die Gruppe nerviger Jungs, die aus Michael, Nick und John bestand setzte sich in die Reihen vor uns und schaute uns mit  bösen Blicken an. Wir lächelten charmant zurück und beachteten sie danach nicht mehr. Weil wir ganz hinten im Bus saßen durften wir die Musik machen. Also holte ich sofort mein Handy und Bluetooth-Gerät hervor und machte ,,We will Rock you" von Queen an. Die meisten beschwerten sich immer über meinen Musikgeschmack, jedoch sangen mehr Leute bei den altbekannten Hits mit, als bei irgendwelchen deutschen Rap Liedern die die Jungs immer an machten. Vor allem da nur wenige die Lieder kannten. Während der ganze Bus den altbekannten Rhythmus mitstampfte unterhielt ich mich angeregt mit Scarlett und Quinn. Wir freuten uns schon sehr auf die zwei Wochen ohne Eltern oder Geschwister. ,,Nur einige Klassenkameraden hätten - wenn es nach mir gehen würde - getrost zu Hause bleiben können" sagte Scarlett und Quinn stimmte ihr lachend zu. Als nächstes Lied machte ich ,,Dancing Queen" von ABBA an. Wir brachen unser Gespräch ab und fingen an laut mitzusingen. Ich holte meinen Zeichenblock aus meinen Rucksack und fing an den Umriss von einem Bus zu Zeichnen, der durch eine verlassene Landschaft fuhr. Während viele Mädchen ihre Erlebnisse und Erinnerungen in ein Tagebuch schrieben, stellte ich meine Erlebnisse durch Zeichnungen dar. Das Schreiben lag mir einfach nie so. Nicht so wie Quinn, die von unserem Trio in allen Aufsätzen die besten Noten erzielte.
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Der erste Teil meiner zweiten Fanfiction. Ich hoffe sie gefällt euch.

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