Ein kleiner Ausflug

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Nach ungefähr zwei Stunden fahrt durch grüne Landschaften vorbei an Feldern und Wiesen ging ein Jubeln durch den Bus. Verwundert blickte ich von meinem Zeichenblock auf. Der Bus wurde langsamer und hielt vor einer modern aussehenden Jugendherberge. Wir waren endlich da. Aufgeregt schaltete ich die Musik aus und verstaute all meine Sachen in meinem braunen Rucksack. Da wir ganz hinten im Bus saßen, dauerte es ein wenig bis wir diesen verlassen konnten. Wie der Rest unserer
Klasse holten wir unsere Koffer und stellten uns vor den Eingang. Unsere Lehrerin sagte uns, dass wir kurz warten sollten und ging dann durch die Eingangstür in die Jugendherberge hinein. Kurze Zeit später kam sie wieder und teilte die Zimmer ein. Wie gewünscht bekamen Scarlett, Quinn und ich ein Dreier-Zimmer. ,,In einer Stunde treffen wir uns wieder in der Eingangshalle der Jugendherberge. Seid bitte pünktlich. Bis dahin könnt ihr euch schon mal ein wenig einrichten. - Ach. Bevor ich es vergesse, die frische Bettwäsche sollte schon auf den Zimmern sein. Falls irgendetwas fehlt meldet das bitte beim Abendessen bei mir." Wir bejahten alles und gingen dann mit unserem Gepäck auf unsere Zimmer. Es befand sich im zweiten Stock in einem der hinteren Flügel. Der Blick aus dem Fenster offenbarte eine weitläufige Wiesenlandschaft mit Bergen am Horizont und Wäldern an den Berghängen. Sofort machten wir Fotos von der atemberaubenden Aussicht und schickten diese an unsere Eltern. Um die Zeit totzuschlagen bezogen wir unsere Betten. Ich schlief oben in dem Hochbett, Scarlett unter mir und Quinn in dem Einzelbett. Unsere Klamotten räumten wir in einen großen Schrank, welcher links neben dem Eingang stand. Unsere Betten standen jeweils rechts und links vom Fenster in den Ecken des Zimmers. Auf der rechten Seite neben dem Eingang war ein kleines Waschbecken angebracht und darunter stand ein Mülleimer, der wahrscheinlich schon diesen Abend mit Verpackungsmüll von Süßigkeiten voll sein würde. Als die Stunde rum war, machten wir uns auf den Weg in die Eingangshalle. Die meisten Schüler waren schon da und auch Mrs. Cooper kam nach kurzer Zeit dazu. ,,Wir machen uns jetzt gemeinsam auf den Weg zur Mensa um dort zu Abend zu essen. ,,Denkt bitte daran eure Plätze am Ende sauber zu machen und abzuwischen," sagte Mrs. Cooper an und führte uns in die Mensa.

Es war mittlerweile neun Uhr abends geworden und wir befanden uns schon wieder in unserem Zimmer. Durch unser Zimmerfenster hatten wir einen wunderschönen Sonnenuntergang beobachtet und uns dabei immer wieder daran erinnern müssen, dass wir für eine ganze Woche in diesem außergewöhnlichen Land sein würden. Als es dunkel war spielten wir Karten, aßen Süßigkeiten und hatten leise Musik laufen. ,,Was machen wir morgen eigentlich?" fragend schaute Scarlett in die Runde. ,,Wir fahren zu einem Drehort von Herr der Ringe oder so." beantwortete Quinn ihre Frage. ,,Zum Drehort von Beutelsend. Der Wohnort der Hobbits. Das wird so was von cool. Ich wollte da schon immer mal hin." Aufgeregt klärte ich die beiden auf. Die beiden schüttelten lachend den Kopf. Sie wussten wie sehr ich die Geschichten der beiden Beutlins Bilbo und Frodo liebte. Wir unterhielten uns bis tief in die Nacht hinein, bis uns vor Müdigkeit die Augen zufielen und wir uns entschieden schlafen zu gehen.

,,Alle einsteigen," forderte uns Mrs. Cooper auf. Müde betrat ich den Bus und setzte mich mit meinen Freundinnen in einen Vierersitz. Als alle eingestiegen waren, fuhren wir los. Vorbei an weiten Feldern und beängstigend dichten Wäldern. Diese Busfahrt saßen ein paar Jungs hinten, weshalb die Musik die gespielt wurde nicht die beste war. Gemeinsam mit Quinn und Scarlett quatschte ich während der Fahrt herum. Mrs. Cooper ermahnte uns auch einige Male - jedoch waren wir viel zu gut gelaunt um uns davon beeinflussen zu lassen. Nach ungefähr einer Stunde hielt der Bus auf einem sandigen Parkplatz in der Nähe eines Feldes. Wir stiegen alle aus und Mrs. Cooper sagte uns, dass wir auf einen sogenannten Mr. Taylor warten müssten, der uns heute herumführen würde. Scarlett, Quinn und ich hielten etwas Abstand von unserer Klasse und schauten uns ein wenig um. Quinn war immer etwas vorsichtiger, wenn sie vermutete, dass wir schon wieder etwas taten, was wir eigentlich nicht tun sollten und schaute sich häufig zu unserer Lehrerin um. Scarlett war nie sonderlich besorgt irgendwelche Regeln zu brechen und von ihrer Abenteuerlust ließ ich mich immer direkt anstecken. Wir entdeckten einen schmalen Gang, der durch ein paar dichte Büsche führte. Daneben stand ein Schild, auf welchem 'Welcome to Hobbiton' stand. Dadrüber war ein Bild einer der bekannten runden Hobbithaus-Türen abgebildet. Aufgeregt sprang ich auf und ab. ,,Schaut mal," ich zeigte auf das Schild. ,,Wir sind gleich in Hobbingen! Das ist so aufregend. Es ist so schön dort." Meine Freunde schüttelten nur lachend den Kopf. ,,Ah - ihr habt schon den Eingang gefunden." Erschrocken drehten wir uns um. Ein älterer Mann mit einem Rucksack auf dem Rücken und einer Cappy auf dem Kopf kam auf uns zu. Die Klasse im Schlepptau. Das musste wohl Mr. Taylor sein. Er bat uns ihm zu folgen und gemeinsam gingen wir alle durch den Busch, der wohl der Eingang sein sollte. Bevor wir hindurch schlüpfen konnten rief Mrs. Cooper nach uns: ,,Quinn, Scarlett, Ava! Nicht so schnell!" Erschrocken drehten wir uns um. ,,Ich habe gerade dem Rest der Klasse erklärt, dass ich während der Ausflüge die Handys einsammle, damit ihr euch voll und ganz auf die Umgebung konzentrieren könnt." Scarlett war empört: ,,Wie sollen wir denn dann Fotos machen?", ,,Ist das nicht ein wenig gefährlich?" fragte Quinn ,,Was wenn sich jemand von uns verläuft?" ,,Keine Sorge. Ich habe eine vernünftige Kamera dabei, die sowieso bessere Fotos als jede Handykamera macht. Die bekommt ihr nach der Klassenfahrt zugeschickt. Und Quinn: auf dem ganzen Gelände hängen Schilder und Wegweiser. Außerdem sollt ihr euch immer mindestens in Dreiergruppen aufteilen." Wiederwillig überreichten wir ihr unsere Handys. ,,Na das kann ja was werden" nuschelte Scarlett. Wir gingen an ein paar grünen Feldern vorbei, bis man einen kleinen See erkennen konnte, in dem sich die Sonne spiegelte. Aufgeregt schaute ich mich um. Wir liefen auf die kleine Holzbrücke zu und machten kurz halt. Mr. Taylor erzählte einiges drüber, wie dieser Drehort gefunden wurde und ein paar allgemeine Fakten über die Herr der Ringe und Hobbit Filme und warum dieser Ort so gut zu den Hobbits passte. Als er fertig war, führte er uns über die Brücke. Ich ging ein schritt schneller bis ich neben unserem Führer lief und stellte ihm alle möglichen Fragen zu den Dreharbeiten, die mir in den Kopf kamen. Froh darüber, dass ich so interessiert war, beantwortete er meine Fragen so gut er konnte. Vorbei an einem kleinen Reetdachhaus näherten wir uns dem hügeligen Zuhause der Hobbits. Wir kamen zur ersten Hobbithöhle. Sie hatte eine gelbe Tür. Aufgeregt sah ich mich mit Quinn und Scarlett um und hörte interessiert Mr. Taylor zu, der einiges über die Lebensart der Hobbits erzählte. Wir liefen von Hügel zu Hügel und von Garten zu Garten und ich achtete darauf, dass Mrs. Cooper auch wirklich genug Fotos machte. Nach ungefähr einer halben Stunde erkannte ich plötzlich den Weg vor mir und bemerkte wie wir uns der Höhle der Beutlins näherten. An einem kleinen Holztor hing ein großes Schild auf dem stand: 'no admittance except on party business'. Rechts unter dem Fenster stand die Bank und die steinernde Treppe führte hinauf zum Eingang mit der grünen Tür. Alles genau wie ich es aus den Filmen kannte! Mr. Taylor erzählte etwas über die beiden Beutlins und ihre Geschichte. Danach durften wir uns wieder genau umsehen.
,,Wer mag, kann mir jetzt folgen und eine Sprite im sogenannten Grünen Drachen trinken. Der Rest meldet sich bitte bei mir und darf sich hier umsehen solange ihr euch benehmt," sagte Mr. Taylor, als die Schüler fertig waren und auch Mrs. Cooper genügend Fotos gemacht hatte. Wir nickten alle und ich und meine Freundinnen teilten einen wissenden Blick. Alle anderen Schüler waren vom vielen laufen schon erschöpft und freuten sich auf eine Pause. Quinn, Scarlett und ich meldeten uns jedoch bei Mr. Taylor ab und versprachen ihm, dass wir in eineinhalb Stunden auch zum Grünen Drachen kommen würden.

Sobald die anderen sich entfernt hatten, liefen wir durch die hügelige Landschaft und alberten in den zauberhaften Gärten der Hobbits rum. ,,Glaubt ihr man darf Häuser betreten?" fragend schaute Quinn uns an. Ich schüttelte den Kopf und machte ein enttäuschtes Gesicht. ,,Und seit wann interessieren dich Regeln?" Grinsend schaute Scarlett mich an. Ich anfangen zu lachen und ging auf die gelbe Tür der Hobbithöhle zu, bei der wir uns gerade befanden. ,,Seid ihr sicher, dass das so eine gute Idee ist?" Scarlett sah uns besorgt an. Ich drehte jedoch schon vorsichtig an dem Türknopf. Die Tür ließ sich nach innen hin öffnen. Wir betraten die Höhle und schlossen schnell die Tür hinter uns. Ich konnte es kaum fassen. Vor uns befand sich doch wirklich ein Zimmer, eingerichtet wie bei den Beutlin im Herrn der Ringe. Große rote Fliesen, auf denen ein großer Teppich lag. Rechts an der Wand eine kleine Garderobe, an der sogar noch ein paar Jacken und Mäntel hingen. Wir drei sahen uns nur stumm um und konnten es nicht glauben. An den Wänden hingen Bilder und ein großer Schank war voller dicker, in Leder eingebundener Bücher. Der Kamin sah aus, als hätte noch vor wenigen Stunden ein Feuer in ihm gebrannt und auf dem Schreibtisch wimmelte es von losen Papieren, Schriftrollen und Zeichnungen. Alles sehr ähnlich wie bei unserem Herrn Bilbo. Wir liefen durch einen runden Gang in eine Küche. ,,Gott ist das süß." Scarlett hielt eine ziemlich kleine Tasse hoch. Wir gingen von Raum zu Raum und schauten uns Schlafzimmer, Wohnzimmer und Esszimmer an. ,,Wieso befindet sich im Esszimmer Essen?" fragend schaute Quinn mich an. Ich zuckte nur mit den Schultern. ,,Und warum darf man die Höhlen nicht betreten, wenn sie vollkommen ausgestattet sind?" fügte ich hinzu. Jedoch konnten die anderen beiden wieder nur mit den Schultern zucken.
Nach ungefähr einer Stunde, in der wir uns so viel wie möglich angesehen hatten, uns aber noch immer nicht erklären konnten, weshalb das Haus komplett eingerichtet und trotzdem nicht für Besucher geöffnet war, verließen wir die Hobbithöhle wieder und bemerkten erst dann, dass es schon leicht dämmerte. Wir machten uns auf den Weg zum Grünen Drachen und bemerkten, dass überall in den Fenstern der Hobbithäuser Licht brannte. ,,Oh wow!" staunte Scarlett ,,Man fühlt sich echt wie in einer anderen Welt." Beim Grünen Drachen angekommen, wollten wir gerade hineingehen, als die Tür sich öffnete und eine sehr kleine Person hinaustrat. Zuerst dachte ich, dass es sich um ein Kind handeln würde. Bis die Person zu uns hochblickte und uns schräg anblitzte. Dazu entdeckte ich riesige, haarige Füße und lockige Haare. Die Person war etwas pummelig, trug ein Hemd und eine Latzhose und war deutlich zu alt für ein Kind. ,,Was ist das?" flüsterte Quinn perplex. ,,Ein Hobbit." platzte ich heraus.

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Der zweite Teil. Ich hoffe er gefällt euch. Wenn euch Fehler auffallen sagt bescheid.

Auf zum EreborWo Geschichten leben. Entdecke jetzt