O C H O

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„Du bist zu spät!", knurrte mein neuer Boss und drückte mir wütend einen Besen in die Hand.

Wow, schon die zweite Person, die mir heute ungebetene Gegenstände in die Hände drückt. 

Sehe ich wirklich so sozial aus?

„Nun ja ...", versuchte ich mich rauszureden. „Es tut mir wirklich Leid, aber ..."

„Das sollte es auch! Also das Leidtun ... Jetzt ab in die Küche mit dir!"

Niedergeschlagen stapfte ich in den privaten Bereich des Cafés und begann den Boden zu schrubben. 

Dabei fiel mir eine Tür im hinteren Teil der Küche auf.

Welcher Trottel baut die Eingangstür eines Cafés durch die Küche durch?

Nachdenklich starrte ich auf die unscheinbare Tür.

Für die Lieferanten natürlich! Paris, du Intelligenzbestie.

Die besagte Tür schwang auf und ein Mann in schwarzer Lederjacke trat ein.

Mürrisch schnappte sich dieser im Vorbeigehen einen Teller mit Kuchen, der – für einen anderen Tisch (!) – fertig auf der Kochinsel stand. 

Dann schlenderte er zu einem Nebengang, der mir bisher noch gar nicht aufgefallen war.

Kurz blieb der Fremde stehen.

Er schaute zu mir und erwischte mich beim Starren.

Doch statt den Blick schnell abzuwenden und hastig weiter zu putzen, nickte ich ihm nur zu und begann in einer Seelenruhe die Waschbecken mit einem Tuch von Staub zu befreien. 

Nicht, dass da irgendwo Staub gewesen wäre, aber naja ... man konnte ja so tun, als ob.

Nachdem der Typ mich von oben bis unten gemustert hatte, verschwand er in dem geheimnisvollen Flur. 

Und es war nicht der Flur, der zurück in den Innenbereich des Cafés führte.

„Paris, oder?"

Erschrocken drehte ich mich zu einer Frau um, die nicht viel älter als ich zu sein schien.

Stumm nickte ich. Hatte ich schon wieder etwas falsch gemacht?

„Ich bin Nadia und arbeite auch hier."

Lächelnd reichte sie mir die Hand. 

„Wenn du irgendwas brauchst oder suchst, kannst du dich immer an mich wenden."

„Danke, dass ist sehr nett." 

Ehrlich lächelnd sah Nadia sie an. 

„Gibt es noch irgendetwas wichtiges, was ich wissen sollte?" Vertrauensvoll grinste ich.

„Soll ich ehrlich sein?", fragte sie. 

Auf mein Nicken fuhr sie mit leiserer Stimme fort: „Wenn du hier lange überleben willst ..." 

Eindringlich sah sie mich an. „Dann stellst du besser keine Fragen."

„Überleben?" Erschrocken dachte ich über ihre Worte nach. „Was soll das bitte heißen?"

Eine Antwort erhielt ich nicht. 

Nadia hatte sich schon die Teller voller Kuchen geschnappt und brachte diese zu den Tischen im Café.

„Du hast noch zehn Minuten zum Saubermachen, sonst bist du gefeuert."

Mein Chef war wie aus dem Nichts aufgetaucht und verschwand in dem Gang, wo der Typ mit der Lederjacke zuvor gerade lang gegangen war.

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