Gib ihm eine Chance. Die Worte ihrer Schwester halten in ihrem Kopf wieder. Das musste sie ja wohl oder übel. Aber das hatte ja noch Zeit. Sie hatten montags und freitags Zaubertränke und es war Gott sei Danke erst Mittwochmorgen. Gedankenverloren stocherte sie in ihrem Rührei.
„Bist du sicher, dass es dir wieder gut geht?" Harrys besorgte Stimme holte sie in die Wirklichkeit zurück. Aurelia setzte ein Lächeln auf und sah den Jungen an.
„Ich bin nur mit den Gedanken wo anders. Mir geht es prima!" Um ihr Wohlbefinden zu demonstrieren, schaufelte sie sich etwas Rührei in den Mund. Der Schwarzhaarige gab sich zufrieden und wandte sich wieder Ron zu.
Die junge Halliwell aß fertig und sah dann zum Lehrertisch hoch. Snapes Blick und ihrer trafen sich. Freundlich lächelte sie den Mann an, dieser senkte rasch den Blick. Das würde nicht einfach werden, dachte sie betrübt.
„Hast du etwa gerade Snape, angelächelt?" Aurelia zuckte zusammen und sah zu Ron und Harry. Der Rotschopf sah sie angewidert an. Das Mädchen deutete ihnen leise zu sein. Aber sie musste wohl oder übel etwas unternehmen.
„Ich glaub, ich muss euch was erzählen. Kommt mit!" Die junge Halliwell sprang auf und lief davon. Verwirrt folgten die Jungen ihr. Ohne ein Wort der Erklärung schritt sie voran und fand schließlich eine leere Besenkammer. Das war für ihr Vorhaben mehr als geeignet.
„Okay ... Ihr müsst mir versprechen, dass ihr es vorerst niemanden erzählt!" Die Jungen nickten. Das Mädchen schloss kurz die Augen um sich zu sammeln. „Snape ist mein Dad! Er hat es mir gestern gesagt!"
Zeitgleich klappte den beiden der Mund auf. „Das ist ein Scherz oder?", fragte Ron ungläubig. Harry stieß ihm in die Seite. „Wer würde über so etwas einen Scherz machen?" Gutes Argument.
Aurelia ließ sich auf einem umgedrehten Eimer nieder und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Tröstend legte Harry seinen Arm um ihre Schulter. „Vielleicht ist er privat anders als wir ihn kennen!" Das war auch Aurelias Hoffnung. Und wie sie es hoffte.
„Ähm, Leute? Können wir bitte wieder zurück gehen, ich hab noch Hunger!", meldete sich Ron, sein Magen knurrte laut. Die junge Halliwell begann zu lachen. Warum dachte der Rotschopf nur immer ans Essen?
Als die drei Kinder wieder am Tisch platz nahmen, kam eine Hufflepuff aus ihrem Jahrgang auf sie zu. „Aurelia Halliwell? Ich soll dir das von Professor Snape überbringen." Sie streckte der Dunkelhaarigen ein gefaltetes Stück Pergament entgegen. Bevor sie wieder verschwand, warf sie einen Blick auf Harry und errötete leicht. Mit zittrigen Händen entfaltete sie den Brief. Die Schrift ihres Vaters war gedrängt, aber dennoch leserlich.
Aurelia komme um 17:30 in mein Büro. Vergiss deine Hausaufgaben nicht.
Das Mädchen stöhnte. Das durfte nicht wahr sein. Da hatte sie gehofft ihn bis Freitag nicht gegenüber treten zu müssen und jetzt beorderte er sie in sein Büro. Was er wohl wollte?Pünktlich um besagte Uhrzeit stand sie vor seiner Tür und klopfte. Das Abendessen hatte sie ganz weggelassen. Wer wusste, was sie erwarten würde. Nach einem knappen „Herein!" trat sie ein.
Snape saß an seinem Schreibtisch und korrigierte Aufsätze der höheren Jahrgänge. Als das Mädchen die Tür schloss, sah er kurz auf. „Setz dich und warte kurz." Sie nickte und ließ sich langsam auf einem Stuhl nieder.
Aurelia fühlte sich so hilflos hier drinnen. Aber ihr war nicht entgangen, dass er sie schon duzte. Ob sie das auch bei ihm durfte? Immerhin war er ihr Vater.
Nach einigen Minuten, die Aurelia wie Stunden vor kamen, schob der Mann die Aufsätze zur Seite und sah sie an. „Nun gut. Hast du deine Hausaufgaben schon erledigt?" Das Mädchen nickte knapp und reichte sie dem Tränkemeister. Aufmerksam las er sie durch.
Severus war erstaunt. Kein einziger Fehler fand sich in den Aufsätzen und von der Qualität her waren sie hervorragend. Anscheinend konnte seine Tochter mit einer Hermine Granger konkurrieren.
„Und wie geht es dir sonst im Unterricht?", fragte er knapp. Es interessierte ihn nicht wirklich, aber irgendwie kam es ihm blöd vor, wenn er sie hierher orderte und dann nicht mal mit ihr Smalltalk führte.
Aurelia schluckte. „Eigentlich ganz gut. Nur das Zaubern mit dem Zauberstab bekomm ich nicht so gut hin. Ich glaube, dass ich dafür einfach nicht gemacht bin", gab sie beschämt zu und sah zu Boden. Snape nickte, dass hatte er sich irgendwie schon gedacht. „Und das macht Granger nur um so hochnäsiger", rutschte es Aurelia noch heraus.
Severus musste ein Lächeln unterdrücken. Gesunder Konkurrenztrieb hatte noch niemand geschadet. Aber Gryffindor gegen Gryffindor? Das klang fast unmöglich. „Vielleicht solltest du mehr üben. Es klingt fast so, als ob du dich mit deiner Mitschülerin nicht verstehst."
Was brauchte ihn das zu interessieren? „Naja ... ich weiß auch nicht, was sie hat. Aus irgendeinem Grund ist sie nicht gut auf mich zu sprechen." Und trotzdem mischte sie sich immer überall ein. Obwohl Aurelia gedacht hatte die beiden könnten Freundinnen werden. „Und außerdem ist sie der Meinung, dass ich besser nach Slytherin passen würde." Severus sah kurz auf und musterte sie. Doch er ging nicht darauf ein.
„Und mit den anderen?", bohrte er nach, während er ihren Zaubertränkeaufsatz kontrollierte. Dabei dachte er nur an eine bestimmte Person. Potter. Warum war sie bloß mit diesem Bengel befreundet? Er sah genauso aus, wie sein arroganter Vater.
„Eigentlich gut. Vor allem mit Harry und Ron bin ich gut befreundet, wenn es das ist, was du wissen wolltest." Geschockt hielt sie inne und sah ihn an. Ein „du" war ihr ohne Vorwarnung rausgerutscht. Doch entweder hatte er es nicht gehört, oder er duldete es. Erleichtert fuhr sie fort. „Nur mit Malfoy und seinen Bodyguards vertrag ich mich nicht, aber das dürfte ja wohl schon jeder gemerkt haben." Der Schwarzhaarige nickte und reichte ihr dann die Pergamente.
„Gut, dass wäre erledigt. Nun zu Punkt zwei." Snape trat hinter seinem Schreibtisch hervor und schritt zu einer kahlen Wand. Nachdem er mit dem Zauberstab dagegen getippt hatte, erschien eine Tür. „Wenn ich nicht in meinem Büro anzutreffen bin, dann halte ich mich wahrscheinlich in meinen Räumen auf. Du kannst jedoch erst eintreten, wenn ich dich in den Zauber mit eingebunden habe. Bist du damit einverstanden?" Das Mädchen nickte. „Nun gut, dann komm her und lege deine Hand auf die Tür."
Aurelia tat wie geheißen. Er wollte ihr ehrlich die Befugnis geben ihn in seinen Räumen zu besuchen. Harry hatte tatsächlich recht. Snape war privat anders als im Unterricht. Er wirkte zwar immer noch streng und unnahbar, aber er war entspannter.
Nachdem ihr Vater seine Formeln geendet hatte, konnte die junge Halliwell die Tür öffnen und fand sich in einem Wohnzimmer wieder. Es passte zu dem dunkel gekleideten Mann. Bevor sie etwas sagen konnte, nahm er sie an der Hand und führte sie zu einer weiteren Tür. Jetzt wo sie sich genauer umsah, sah sie, dass es mehrere Türen gab. Anscheinend war das Wohnzimmer das zentrale Zimmer.
Das Zimmer, zu dem er sie führte war schon seit Jahren unbewohnt. Es war das Gästezimmer. „Das hier wird dein Zimmer sein, falls du jemals hier übernachten möchtest. Du darfst es nach deinem Geschmack gestalten. Aber du hast es sauber zu halten."
Wow, ihr eigenes Zimmer bei Snape. Er ließ Aurelia los und sie sah sich um. Mehr als einen Schrank, ein Bett und einen Schreibtisch gab es hier nicht. Nicht mal ein Fenster, wie sollte es auch anders sein in einem Kerker. Doch es reichte. Ohne nachzudenken umarmte sie ihn plötzlich.
Severus versteifte sich. Was tat sie denn da? Es war doch nur ein fast leerer Raum. Er räusperte sich kurz. Plötzlich wurde dem Kind klar, was es gerade tat. Schnell ließ sie ihn los. „Verzeihung, Sir", murmelte sie verlegen.
„Gut, ich möchte dir noch die anderen Räume zeigen", erklärte er trocken. Aurelia wurde rot. Es war ihr peinlich, dass sie ihn einfach so umarmt hatte, immerhin wusste sie doch erst seit gestern, dass er ihr Vater ist.
Der Tränkemeister zeigte ihr noch das Badezimmer, welches zwei Türen von ihr entfernt war. Und sein Schlafzimmer. Dieses war ihrem Zimmer am nächsten. Auch eine Küche war hinter einer Tür zu finden. Eine weitere Tür führte zu seinem Privatlabor und war ihr streng verboten. Doch er versprach ihr, sie hin und wieder zum Brauen mitzunehmen.
Irgendwie konnte Aurelia gar nicht mehr verstehen, warum sie gestern so geheult hatte. Snape war gar nicht so übel. Er war ihr Vater. Sie strahlte über das ganze Gesicht und sah ihn an.
„Du leidest wohl sehr unter enormen Stimmungsschwankungen, oder?", scherzte er trocken. Dieses Kind war unberechenbar. Gestern noch hatte sie geheult und war geflüchtet, als er ihr von der Vaterschaft erzählt hatte und heute grinste sie ihn an.
„Verzeihung, Sir. Aber ich finde das irgendwie unheimlich cool und toll hier. Dürfte ich mich vielleicht gleich um mein Zimmer kümmern?" Zuckersüß sah sie ihn an.
Severus rollte mit den Augen. Den Blick hatte sie anscheinend schon oft benutzt, wenn sie etwas haben wollte. Ob er ihr das abgewöhnen konnte? Doch er nickte. Erfreut sprang Aurelia in ihr Zimmer.
Grinsend sah sich das Mädchen um. Es war alles so grau in grau hier, aber das würde sich bald ändern. Sie studierte kurz den Raum, bevor sie in einem Lichterregen verschwand.
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Die Dämonenjägerin | Harry Potter
FanficAn Aurelia Halliwells, 11, Fenster klopft eines Tages eine Eule mit einem Brief im Schnabel. Von da an beginnt ein Abenteuer, dass sie weitweg von San Francisco und ihren drei Schwestern bringt. Sie wird nämlich ab kommenden Schuljahr nach Hogwarts...