Kapitel 16

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Zwischen meinen Abgaben habe ich es doch tatsächlich geschafft ein kurzes Kapitel für euch zu schreiben. Ich wünsche euch viel Spaß damit und lasst mich wissen, wie ihr es fandet ♥️


Eigentlich hatte ich nicht kommen wollen, doch Caro hatte so lange auf mich eingeredet, dass ich nun doch vor der Tür unseres Elternhauses stand und schon vorm Eintreten von Kopfschmerzen geplagt wurde. Auch ein tiefes Durchatmen brachte nicht die erwünschte Ruhe. Ich steckte den Schlüssel ins Schlüsselloch, drehte ihn und öffnete damit die große Eisentür mit einem kleinen ‚Klick'. Hinter der Tür verbarg sich die absurd große Eingangshalle meines Elternhauses. Früher als Kinder hatten Philipp und ich stundenlang Prinzessin und Ritter gespielt, hatten uns durchs Haus gejagt, bis irgendetwas zu Bruch gegangen war und wir auf unsere Zimmer geschickt wurden.

Nachdem unsere Mutter früh verstorben war und zeitig durch unsere Stiefmutter ersetzt wurde, änderte sich allerdings alles. Philipp buhlte ununterbrochen um ihre Aufmerksamkeit und Liebe, während ich mich immer weiter zurückzog. Als dann Caroline geboren wurde war es wie ein Lichtblick für mich gewesen. Endlich nicht mehr die unerwünschte Tochter, das schwarze Schaf, die Außenseiterin.

„Hallo Liebes", ertönte Filicias Stimme auf dem Treppenabsatz. Ich stand noch immer unbeweglich in der geöffneten Tür, starrte die jung aussehende Frau an.

Mein Groll gegen sie saß tief. Mein Vater hatte eine Affäre mit ihr geführt, seiner Sekretärin – welch ein Klischee, während unsere leibliche Mutter im Krankenhaus den Kampf gegen den Krebs verloren hatte. Nachdem sie offiziell in unsere Familie aufgenommen wurde bestand unser Vater darauf, dass wir sie als neue Mutter ansahen. Ich war damals noch jung und leicht zu manipulieren gewesen, deswegen sprach ich sie häufiger mit ‚Mama' oder ‚Mutter' an, wobei es mittlerweile nur noch hämisch gemeint war, und das wusste sie.

„Hallo Mutter.", entgegnete ich schloss die Tür hinter mir. Als ich mich wieder umdrehte, stand Filicias direkt vor mir und musterte mich ernst. Fragend sah ich auf sie hinab. Ich war ein gutes Stück größer als sie, was aber an meinen hohen Schuhen lag.

„Wie geht es dir? Die anderen warten bereits im Garten.", sagte sie und schritt eiligen Schrittes davon. Die Frage, wie es mir ging, war nur eine Floskel der Höflichkeit und sie hatte keine Antwort erwartet, denn es interessierte sie nicht.

Ich folgte der Braunhaarigen Frau durch das große Wohnzimmer hinaus in den Garten, wo mein Vater sich mit einem Freund unterhielt. Er sah fitter aus denn je, was mich verwundert stehen ließ. Nachdem ich ausgezogen war, hatte er sich in einem schlechten Zustand befanden, doch scheinbar war er auf magische Weise geheilt worden.

„So habe ich auch geguckt, als ich aus Leipzig wiederkam.", ertönte Caros Stimme neben mir. Erschrocken zuckte ich zusammen, zog dann aber sogleich meine kleine Schwester in meine Arme. Diese lachte leise und erwiderte meine Umarmung.

„Was ist mit ihm passiert?", wollte ich wissen.

Caro zuckte allerdings nur mit den Schultern und sah unseren Vater still an. „Vielleicht haben ihn die Aliens geholt und so verjüngt wieder ausgespuckt.", mutmaßte sie mit einem Ernst in der Stimme, was mich zum Lachen brachte.

„Ah, sie einer an. Die verlorene Tochter kehrt nach Hause zurück.", trällerte Philipp und tauchte mit einem Glas Champagner in der Hand in meinem Blickfeld auf.

Stöhnend sah ich ihn an. Er hatte nur zwei Sekunden den Mund geöffnet, nervte mich aber schon jetzt immens. „Hallo Bruderherz.", begrüßte ich meinen großen Bruder und machte definitiv keinen Hehl daraus, wie wenig erfreut ich über seine Anwesenheit war.

Philipp griff nach meiner Hand und zog mich hinter sich her, bis zu unserem Vater, wo er sich verhalten räusperte, um dessen Aufmerksamkeit zu erlangen. Mein Vater entschuldigte sich bei seinem Freund und wandte sich uns zu. Seine grünen Augen glänzten frisch und er sah gesund aus, was eigentlich unmöglich war.
„Linea-Celine, wie schön dich wieder Zuhause zu wissen. Wie ergeht es dir?", begrüßte er mich und strich mir sanft über den Arm. Diese Geste war absolut untypisch für ihn und mein Misstrauen wuchs ins unermessliche. Was zum Geier war hier los?

Loderndes Eis ⎜MartenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt