Nachdem ich aus meiner Wohnung renne und losgefahren bin, halte ich an der Boxhalle an. Ich gehe hinein, ignoriere die, die mich grüßen und laufe direkt zu meinem Spind. Dort lagere ich zwei meiner Waffen, da ich nicht wollte dass man bei einer eventuellen Razzia die zwei in meiner Wohnung findet.
Ich packe beide in meine Jackentasche und sprinte wieder hinaus zu meinem Motorrad. Ich fahre auf dem schnellsten Weg zum Anwesen der DiLuca's. Doch als ich dort ankomme sehe ich nur Polizisten, Krankenwagen und Menschen, viele Menschen. Ich steige von meinem Motorrad ab und laufe zum Eingang der Villa.
"Oh Gott Ryker." schreit Rosa, die aus dem Haus rennt und geradewegs in meine Arme stürzt.
"Wo ist AJ." frage ich sie laut, da spüre ich eine Hand auf meiner Schulter. Ruckartig drehe ich mich um und allein nur aus Reflex haue ich Beau mit meiner Faust ins Gesicht. Mit wutverzerrtem Gesicht sehe ich ihn an. "Wo. Verdammt. Nochmal. Ist. AJ." schreie ich ihn an, während ein Polizist mit Handschellen auf mich zu kommt. Doch Beau gibt ihm ein Zeichen das es ok ist und der Polizist steckt seine Handschellen wieder weg und geht.
"Ich heiße Ian, Ryker. Und...."
"Es ist mir wirklich scheiß egal wie du heißt. Ich will wissen wo AJ ist und was passiert ist." ich hole noch einmal aus, doch Beau hebt beschwichtigend die Arme.
"Schon gut, schon gut. AJ und Francesco haben gerangelt, Francescos Waffe, die er in der Hand hatte ging auf einmal los, da schoss ich ihm in den Kopf. AJ wurde in den Oberschenkel getroffen und ist auf dem Weg ins Krankenhaus." erklärt er mir und ich merke wie mir schlecht wird.Gott AJ, warum? Du hättest nur mit mir reden müssen.
Ich gehe zu meinem Motorrad, schnappe mir meinen Helm und will ihn gerade überziehen da ruft Rosa nach mir.
"Kann ich bitte mitfahren?" fragt sie vorsichtig. Ich nicke und gebe ihr meinen Ersatzhelm, der unterm Sozius liegt.
Wir steigen beide auf und ich fahr zum Krankenhaus. Beau lasse ich einfach stehen, aber der ist mir im Moment sowieso egal.
Am Krankenhaus angekommen laufen wir hinein und Rosa erkundigt sich nach AJ. Da sie ihr keine Auskunft geben dürfen muss ich nach vorne.
Da AJ und ich uns schon so lange kennen und er außer seinen Eltern niemanden hat, schloss er für mich mal eine Patientenverfügung ab. Da er in diesem Krankenhaus schon einmal operiert wurde, liegt sie diesem vor und ich muss nur meinen Namen nennen.
Sie sagen uns, dass AJ noch operiert wird und wir uns in der Wartezone aufhalten sollen. Dort angekommen setze ich mich auf einen der Sessel, stütze meine Ellenbogen auf meinen Knien ab und raufe mir die Haare. Rosa setzt sich neben mich.
"Ryker...."
"Rosa ich möchte gar nicht reden, mit keinem von euch. Ich möchte nur das AJ dort wohlbehalten wieder heraus kommt. Das einzige was ich wissen will ist, wieso er das getan hat und wieso er mir nichts davon erzählte, aber das soll er mir erklären."
Still nickt sie.
Nach einer Stunde des Wartens, sehe ich wie Toni und Beau zu uns gelaufen kommen. Rosa springt auf und wirft sich schluchzend in seine Arme.
"Er ist tot Toni, er ist tot und AJ wird operiert." weint sie und verschluckt nebenbei fast ihre Tränen. In diesem Moment bekomme ich ein wirklich schlechtes Gewissen. Das alles was bis heute passierte hat Rosa mit AJ zusammen durchgemacht und ich behandele sie die ganze Zeit so eiskalt und ohne jegliche Empathie, dabei hat sie ihren Bruder verloren. Ob sie ihn liebte oder nicht, er war immerhin ihr Bruder.
Schluckend gehe ich zu Rosa und Toni und ziehe ihm Rosa sanft aus dem Arm. Toni sieht dass ich keine bösen Absichten habe und lässt sie los. Ich ziehe sie fest in meine Arme und spüre wie sie auch ihre Arme um mich legt. Ihr ganzer kleiner Körper bebt.
"Rosa, es tut mir schrecklich Leid, dass du das alles hast durchmachen müssen und mein Beileid für deinen Verlust." flüstere ich.
"Weißt du Ryker, das traurigste ist, dass mit Francescos Tot einfach alles besser wird, aber dennoch war er mein Bruder." sagt sie tränenüberströmt.
"Geht nach Hause. Ich bleibe hier und sag euch Bescheid wenn ich mehr weiß, ok? Die Operation dauert sicher noch eine Weile und du hast jetzt einiges zu erledigen. Mit Beau musst du auch noch vieles klären." Ich gebe ihr einen Kuss auf die Stirn und schiebe sie wieder zu Toni. Bedeutungsschwanger sehe ich Toni an, der sofort versteht und Beau am Arm zieht, damit auch er geht.
Nachdem sie alle weg sind, setze ich mich wieder auf die Sessel im Wartebereich und warte. Ich sehe nicht auf die Uhr, als endlich die Türen zum Operationssaal aufgehen und AJ raus geschoben wird. Ich stehe auf und laufe zu ihnen hin. Der Doktor schüttelt mir die Hand und lächelt.
"Na das ich sie hier jemals sehen werde, hätte ich nicht gedacht." lacht er und bei genauerem hinschauen fällt mir auf wer er ist; der Herr, der im Lotto gewann und seine Frau ihn betrog und mit dem Geld abgehauen ist.
"Oh, wow, sie sind Arzt?" erstaunt mustere ich ihn von oben bis unten und er nickt. "Gab es Neuigkeiten?" frage ich ihn und er nickt schelmisch grinsend.
"Nachdem ich ihnen das erzählte, stand plötzlich ein Polizist vor meiner Türe und ich bin mir fast sicher er arbeitete an dem Tag als ich da war, bei ihnen. Ian Nixon." ich nicke und schnaube, da erzählt er weiter. "Auf jeden Fall gab er mir den ganzen Lottogewinn zurück und meinte dass meine Frau den Privatdetektiven angelogen hat damit er das Geld nicht mit nimmt, doch der Polizei musste sie es rausrücken. Mister Nixon meinte dann nur, dass ich bitte darüber stillschweigen soll, denn er habe sich da über die Vorschriften hinweg gesetzt und dass nicht ganz auf die legale Weise. Ich nickte nur und war einfach froh mein Geld wieder zu haben."
"Wow, was für eine Story. Sie müssen wirklich mal wieder zu uns kommen." sage ich und klatsche ihm leicht auf die Schulter.
"Doch nun zu meinem Freund Andrew Griffin. Wie geht es ihm? Was wurde Operiert?"
"Ja, dass....es ist alles in Ordnung. Die Kugel lag außerhalb gefährlichen Stellen und wir konnten sie gut entfernen. Es wurde nur etwas Gewebe beschädigt, jedoch keinen Muskel oder Knochen, da hatte er wirklich Glück. Die Wunde wurde zugenäht und ich denke in drei Tagen kann er das Krankenhaus wieder verlassen." erklärt er mir und ich bin ihm und Gott so dankbar das es für AJ so glimpflich ausgegangen ist.
"Vielen dank, Doktor." bedanke ich mich bei ihm und schüttel ihm die Hand.
"Nichts zu danken, das ist mein Job, geben sie mir beim nächsten Mal einfach wieder diesen leckeren Whisky aus." sagt er lachend und ich nicke. "Ach, Mister Griffin liegt in Zimmer 2802." ruft er mir noch hinterher, als ich schon auf dem Weg zu den Stationen bin. Zum Dank und Abschied hebe ich noch einmal meine Hand und verschwinde um die nächste Ecke, zu dem Zimmer indem AJ liegt.
Dort angekommen öffne ich ganz leise die Türe und schiele hinein. Er schläft. Ganz blass ist er und er sieht extrem abgekämpft aus. Ich laufe um sein Bett herum und lege mich frech zu ihm. Vorsichtig drehe ich ihn in die Seitenlage und lege mich hinter ihn. Meinen einen Arm schiebe ich unter seinen Kopf, den anderen an seinen Bauch und mein Gesicht drücke ich in seinen Nacken. Trotz das er nach Krankenhaus riecht kann ich seinen eigenen Geruch noch an ihm riechen und schlafe direkt ein.
Ich wache auf als die Türe laut aufgeht und ein Trampeltier ans Bett stiefelt. Sofort öffne ich meine Augen und sehe Beau.
"Beau, geht das auch leiser? Verdammt, du hättest auch ruhig noch ein Tag warten können." zische ich ihm entgegen und ziehe AJ näher an mich. Er ist aufgewacht, ich spüre es an seinem Herzschlag an meiner Brust.
"Ian, Ryker, ich heiße Ian und es tut mir alles so schrecklich leid. Ich wollte dich nicht ausnutzen...." will Beau anfangen, doch harsch unterbreche ich ihn.
"Ian, geh bitte und komm morgen wieder, ich will mich heute nicht mit dir befassen."
Ian nickt ergeben und dreht sich um und läuft wieder aus dem Zimmer.Nachdem ich einmal fest durchgeatmet habe platziere ich einen kleinen Kuss in AJ's Nacken.
"Ich weiß dass du wach bist Babe, aber wir sollten noch etwas schlafen, reden können wir immer noch." flüstere ich rau und drücke meine Nase wieder in seinen Nacken, bevor ich schmunzelnd wieder einschlafe.
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Smokey Notes
RomanceRyker ist Mitte dreißig und lebt im Herzen von New York. Er ist stolzer Besitzer einer Jazzbar. Liebesgeschichten, Horrorszenarien und sogar erotische Erlebnisse, werden ihm jede Nacht erzählt. Solange der Whisky läuft und die Musik gut ist, laufe...