Kapitel 2: Aufbruch ins Ungewisse

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Hallo ihr Lieben, neue Kapitel gibt's immer am Mittwoch ab jetzt :). Lasst mir gerne eure Meinungen und Vermutungen da :)... Lg

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Aziraphale hatte das 'Geschlossen' Schild in die Tür gehängt und war mit Crowley eine Etage höher in seine Wohnung gegangen. Dort führte er den Rothaarigen in sein Wohnzimmer. Crowley sah sich nicht wirklich um, er war schon bei einigen Gelegenheiten hier gewesen und der Engel änderte seine Einrichtung ebenso selten, wie sein Erscheinungsbild. Auch hier standen eine Menge Bücherregale herum, voll von dicken Folianten, seltenen Erstausgaben und allem, was außer Aziraphale garantiert kein Mensch lesen wollte, da war Crowley sich sicher. Alles war in Holz gehalten mit ein paar hellen Farbtupfern dazwischen, wie etwa den hellblauen Kissen auf dem Sofa, oder den cremefarbenen Vorhängen. Außerdem hingen ein paar Bilder an den Wänden, die diverse Ausschnitte der Menschheitsgeschichte zeigten.
Auf das Sofa ließ Crowley sich jetzt mit einem leisen Knurren fallen, sein Hinterkopf sank auf die Rückenlehne und die gelben Augen fixierten einen Punkt an der Decke. Aziraphale hingegen blieb vor dem Kamin stehen und knetete seine Hände, wie er es immer tat, wenn er nervös oder unentschlossen war. Manchmal schien es so, als würde ihm doch das Schwert in der Hand fehlen, so dass seine Hände zu diversen Angelegenheiten nicht wussten, was sie tun sollten.
"Also...", begann der Blonde vorsichtig. "...was ist passiert, Crowley? Was hat Adam gesagt? Das er sich nach dieser langen Zeit meldet, kann wohl nichts Gutes bedeuten..."
Der Kopf des Dämons ruckte ein Stück nach vorne, so dass er den Engel anschauen konnte.
"Das werden wir sehen Aziraphale. Viel kann ich dir allerdings auch noch nicht dazu sagen, dieser Bengel hat nur wage Andeutungen gemacht, etwas davon gefaselt, das sein 'Vater von unten' etwas planen würde, er würde das spüren." Crowley rollte mit den Augen."Wahrscheinlich ist es überhaupt nichts und dem Jungen brennen nur die Hormone durch, mit 18 soll das schonmal vorkommen... Aber ich weiß nicht Engel..." seine Stimme wurde wieder leiser und ernster. "... Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache. Ich denke wir sollten tatsächlich nochmal nach Tadfield fahren und mit ihm reden."
Aziraphales Gesicht sah bestürzt aus, er lief jetzt vor dem Kamin auf und ab.
"Aber solltest du als Dämon nicht auch irgendwas spüren? Ich meine... So wie mit dem Höllenhund damals. Das hast du doch auch gemerkt. Und warum jetzt? Haach, vielleicht war es doch nicht richtig, die Apokalypse zu verhindern..."
Crowley beobachtete einen Moment, wie der Engel sich in Rage redete, dann griff er ein. Er wusste, wie Aziraphale sich in Dinge hinein steigern konnte, wenn man ihm nicht Einhalt gebot und dadurch würden sie nur unnötig Zeit verlieren.
"Engel!" schnappte er deshalb laut und der Blonde hielt inne. "Ich spüre nur Dinge, wenn sie schon geschehen sind und vielleicht ja nicht mal mehr das. Vielleicht haben sie mich unten - Ich weiß auch nicht - aus dem Verteiler genommen oder so, nach dieser Sache damals..." Er strubbelte sich kurz durch die roten Haare."... Was weiß ich denn. Sicherer ist es auf jeden Fall, wenn wir mit Adam sprechen. Oder hast du was besseres vor?"
Aziraphale dachte kurz an ihre Reservierung in der schönen, neuen Sushibar, verwarf den Gedanken aber sofort wieder.
"Nein, du hast Recht, lass uns fahren.". Er seufzte leise, denn im Moment hatte er mehr Angst vor der anstehenden Autofahrt in Crowleys Bentley, als vor dem, was in Tadfield warten könnte.

"Mein Gott, Crowley, irgendwann wirst du uns noch umbringen mit deiner Raserei." Aziraphale klammerte sich bereits nach wenigen Minuten Fahrt wieder krampfhaft am Inneren der Autotür feste. Der Dämon schnaubte nur. "Wir haben die Sinnflut, die Pest und zwei Weltkriege überlebt. Da wird dich so ein bisschen Autofahren auch nicht gleich entkörpern. Überlegen wir lieber, was wir tun sollen, wenn Adams alter Herr wirklich wieder was aushecken sollte."
"Tja, ich weiß auch nicht. Können wir das nicht in Ruhe besprechen, wenn wir da sind?". Er tupfte sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn. "Ich kann mich einfach nicht konzentrieren, solange du fährst."
"Na klar, wir können auch einfach warten, bis der verdammte Satan persönlich vor uns steht und uns den Arsch aufreisst, wenn du dich damit wohler fühlst." frotzelte der Dämon und wedelte wage mit einer Hand vor Aziraphales Gesicht herum, während er in Schlangenlinien aus London heraus fuhr.
"Ist ja gut, kein Grund für solche Ausdrücke. Ich denke wir sollten erst einmal heraus finden, worum es überhaupt geht. Vielleicht ist es ja alles gar nicht so schlimm. Die Apokalypse haben wir schließlich schon verhindert."
"Ja und damit unten und oben so ziemlich alle sauer gemacht. Es wundert mich ehrlich gesagt, dass sie uns die letzten Jahre so völlig in Ruhe gelassen haben, vielleicht liefen da ja intern Dinge, die wir hier nicht mit bekommen haben. Und eins kann ich dir versprechen..." Er warf seine Brille in die Mittelkonsole und sah den Blonden ernst an. "Absolut nichts, was Satan tut, ist harmlos...". Dann fuhr er noch ein bisschen schneller.

In Tadfield war alles beim Alten, soweit man es auf den ersten Blick erkennen konnte. Die Blumen in den kleinen Vorgärten blühten, alte Leute führten ihre kleinen Hunde spazieren und das Wetter war wie immer perfekt. Sogar Adams Haus sah aus wie immer, als sie daran vorbei gingen. Sie hatten sich darauf geeinigt, sich im Pup des Dorfes zu treffen, Adams Mutter wusste schließlich nichts von damals und Adams Vater wollte nichts davon wissen. Das Gasthaus war eine kleine, verrauchte Spelunke, in der außer dem Wirt nur ein alter Mann mit wirren Haaren anwesend war, der vor dem Spielautomaten saß und gedankenverloren vor sich hin starrte. Aziraphale und Crowley suchten sich einen Platz in der hintersten Ecke des dämmrigen Raumes. Der Dämon ließ sich auf die Sitzbank fallen, während der Engel pikiert auf das fleckige Leder hinab sah.
"Wirt, ein Bier, wenn ich bitten darf!" rief Crowley und schnippte mit den Fingern. Die Flecken auf dem Sitzpolstern verschwanden und der Blonde seufzte dankbar und setzte sich zu dem Anderen.
"Wann hast du gesagt, wollte er uns treffen? Ich fühle mich nicht wohl in diesem... Etablissement." Er sah sich um, als würde er den dringenden Wunsch hegen, selber noch ein kleines Reinigungswunder zu wirken.
"Um fünf Uhr, Engel. Sei nicht so ungeduldig, du hast schließlich die Hölle auch überstanden und da sieht es wohl schlimmer aus."
Aziraphale sah leicht beschämt zu Boden. Ja, als sie die Körper damals getauscht hatten, um einander zu retten, hatte er einen Einblick bekommen in die 'untere Zentrale'. Den Gestank, die Dunkelheit und die Hoffnungslosigkeit die dort herrschten, würde er wohl nie wieder vergessen. Kein Wunder, dass Crowley seine Zeit lieber hier auf der Erde verbrachte.

Es schmerzte den Engel, denn er wusste, dass der Rothaarige kein typischer Dämon war. Er war nicht durch Bösartigkeit gefallen, eher durch seinen Hang zur Rebellion und der Angewohnheit, zu viele Fragen zu stellen. Und er war gefallen, und nicht etwa 'abwärts geschlurft', wie Crowley damals behauptet hatte. Aziraphale war dabei gewesen, als die Engel fielen. Er würde das Entsetzen und die Schreie niemals vergessen, egal wie viele tausend Jahre vergingen. Direkt danach hatte er um seine Versetzung gebeten, wollte lieber zur Erde, als die Folgen der Schlacht mit anzusehen.

Mitten in seine trüben Gedanken hinein, erklang das Geräusch der Eingangstüre. Ein junger Mann trat ein und schaute sich suchend um. Auch nach sieben Jahren war Adam Young gut zu erkennen, vor Allem an der grenzenlosen Arglosigkeit auf seinem Gesicht. Die dunkelblonden Locken waren etwas kürzer als damals, er war recht groß gewachsen, seine Kleidung weder besonders aufregend, noch zu langweilig. Er passte nach wie vor hervorragend in dieses Dorf.
"Hallo Jim.", grüßte er den Wirt, dann sah er die beiden Männer am Tisch. "Bringst du mir bitte das Übliche?". Der Mann nickte brummend und Adam ließ sich neben Crowley und Aziraphale auf einen Stuhl fallen.
"Hallo." sagte er. Seine Stimme klang so unbefangen wie immer, war nur tiefer als damals und die großen Augen sahen sie freundlich an. Aziraphale räusperte sich.
"Hallo Adam, wie geht's?"
"Ja, ganz gut. Ich denke, wir sollten dann beginnen."

In der Not frisst der Teufel die Liebe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt