Kapitel 17: Ein Letztes Wunder

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Etwas heißes zum Sonntag... Nein, kein Kakao 😁...

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Einen Moment lang herrschte Stille. Dann machte sich Crowley von Aziraphale los und drehte sich wieder nach vorne. Den Zettel knüllte er zusammen und warf ihn in den Fußraum nach hinten.
"Wir fahren jetzt zu diesem ehemaligen Flugplatz Engel...". Er klang entschlossen und so sprang der Bentley an und fuhr los, ohne das der Dämon das Gaspedal auch nur berührt hatte. "... Und WEHE dem, der sich uns in den Weg stellt.". Er sah stur gradeaus, auf dem schmalen Gesicht war nur Wut erkennbar, doch der Engel wusste es besser. Crowley hatte Angst. Dem verzerrten Mund und den glimmenden Schlangenaugen nach sogar Todesangst. Das letzte Mal hatte er ihn so gesehen, als Satan empor stieg und Aziraphale ihm gedroht hatte, nie wieder mit ihm zu sprechen. Der Blonde seufzte leise.
"Crowley...", seine Stimme klang sehr sanft. Der Dämon sah ihn kurz an, er sah gehetzt aus. "Fahr mal kurz rechts ran mein Lieber.". Er lächelte ruhig und Crowley verzog den schmalen Mund noch etwas mehr, tat aber wie geheißen. Das dunkle Auto hielt auf der Landstraße seitlich an einem Feldweg und der Rothaarige drehte sich erneut zu ihm.
"Wenn du mir jetzt sagst, ich soll mich beruhigen, dann..."
"Pschhh...". Aziraphale legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen und Crowley schwieg überrascht. "Ich will dir etwas anderes sagen.". Der Dämon sah ihn abwartend an und der Engel nahm die schlanken Hände mit den schwarz lackierten Fingernägeln in seine eigenen. "Ich weiß, das du Angst hast Crowley...". Crowley holte Luft um etwas zu entgegnen, aber Aziraphale warf ihm einen Blick zu, bei dem er sich damit begnügte, grimmig zu schauen. "... Ich will dir nur sagen, dass ich daran glaube, dass alles gut wird. Wir haben 6000 Jahre zusammen überstanden, da werden wir das jetzt auch noch schaffen.". Seufzend sah der Rothaarige ihn an und seine Gesichtszüge wurden weicher.
"Meinst du nicht, wir könnten wenigstens dieses Mal zusammen abhauen? Alpha Centauri ist immer noch schön und bei der letzten Suche habe ich noch diesen anderen Planeten gefunden, der plötzlich wieder aufgetaucht ist, Gal..."
"Du weißt doch ganz genau, das das nicht geht."
"Aber wieso? Wir sind doch eh auf uns gestellt. Kein Himmel und keine Hölle, die uns auf den Fersen ist."
"Und dann? Willst du wirklich auf immer und ewig auf einer fremden Welt leben?"
"Solange du auch da bist...", murmelte er  verstimmt und Aziraphale lachte leise. Und dann tat er etwas Ungewöhnliches. Er schwang ein Bein über Crowleys Schoß und setzte sich rittlings auf seinen Schoß. Der Dämon konnte nur ein leises Keuchen von sich geben, dann küsste der Blonde ihn auch schon.
"Auch wenn du es nicht zugeben möchtest, du liebst diese Welt...", flüsterte er gegen seine Lippen und strich dann mit seiner Nasenspitze an seiner Kieferlinie entlang.
"Dämonen können nicht lieben..." erwiderte er schwach.
"Oh ja, wie recht du hast Liebster... Übler Unhold... Mieser Verführer...". Zwischen jedem der Worte küsste er eine andere Stelle an Crowleys Hals, bis dieser leise knurrte und seine Hände in Aziraphales kräftige Pobacken krallte. Er zog ihn näher zu sich, gegen seine wachsende Erregung und küsste ihn nun seinerseits. Nicht so sanft wie der Engel zuvor, eher gierig und eine Spur verzweifelt. Er spürte wieder die gespaltene Zunge, die seine Nervenenden so zielgenau traf, außerdem schien eine schwache Elektrizität von dem Rothaarigen auszugehen, eben genau so viel das es nicht schmerzte, denn es prickelte leicht in seinem Mund. Aziraphale vergrub die Hände in Crowleys wundervollen Haaren, nahm jedes Detail des vertrauten Körpers wahr, speicherte jeden Laut.
"Bitte Engel...", stöhnte der Dämon leise. "... Wenn ich schon nicht weiß, wie es morgen aussieht auf dieser verdammten Welt... Dann bitte...". Er drückte den Blonden noch fester auf sich. "... Schenk mir ein letztes Wunder."

Aziraphale wusste genau, was er meinte. Er lächelte leise, dann schnippte er mit den Fingern und ihre Kleidung verschwand. Das sie sich auf einer öffentlichen Straße befanden, störte sie recht wenig, hier kam sowieso fast nie jemand vorbei und im Moment hätte ein Großteil der Menschen wohl sowieso nicht verstanden, was sie da taten. Er spürte Crowleys Geschlecht an seiner Rückseite und fragte sich für einen kurzen Augenblick, wie es wohl wäre, mit der weiblichen Version des Dämons zusammen zu sein, doch genau so schnell war der Gedanke auch wieder weg, denn der Rothaarige biss in die empfindliche Haut seines Halses und saugte sich daran fest.
"Engel... Ich will für einen Augenblick vergessen, das wir schon wieder am Rande unserer Existenz stehen... Ich kann dich nicht verlieren... Nicht jetzt, wo ich endlich so bei dir sein darf.".

Seine Hände strichen über weiche, warme Haut, spürten die Muskeln darunter. Er liebte ihn, bei allen Engeln und Dämonen, er liebte ihn so sehr. Er war das Einzige, das ihn von der bodenlosen Leere in seiner Seele rettete, das hatte er schon immer getan. Sie waren wie Ying und Yang, zwei Seiten einer Münze und niemand konnte ohne den Anderen sein. Sie hielten das Gleichgewicht ihrer Welt in Waage und nur so konnte es funktionieren. Er erinnerte sich an den Schmerz und die Angst, die er empfunden hatte. Damals, als er dachte, Aziraphale wäre tot und klammerte sich noch etwas fester an den Geliebten.

Aziraphale spürte die heftige Welle an Liebe, die von Crowley ausging und wunderte sich kurz. So, wie er sich immer ein wenig über die tiefen Gefühle des Dämons wunderte, die der eigentlich überhaupt nicht fühlen können sollte. Deshalb hatte er sie immer ignoriert. Gedacht, es wäre eine Störung seiner Sinne, ein Trick. Mittlerweile wusste er es besser. Und so umfasste er vorsichtig das schmale Gesicht und sah ihm tief in die gelben Augen, als er den anderen in sich aufnahm. Es war eine geschmeidige, sanfte Bewegung, still und liebevoll. Er sah die Veränderung in Crowleys Augen, die tiefe Dankbarkeit und hörte das leise Stöhnen. Während er anfing sich langsam auf dem Dämon zu bewegen, ließ er ihn keinen Augenblick aus den Augen.
"Ich werde nicht gehen, mein Liebster... Solange wir Beide existieren, werde ich an deiner Seite sein... Und wenn es sein muss... Sogar danach noch."
Er strich Crowley zärtlich durch die strubbeligen Haare, streichelte seinen Rücken, während der Andere ihn fest umschlossen hielt.

Er bewegte sich nun schneller. Trotz, oder vielleicht grade wegen ihrer tiefen Liebe war es ein berauschendes Gefühl für den Engel, den Rothaarigen so in sich zu spüren. Eine Hitze ging von ihm aus, bohrte sich in sein Innerstes, füllte ihn aus bis in die letzte Zelle seiner menschlichen Hülle. Alle Worte waren gewechselt, jetzt konnten sie nur noch fühlen. Einander und die Endlichkeit des Moments. Sein Atem kam nur noch abgehackt zwischen seinen Lippen hervor, seine Bewegungen wurden fahrig und unkoordiniert und Crowley spürte das. Er griff den Engel mit einer Hand im Nacken bei ein paar seiner blonden Locken, mit der anderen umschloss er Aziraphales pochende Erregung, was den Engel nun doch laut keuchen ließ.
"Crowley..."
"Ich will dich sehen... Ich will wissen, dass es wahr ist...".
Und Aziraphale sah ihn an. Schaute ihm in die herrlichen Augen, während das Kribbeln seine Wirbelsäule hinunter lief und sich in seinen Lenden forcierte. Sogar als er sich stöhnend über die schlanke Hand ergoss, behielt er die blauen Augen geöffnet. Er wusste nicht, was mit seinem Gesicht dabei passierte, aber es schien dem Dämon zu gefallen, denn nur ein paar Augenblicke später streckte der den Rücken durch und bohrte sich ein letztes Mal in den weichen Körper. Heiß und endgültig kam er in ihm, seinen Kopf am Rand der Rückenlehne abgelegt.

Dann war alles still. Sie veharrten einen Moment in ihrer Position und lauschten dem ewig schlagenden Herzen des Anderen, bis der Blonde dem Dämon leicht über die Wange strich.
"Geht es dir jetzt besser?".
Crowley öffnete schläfrig ein Auge.
"Ich weiß nicht. Eigentlich hab ich gar keine Lust mehr, die Welt zu retten."
Aziraphale lachte kurz auf, dann beugte er sich zur Seite und sah aus dem Autofenster. Er seufzte.
"Ich fürchte, wir haben keine Wahl. Die Wolken werden dunkler und breiten sich aus. Uns bleibt wohl nicht mehr viel Zeit.". Unwillig stieg er von Crowleys Schoß, schnippte mit den Fingern und ließ so ihre Kleidung wieder erscheinen. Dann richtete er seine Fliege und sah zu dem Rothaarigen.
"Bist du bereit?"
Crowley umschloss fest das Lenkrad seines Bentleys, nickte grimmig und drückte dann entschlossen den Knopf des Radios.
Aus dem Lautsprecher drang Queens 'The show must go on'.

In der Not frisst der Teufel die Liebe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt