Kapitel 18: Die Schlange Von Eden

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Aaah, entschuldigt bitte, ich hab ganz vergessen weiter zu uploaden 🙈... Jetzt geht's weiter, die Story ist auch schon fertig 🤗... Viel Spaß

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Sie fuhren eine Weile schweigend vor sich hin, bis Aziraphale irgendwann die Stille durchbrach.
"Was ist das eigentlich mit deiner Zunge, mein Lieber?"
Crowley warf ihm ein verschmitztes Lächeln zu.
"Was genau meinst du damit, mein Engel?"
"Na du weißt schon...". Der Blonde knetete verlegen seine Hände. "... Ich habe sie das letzte Mal so gesehen, als du noch eine Schlange warst. Aber jetzt... Ich meine, als wir uns..."
"Jaaa?". Crowley grinste noch ein bisschen breiter und genoss den sanften Rotton auf den Wangen des Engels. Dann überwand sich Aziraphale, schluckte hart, legte seine Hände beschämt in den Schoß und sah ihn mit seinen klaren, blauen Augen an.
"... Wird sie immer so, wenn du mit jemandem... kopulierst?".
Einen kleinen Moment herrschte wieder Stille, dann brach der Dämon in lautes Gelächter aus. Der Wagen machte sogar einen gefährlichen Schlenker zur Seite, sodass Aziraphale erschrocken eingriff und das Lenkrad korrigierte.
"Kopulieren? Wo hast du DAS denn her, Engel? Und ich dachte, du wärst ein Romantiker.". Er war leicht außer Atem vor lauter lachen.
"Naja, ich dachte... Das sagt man doch so, oder nicht?".
Crowley wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel, dann legte er die freie Hand auf Aziraphales gefaltete Hände und lehnte sich ein Stück zu ihm hinüber, die Augen weiterhin auf die Straße gerichtet.
"Das mit meiner Zunge habe ich nur für dich getan. Ich kann das sehr wohl steuern und ein Mensch ist noch nie in den Genuss gekommen. Schließlich...". Er warf dem Engel jetzt doch einen Blick zu. "... habe ich von denen keinen geliebt.".

Den Rest der Fahrt sprachen sie darüber, was sie auf dem Flugplatz wohl erwarten würde.
"Fest steht auf jeden Fall, dass ich immer noch nicht weiß, was ich mit dem Schwert anfangen soll.", sagte Aziraphale grade und Crowley zog fragend die Augenbrauen zusammen.
"Was gibt es da denn nicht zu wissen Engel? Wir kämpfen gegen das Ende der Welt und du hast die Waffe dazu."
"Aber... Aber ich habe noch nie getötet... Das weißt du doch. Ich weiß nicht... Ob ich das kann."
Der Dämon strich mit dem Daumen beruhigend über die manikürten Hände des Blonden.
"Ich würde dich niemals darum bitten, das weißt du. Aber ich kann keine himmlischen Waffen... bedienen. Und ich weiß genau so wenig wie du, wie diese Idioten es zuende bringen wollen."
Er griff nach seinem Handy und tippte einige Sekunden wild darauf herum. Dann schnaubte er leise.
"Fest steht, das so ziemlich jede Ecke der Welt schon von einem dieser Bäume verseucht wurde und alle am durchdrehen sind. Mich wundert es, dass es überhaupt noch Nachrichten gibt. Liegt aber vielleicht daran das Journalisten und Politiker sowieso schon immer gut ohne Liebe klar gekommen sind. Wir haben übrigens damals die Nachrichten erfunden, wusstest du das?"
"Nein. Wundern tut es mich allerdings nicht, bei so viel Elend auf einem Fleck. Wir haben es damals auch versucht - mit guten Nachrichten. Die wollte aber niemand hören."
"Jaja, Menschen... Da sieh mal!", rief der Rothaarige plötzlich und zeigte nach vorne.

Sie waren um eine Kurve gefahren und fuhren grade aus dem Waldgebiet hinaus. Vor ihnen öffnete sich eine Kulisse, als hätte die Hölle ihre Pforten bereits nach oben verlegt. Der Himmel war schwarz und Blitze zuckten durch die Wolken. Dort, wo einst der Flugplatz gewesen war, war nun nichts als schwarzes Gras und der Apfelbaum. Riesig war er geworden. Ragte hoch gen Himmel, die Wurzeln frassen sich durch große Teile des Geländes, der Stamm war dick wie ein Leuchtturm. Dunkelrote Äpfel, perfekt und glänzend hingen schwer an jedem der knorrigen Äste und aus der Mitte des Stammes, genauer gesagt aus einigen wulstigen Astlöchern, schimmerte es bläulich. Alles an ihm wirkte gleichzeitig verlockend und bedrohlich.

Crowley fuhr den Wagen schnell an die Seite und machte den Motor aus. Die Musik war ebenfalls verstummt und er hörte Aziraphales schweren Atem.
"Los komm, aussteigen..." sagte der Dämon und stieß den Blonden in die Seite. Der nickte mit ängstlichen Blick, griff in den Fussraum nach dem Schwert und folgte dem Anderen aus dem Wagen heraus.
Sie schlichen ein Stück am Rand des Waldes entlang, grade so das sie von außerhalb nicht zu sehen waren, dann hockte Crowley sich irgendwann neben Aziraphale in ein dichtes Gestrüpp, nahe dem Waldrand. Beiden schmerzte der Kopf, das lockende Summen des Baumes war lauter geworden, je näher sie kamen.
"Siehst du das auch Engel?". Aus seiner Stimme klang unterdrückter Zorn heraus und dann sah der Blonde auch warum. Neben dem Stamm des Baumes standen zwei Personen. Die eine war klein, zierlich und in schwarze, speckige Kleidung gehüllt, die Andere war groß, trug einen feinen, grauen Anzug und strich sich grade durch die penibel gemachten dunklen Haare.
"Beelzebub und Gabriel...", presste der Engel hervor und ihn durchzuckte Groll. Es war schon wieder geschehen und er hatte es nicht verhindern können. Jahrtausende lang hatte er sein Bestes getan, seinen heiligen Pflichten gerecht zu werden. Er durfte, konnte nicht ungehorsam sein und widerstand deshalb Jahr für Jahr der Versuchung, die Crowley für ihn war. War das alles umsonst gewesen? Jetzt, wo er den Erzengel und den Höllenfürsten dort zusammen stehen sah, erneut vereint in dem Wunsch, diese Welt zu vernichten, schien es fast so. Schon das letzte Mal hatten sie schalten und walten können, wie es ihnen beliebte, ohne Konsequenzen dafür tragen zu müssen. Unerfindlich, redete er sich leise ein, Unerfindlich.
"Siehst du das blaue Licht dort?" störte Crowley seine düsteren Gedanken und zeigte auf eins der Astlöcher. Der Engel nickte.
"Ja, es sieht aus wie das Licht, das damals aus Adam heraus kam, als er in den Apfel biss."
"Ich denke, das ist es, Aziraphale... Da ist die Liebe."
"Tja, da könntest du Recht haben mein Lieber, aber was hilft uns das? Wir kommen nicht näher ran und ich fürchte, in der Nähe werden sich noch mehr Engel und Dämonen aufhalten."
Der Rothaarige zögerte, dann sagte er "Als Schlange würde ich durch dieses Loch durch passen...".
Der Engel erbleichte. "Das kann nicht dein Ernst sein, Crowley."
"Wieso denn nicht, Engel? Erinner dich doch mal an Agnes Worte. 'Schwarz und weiß werden wieder kriechen und kämpfigen'. Es ist wohl an der Zeit zu kriechen..."
"Aber... Du kannst nicht... Ich..."
"Hast du vielleicht eine bessere Idee?" erwiderte der Rothaarige und verschränkte die Arme. Der Blonde seufzte und schüttelte den Kopf.
"Ich bin vorsichtig, versprochen...", versuchte er ihm ein wenig Mut zu machen. "... Im anschleichen und Lauern bin ich ein Profi, das weißt du doch.".
Aziraphale rang die Hände und nickte dann schließlich.
"Na gut, aber dann werde ich hier mit dem Schwert aufpassen und auf den Augenblick warten, an dem ich...", er schluckte. "... kämpfen muss."

Der Engel bestand darauf, dass Crowley den Baum nur auskundschaften würde und dann sofort zurück kam.
"Es wird schon alles gut gehen, mein Engel. Vielleicht war das mit dem kämpfen ja auch gar nicht wörtlich gemeint, wer weiß.".
Aziraphale sah trotzdem so elend aus, dass Crowley ihn schließlich fest in seine Arme zog.
"Hab Vertrauen Aziraphale, so wie du es immer hattest. Wir schaffen das schon."
Er sah ihm in die klaren, blauen Augen und küsste ihn sanft.
"Ich liebe dich, Aziraphale, wir sehen uns gleich wieder."
Der Engel nickte traurig.
"Und ich liebe dich. Pass auf dich auf mein Liebster."
Dann ließ der Dämon ihn los und atmete tief durch. Er schloss die Augen und mit seinem nächsten Atemzug schien seine Gestalt in sich zusammen zu fallen. Sein sowieso schon schlanker Körper wurde lang, dünn und schwarz. Nur ein paar Sekunden später war von dem Mann in ihm nichts mehr zu sehen. Stattdessen sah der Engel auf den dicken, glänzenden Leib der Schlange von Eden hinab. Alleine die gelben Augen erinnerten ihn an den Geliebten. Die Schlange sah ihn an.
"Bissss gleich..." zischte sie leise und verschwand im Grün des hohen Grases.

Während Aziraphale sich an sein Schwert klammernd im Gebüsch verbarg, kroch Crowley langsam und geschmeidig am Rand der ehemaligen Airbase entlang. Er musste sich dem Baum von der Seite nähern, so dass Gabriel und Beelzebub ihn nicht entdecken würden. Zwischenzeitlich spähte er in die dichten Äste des Baums hinauf und entdeckte weitere Engel und Dämonen, die teilweise mit Pfeil und Bogen, oder Speeren bewaffnet waren. Ihm entfuhr ein spöttisches Zischeln. Es war nur von Vorteil, dass der Rest der über- und unterirdischen Mächte den Fortschritt der Menschheit nicht beachtet hatte. Wären sie mit Maschinengewehren und Handgranaten bewaffnet gewesen, wäre seine Mission um einiges riskanter. So aber fühlte er sich sicher, während er zwischen dem dichten Geflecht der Wurzeln immer näher an den Baum heran kroch. Als er sich schließlich am Stamm epor schlängelte, gab es einen Moment, an dem er dachte, er könnte nicht weiter machen. Das Summen war immer lauter geworden, je näher er dem Baum gekommen war. Mittlerweile füllte es seinen Kopf mit wirren Gedanken und er war überzeugt, dass er nur deshalb noch einen klaren Gedanken fassen konnte, weil er in seiner wahren Gestalt unterwegs war. Immer näher kroch er dem blauen Schimmern entgegen und musste all seine Kraft aufwenden, um nicht in einen der prallen Äpfel zu beissen.
Dann hatte er das unterste der Astlöcher erreicht. Als er seinen schmalen Kopf hindurch steckte, blendete ihn das Licht einen Moment, dann wurde seine Sicht wieder klar und ihm stockte der Atem.

Der Baum war von innen hohl und angefüllt mit dem blauen, schimmernden Licht. In der Mitte des länglichen Inneren hatte sich eine Art Materie gebildet, die die Form eines menschlichen Herzens aufwies und träge pulsierte. Das Summen war hier fast ohrenbetäubend und verband sich mit einem dumpfen Pochen, das von dem Herz auszugehen schien. Crowley schüttelte den Kopf, um seine Gedanken zu ordnen. 'Zurück zu Aziraphale', schoss es ihm noch durch den Kopf, da spürte er plötzlich einen festen Ruck an seinem Körper, der ihn von dem Loch fort riss.
"Wir haben ihn!" rief eine Stimme, dann verlor er den Halt.

In der Not frisst der Teufel die Liebe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt