Kapitel 7: Die Letzte Prophezeiung

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Sie steckten die Beiden vorerst in Anathemas Vorratsschrank, da dies der einzige Raum war, in dem es kein Fenster gab und den man verschließen konnte. Draußen fingen mittlerweile die anderen Dorfbewohner an, sich um den Apfelbaum zu scharen, als würde Starbucks eine neue Filiale eröffnen.
Aziraphale drehte den Schlüssel im Schloss und sah sich um. Crowley schien verschwunden zu sein.
"Crowley?"
"Hier, Engel." Der Rothaarige erschien in der Küchentür und hielt einen kleinen Zettel in der Hand. Dem Engel stockte kurz der Atmen. Nicht das er den brauchen würde, aber nach all den Jahrtausenden war es doch ein unangenehmes Gefühl.
"Ist das...?"
"Jap. Noch eine Prophezeiung. Sie haben wohl doch nicht alle verbrannt..."
"Was steht drauf?"
"Wirres Zeug, wie immer..."
"Crowley..." sagte der Blonde mahnend. "... Was steht drauf?"
Der Dämon seufzte.
"Und sieben Jahre werden vergehigen vom Ende bis zum neuigen Anfang des Endes. Schwarz und weiß werden wieder kriechen und kämpfigen und eine Einheit werden sie sein. Wenn die erste Frucht ihren wahren Weg findigen mag, mögt auch ihr Erlösung findigen und aller Irrsinn mag ein Ende haben."
"Klingt... Verwirrend, meinst du nicht?"
Crowley faltete den Zettel zusammen und steckte ihn in seine Hosentasche. Das war deswegen beeindruckend, weil seine Hose wie immer so eng war, dass es selbst mit Papier schwierig wurde und Aziraphale war dadurch einen kurzen Augenblick abgelenkt.
"Engel!"
"Hm?"
"Hör auf zu träumen. Ich sagte, es klingt nicht nur verwirrend, sondern so, als würde das schon wieder etwas mit uns zu tun haben."
"Denkst du wirklich?"
"Schwarz und weiß werden wieder kriechen und kämpfigen? Nein, du hast recht, bestimmt sind ein anderer Engel und Dämon gemeint..."
"Is ja gut." sagte der Blonde beschwichtigend.

Hinter ihnen rumpelte es. Anathema und Newt versuchten anscheinend sich zu befreien. Engel und Dämon sahen sich an, dann zuckte Crowley mit den Schultern und schnippte kurz. Das Rumpeln in der Kammer verstummte und Aziraphales Augen weiteren sich leicht.
"Keine Sorge Engel, ich hab die Beiden nur schlafen gelegt. Ohne wundern halte ich das nicht aus."
Es herrschte einen Moment Ruhe, dann seufzte der Blonde.
"Ich würde vorschlagen das wir fürs Erste hier bleiben. Wir können die Beiden nicht alleine lassen und müssen schauen, was diese Äpfel bei normalen Menschen anrichten."

Sie sahen sich ein wenig in dem kleinen Cottage um. Auch Anathema besaß natürlich ein Schlafzimmer. Das Bett war zerwühlt und eine Männersocke lag auf dem Kissen. Aziraphale verzog pikiert den Mund und warf Crowley einen kurzen Seitenblick zu. Der grinste schief und schnippte erneut mit den Fingern. Jetzt war es dann auch egal, das Kind war eh schon in den Brunnen gefallen, beziehungsweise der Apfel vom Stamm. Das Pärchen in der Abstellkammer ließen sie vorerst an Ort und Stelle, stellten ihnen aber etwas zu Essen hinein und einen Eimer, bis sie eine bessere Lösung gefunden hätten.

Draußen war es mittlerweile dunkel und der Engel sah gedankenverloren aus dem Fenster. Draußen hatte sich der Pulk an Menschen mittlerweile aufgelöst, der Apfelbaum stand nach wie vor voll behangen mit perfekten Äpfeln und irgendwie bedrohlich auf der kleinen Rasenfläche. Crowley saß hinter Aziraphale an dem kleinen Küchentisch und trank eine Tasse Kaffee. Er sah nachdenklich aus, was wirklich selten der Fall war. Schließlich stand er auf und stellte sich sehr dicht hinter den Blonden.
"Sag mal Engel, was hältst du von Picknick morgen?"
Der Engel schnellte herum und sah ihn aus großen, blauen Augen an.
"Wie kommst du denn jetzt darauf?"
"Erinnerst du dich noch an unser Gespräch im Auto vor ein paar Jahrzehnten? Als du mir das Weihwasser gegeben hast?"
"Natürlich. Schließlich wolltest du diesen törichten Überfall..."
"Das meine ich nicht."
Die gelben Augen sahen auf ihn hinab und Aziraphale wurde rot.
"Ich weiß nicht was du..."
"Spar dir das." Crowleys Stimme hörte sich ungewöhnlich an. Meistens klang er entweder desinteressiert, belustigt oder sarkastisch. Doch jetzt hörte er sich anders an. Leise. Energisch. Die Tonlage drang dem Engel durch Mark und Bein und er sah zu Boden. Er wusste genau was der Dämon meinte, schon als er es damals ausgesprochen hatte. Genauso wusste er, dass er ihn mit seinen Worten verletzt hatte. 'Du bist zu schnell für mich Crowley' hatte er gesagt und damit nicht die Fahrweise des Dämons gemeint. Und er wusste, das der es wusste. Das Abendessen im Ritz hatten sie nach der letzten Beinahe-Katastrophe gehabt, aber wirklich darüber gesprochen hatten sie nie. Er seufzte.
"Wieso fängst du jetzt wieder damit an? Du kennst doch meine Meinung dazu."
"Nein, tue ich nicht." erwiderte der Rothaarige und kam noch einen Schritt näher, so dass dem Blonden erneut der Duft von dunkler Schokolade und etwas rauchigem in die Nase stieg. Die gelben Augen schienen ihn wie Scheinwerfer zu durchleuchten. "Seit über 6000 Jahren spielen wir dieses Spiel jetzt schon. Wir sehen uns, retten einander das Leben, erledigen Jobs für den Anderen und haben die verdammte Apokalypse verhindert!". Seine Stimme war mit jedem Wort lauter geworden. "Denkst du wirklich, irgendwen würde es einen Dreck scheren, was wir miteinander treiben, oder auch nicht? Glaubst du, dass wäre die Grenze, bei der dir der Allmächtige einen Blitz in den Hintern schießt?!" Er hatte Aziraphale an seinem steifen Hemdkragen gepackt und drückte ihn ein wenig gegen die gemusterte Tapete. Einen Moment herrschte Stille, dann fand der Engel seine Stimme wieder.
"Ich weiß nicht.", sagte er leise. Crowley starrte ihn nur an und fragte dann tonlos. "Was weißt du nicht?".

In der Not frisst der Teufel die Liebe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt