Prolog

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PROLOG

Ich hatte nie vor, jemals darüber zu reden. Ich dachte immer, es sei besser, wenn das hier niemals jemand erführe. So von wegen Verrücktsein und so. Doch wie soll ich denn die Klappe halten, wenn mich diese Geschichte Tag und Nacht verfolgt? Abends fürchte ich mich vor dem Schlaf. Nenn mich bescheuert, aber solltest du jemals zu Bett gehen und im Vornherein wissen, dass dich im Land der Träume lediglich Alpträume erwarten und keine rosa Glitzerwolken, wirst du mich vielleicht verstehen. Wenn ich dann morgens aus dem Schlaf hochfahre, vor Angst laut schreiend und wieder einmal vollkommen nassgeschwitzt, sehne ich mich trotz allem zurück in den Alptraum, weil ich weiß, dass nun die Grausamkeit erst richtig beginnt. Von sogenannten „Klassenkameraden“ ausgeschlossen und ausgelacht, von den Nachbarn blöd angeglotzt, vom Busfahrer absichtlich ignoriert, alle drehen sich nach dir um, um dann hinter vorgehaltener Hand über dich abzulästern, selbst Tiere flüchten mit angsterfülltem Blick vor dir. Versteh mich nicht falsch, ich kann sie ja alle verstehen. Ich würde, wenn ich ein Leben hätte, nicht anders auf Leute wie mich reagieren. Ich bin der Outsider, der Freak, die Gestörte von nebenan, diejenige, ohne die es auf der Welt vermutlich schöner wäre.

Und das alles, weil ich zur falschen Zeit am falschen Ort war. Und davon nichts mehr weiß.

Ich bin anders. Anders, aber normal. Anders normal eben.

Ich bin Liz.

Codewort Cruel [ON HOLD]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt