Er ließ mich hier einfach so alleine? Was sollte ich jetzt tun? Abhauen? Mein Blick glitt suchend durch den Raum. Schließlich blieb ich an einer großen Terrassentüre hängen. Diese war sicher nicht verschlossen. Aber wie sollte ich das große Eisentor aufbekommen. Außerdem waren die anderen drei hier noch irgendwo. Ich musste es versuchen. Sie hatten mir bis jetzt zwar nichts angetan aber was nicht ist konnte noch werden. Gerade als ich mich erheben wollte, öffnete sich die Türe durch welche Harry gerade erst verschwunden war. Sofort senkte sich mein Blick. „Hier" mit diesem Wort stellte Harry einen Teller vor meiner Nase ab. Auf dem Teller war ein großes saftiges Sandwich. Gott, es roch so gut. Wann hatte ich das letzte Mal so etwas gegessen? Zaghaft schwenkte mein Blick zurück auf den Boden. Er würde mir ganz bestimmt nicht auch noch etwas zu essen geben. Oder? „Na nimm schon. Du hast doch gesagt, dass du Hunger hast" ich konnte sein Schmunzeln praktisch hören. „S..sind Sie sicher?" fragte ich daher zögernd. „Ganz sicher." Stimmte der Mann mit den vielen Ringen an den Fingern mir schließlich noch ein letztes Mal zu. Nun konnte ich nicht mehr an mich halten und griff sofort nach dem Sandwich. Genüsslich biss ich hinein und schlang auch sofort die leckere Mahlzeit hinunter. Ich hatte solch einen Hunger! „Na schmeckt's?" lächelte da auch schon wieder Harry. Schnell schluckte ich den viel zu großen Bissen in meinem Mund und räusperte mich. „Ja, vielen Danke Sir" und damit nahm ich meine Tätigkeit auch sofort wieder auf. Solange, bis nach wenigen Minuten das ganze Sandwich in meinem Magen verschwunden war. Das erste Mal seit über einem Jahr war ich wieder satt. Zaghaft stellte ich den nun leeren Teller wieder auf den kleinen Couchtisch zurück. Erst jetzt wurde mir wirklich bewusst, dass der fremde Mann mich die ganze Zeit über beobachtet hatte. Sofort wurden meine Wangen heiß. Das war peinlich, wie musste das denn auf ihn wirken. Wie ein ausgehungerter Obdachloser, der ich nun mal auch war. Meine Vermutung bestätigte sich denn Harry fragte „Louis, wie alt bist du?" in seinem Ton schwenkte etwas Beunruhigendes mit. Sollte ich mir Sorgen machen? Würde ich ihm mein wahres Alter nennen, würde er sofort das Jugendamt informieren. Ich würde in ein Heim kommen. Das war wirklich das letzte was ich wollte. Ich hatte bereits genügend Erfahrungen in Heimen sammeln können. Sie veränderten einen. Da lebte ich doch lieber auf der Straße. Harry's Räuspern riss mich aus meinen Gedanken. Ich hatte ihm gar nicht geantwortet. „I...ich" verließ stotternd meinen Mund. Welches Alter war glaubhaft? 19? Oder doch lieber 18? Fieberhaft überlegte ich, welche Zahl ich ihm nun nennen sollte als mich seine Stimme auch schon erneut unterbrach. „Du bist noch keine 18, hab ich recht?" Zaghaft nickte ich. Was hatte ich zu verlieren? Würde er mich in ein Heim stecken, würde ich einfach wieder abhauen. Ob sie es mir diesmal auch so einfach machen würden? Okay, ich musste hier raus. Und zwar sofort. „K...kann ich gehen?" flüsterte ich daher auch sogleich. Unüberlegt hatten diese Worte meinen Mund verlassen. Meinen Kopf hielt ich gesenkt. „Louis, ich kann dich nicht so einfach gehen lassen. Ich muss zumindest deine Eltern über diesen Vorfall informieren." versuchte er mir sachlich zu erklären. Sofort legte sich in meinem Kopf ein Schalter um. Ich konnte ihm unmöglich meine alte Adresse geben. „N...nein, ich... ich kann gehen. Tut mir leid" mit diesen Worten war ich auch schon aufgesprungen und in Richtung der Haustüre gelaufen. Mein Plan hätte super funktioniert, wenn nicht mein Kreislauf immer wieder schlapp machte. Zum wiederholten Male an diesem Tag tanzten schwarze Punkte vor meinem inneren Auge. Schnell krallte sich meine Hand an das Regal gleich neben mir. Tief durchatmen. So schnell wie möglich versuchte ich mich selbst zu beruhigen. Plötzlich spürte ich eine Hand, welche sich auf meine Schulter legte. „Komm, setzt dich wieder" damit half Harry mir zurück zum Sofa. „Wo lebst du Louis? Bei deinen Eltern?" bohrte er auch sofort weiter nach. Zaghaft schüttelte ich den Kopf. Es ging ihn nichts an. Schwer seufzte der mir fremde Mann und erwiderte erstmal gar nichts.
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Streetboy
FanfictionVon der eigenen Familie gehasst landet Louis mit 16 Jahren auf der Straße. Vergeblich versucht er so einiger maßen klar zu kommen. Er möchte nicht kriminell werden oder gar anderen Menschen etwas wegnehmen. Für das ist der zierliche Junge doch eigen...