*Harry*
Die Tage vergingen wie im Flug. Und mittlerweile war der Kleine bereits eine Woche bei uns. Liam hatte nur das notwendigste an Kleidung für ihn besorgt. Somit könnte Louis sich selbst etwas nach seinem Geschmack aussuchen. Niall war natürlich sofort von der Idee, mit Louis shoppen zu gehen, begeistert. Nur unserem Gast schien dieses Thema nicht besonders zu gefallen. Die Klamotten die Liam ihm besorgt hatte hütete er wie einen Schatz. Immerhin zog er sie an, darüber musste ich mit ihm auch diskutieren. Louis fiel es schwer Hilfe anzunehmen. Besonders wenn diese Hilfe mit Geld verbunden war. Er verstand nicht, dass er jetzt nicht mehr alleine war. Auch das Thema Essen lag uns allen schwer im Magen. Louis' Untergewicht würde sich bei seinem Essverhalten auch in den nächsten Wochen nicht ändern. Er aß kaum und wenn dann nur sehr kleine Portionen. Im fehlte allen Anschein nach der Hunger. Liam hatte bereits versucht mit ihm darüber zu sprechen doch da kamen wir gleich zum nächsten Problem. Louis sprach mit meinen besten Freunden kaum. Er hielt sich immer im Hintergrund, schien schon fast mit der Zimmereinrichtung zu verschmelzen. Sobald jemand etwas lauter sprach zuckte er zusammen. Und besonders um Zayn schien er einen noch größeren Bogen zu machen. Die einzige positive Veränderung an unserem Schützling konnten wir im Bezug auf mich ausmachen. Er sprach mit mir viel offener, zwar nur wenn wir alleine sind, aber immerhin. Seit unserem Gespräch im Schlafzimmer schaffte es Louis mir mehr Vertrauen entgegen zu bringen. Er ließ Berührungen zu. Und genau aus diesem Grund hatte ich es mir zur Aufgabe gemacht ihm verständlich zu machen, dass er sich von einem richtigen Arzt untersuchen lassen musste. Die Wunde an seiner Hüfte sah schon besser aus, doch die Verletzung der Rippen schien kaum besser zu werden. Er brauchte Schmerzmittel und das konnte ich ihm nicht verschreiben. Besonders das Thema mit der Vergewaltigung bereitete mir zunehmend einen flauen Magen. Hatten die Täter ein Kondom benutzt? Wenn nicht, hatten sie ihn mit einer Krankheit infiziert? So viele Fragen und keine einzige konnte ich mir beantworten. Denn über dieses Thema sprach Louis noch nicht einmal mit mir. Ergeben seufzte ich und machte mich auf den Weg nach oben. Ich musste mit ihm sprechen. Bereits gestern hatte ich einen Termin in einer renommierten Arztpraxis gemacht. Die Ärzte waren spezialisiert auf verängstigte Personen und konnten Louis mit Sicherheit weiterhelfen. Jetzt musste ich ihm nur dies verständlich machen. Zaghaft klopfte ich an seine Türe. "Louis?" ein leises herein ertönte. Der Kleine saß auf dem Bett und blätterte wie so oft in seinem alten Buch. Nach seinen Erzählungen zu urteilen, war es sein Tagebuch. "Wie gehts dir?" lächelte ich ihm entgegen und setzte mich zu ihm auf sein Bett. "Gut und dir?" ein schwaches Lächeln wurde mir geschenkt. "Mir liegt ehrlich gesagt etwas im Magen. Darum bin ich auch hier" ich versuchte mich erstmal langsam an das Gespräch heran zu tasten. Mein Gefühl sagte mir, dass dies hier komplizierter werden würde als es sollte. "Was ist los?" nun hatte ich seine volle Aufmerksamkeit. "Hab ich etwas falsch gemacht?" leise stellte er diese Frage. Doch sofort schüttelte ich den Kopf. Noch so ein schwieriges Thema. Louis gab sich sofort an allen Problemen die Schuld. Auch wenn er damit gar nichts zutun hatte. "Ich mach mir bloß Sorgen um dich. Dein Körperlicher Zustand bessert sich nicht wirklich." sofort senkte der Kleine seinen Blick. "M..mir geht's gut" versuchte er meine Worte abzuwehren. Doch natürlich wusste ich das er log. "Ich habe einen Termin bei einem renommierten Ärztin ausgemacht" fiel ich mit der Türe ins Haus. "N...nein" sein Kopf schüttelte sich auf die Sekunde. "Doch Louis, wir haben morgen um 9.00 Uhr einen Termin" meine Hand streckte sich zu den zitternden Händen. Sanft umfasste ich sie. "Dir wird nur geholfen. Wenn du möchtest bleibe ich auch die ganze Zeit über bei dir" versuchte ich ihn aufzumuntern. Das einzige was meine Worte bewirkten, war ein verängstigter Junge. "Sieh mich an Lou" mein Finger wanderte wie von selbst zu seinem Kinn. "Du musst keine Angst haben" seine Augen wurden glasig. "H..harry i..ich will da nicht hin" leise verließen diese Worte seinen Mund. "Wieso denn nicht? Dir wird dort nur geholfen" Louis begann zu schluchzen. "Komm her" mit diesen Worten zog ich den zierlichen Jungen an mich. Sofort krallten sich seine Hände in mein Shirt. "I...ich will bei dir bleiben" darauf erfolgte ein herzzerreißendes Schluchzen. Dachte er etwa, ich würde ihn wieder auf die Straße setzen?
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Streetboy
Hayran KurguVon der eigenen Familie gehasst landet Louis mit 16 Jahren auf der Straße. Vergeblich versucht er so einiger maßen klar zu kommen. Er möchte nicht kriminell werden oder gar anderen Menschen etwas wegnehmen. Für das ist der zierliche Junge doch eigen...