Das Frühstück verlief ereignislos. Dieses Mal frühstückten nur Harry und ich. Wo die anderen wohl sind? Jedoch traute ich mich nicht ihn zu fragen. "Nach dem Frühstück möchte ich mit dir sprechen" erwähnte Harry beiläufig. Meinen Appetit verlor ich quasi in der selben Sekunde. Gerade mal eine Hälfte meiner Semmel, belegt mit Salami, hatte ich geschafft. Er wollte also mit mir reden? Er war bestimmt wütend wegen der geklauten Brieftasche. Ich hätte nicht hier bleiben sollen. Wer weiss, was er jetzt mit mir macht. Meine Hände begannen bereits zu zittern. Verdammt, ich musste hier raus. Eine sanfte Berührung auf meiner Schulter ließ mich aus meinen Gedanken hoch schrecken. "Keine Angst. Du hast nichts falsch gemacht." versuchte mich der Lockenkopf zu beruhigen. Allerdings blieb es bei einem Versuch.
"Komm mit" nachdem Harry fertig gegessen hatte führte er mich auch sogleich die Treppe wieder hinauf. Dieses Mal allerdings in ein anderes Zimmer. Es war sehr gemütlich eingerichtet. Man könnte meinen, man wäre in einem Zimmer eines Teenagers. Es gefiel mir. "Das ist mein Zimmer und hier ist mein Bad. Komm ich geb dir erstmal eine Zahnbürste dann kannst du dir die Zähne putzen" schnell folgte ich Harry in den angrenzenden Raum. Auch dieses Bad war der Hammer. Ich kam aus dem Staunen gar nicht mehr raus. "Hier" mit diesem Wort drückte mir Harry eine blaue Zahnbürste in die Hand. Ob ich die wohl behalten dürfte? Dann könnte ich mir auf der Straße auch die Zähne putzen. "Wenn du fertig bist, komme einfach wieder in mein Zimmer." damit war er auch schon verschwunden.
Zaghaft betrat ich nach dem meine Zähne wieder einmal sauber waren, sein Zimmer. Harry saß auf seiner Couch. Diese war deutlich kleiner als die, die im Wohnzimmer stand. "Komm setzt dich" Harry lächelte und deutete auf den Platz neben sich. Noch immer viel zu unsicher folgte ich seiner Aufforderung. "Louis, gefällt es dir hier?" zögerlich nickte ich. Auf was wollte er hinaus? "So gut, dass du hier leben würdest?" interessiert musterte Harry mich. Was war das denn für eine Frage. Er könnte in einer Scheune leben und ich würde JA schreien. „I..ich ehm ja?" fragte ich und blickte stur nach unten. „Wie wäre es dann, wenn du einfach hier bleibst?" erschrocken riss ich meine Augen auf. Ich sollte was? Hier bleiben? Wie stellte er sich das denn vor. Ich war ein Straßenjunge und würde es auch immer bleiben. Für nichts könnte ich Harry bezahlen. Wie denn ohne Ausbildung? Er würde mich durchfüttern müssen. Oder fragte er vielleicht aufgrund von anderen Umständen. Sollte ich für ihn irgendwas erledigen? Vielleicht dealten er und seine Freunde auch mit Drogen. Ich hatte mich sowieso schon gefragt wie ein junger Mann wie er an soviel Geld kam. „Louis, was denkst du nur" sogleich befand ich mich wieder in einer sanften Umarmung. Mein Körper stemmte sich erneut gegen Harry. Kein Körperkontakt. Schon gar nicht von Männern. „I...ich nein I..ich kann nicht" stammelte ich unbeholfen und drückte mich sogleich etwas weiter von ihm weg. „Wieso denn nicht" noch immer umspielte ein Lächeln seine Lippen. „Ich.. Ich hab ... ich kann für nichts hier bezahlen. Ich hab nicht mal eine Ausbildung. Für was sollte ich hier nützlich sein?" leise hatten diese Sätze meinen Mund verlassen. „Louis, du sollst in erster Linie gesund und glücklich werden. Sieh dich doch an. Du reagierst auf jede Berührung beinahe panisch. Dein Körper ist abgemagert und du hast bestimmt so einige schmerzhafte Verletzungen. Willst du wirklich zurück auf die Straße? Du kannst dort nicht ewig bleiben." Sanft wanderte seine Hand zu meiner Schulter und streichelte zögerlich darüber. Er hatte sowas von Recht. Aber das konnte ich ihm doch nicht sagen. Ich wäre hier nur eine Last. Daher schüttelte ich den Kopf. Mein Blick blieb gesenkt, ich traute mich nicht ihn anzusehen. „Louis, du zitterst ja. Komm her" Blitzschnell wurde ich in eine Decke eingewickelt und näher zu ihm gezogen. Mein Körper versteifte sich. Zu nah. Viel zu nah. „Harry...ich.." meine Augen kniff ich mittlerweile fest zusammen. Mir war das alles hier zu viel. Was wollte er von mir. Ich konnte einfach nicht hier bleiben.
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Streetboy
Fiksi PenggemarVon der eigenen Familie gehasst landet Louis mit 16 Jahren auf der Straße. Vergeblich versucht er so einiger maßen klar zu kommen. Er möchte nicht kriminell werden oder gar anderen Menschen etwas wegnehmen. Für das ist der zierliche Junge doch eigen...