Kapitel 3

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Leise hörte ich die Klingel in der Wohnung meiner Großmutter unter mir. Entweder war die Post da oder die Zeugen Jehovas waren mal wieder unterwegs. Sie waren wirklich nett, hin und wieder unterhielt ich mich etwas mit ihnen. Ich fand es schön dass es Menschen gab die Frieden und Halt in ihrem Glauben finden konnten, aber für mich war das überhaupt nichts. Ich verneinte zwar nicht die Existenz Gottes oder einer anderen höheren Macht, aber solang ich keine handfesten Beweise hatte bezweifelte ich dies. Wir konnten auf dieser Basis eine respektvolle und freundliche Unterhaltung führen. Wir sprachen zwar über Gott, aber nie so dass sie mich davon überzeugen wollten wieder an Gott zu glauben. Sie verstanden dass ich meinen Glauben nie wirklich gefunden oder ihn verloren hatte. Jedes Mal dachte ich an das Mädchen, welches damals mit mir die Realschule besucht hatte. Sie war super freundlich, ruhig und jeder hatte sie akzeptiert wie sie war. Mit ihrem Glauben und ihren Überzeugungen. Seit die Realschule vorbei war hatte ich sie nur ein einziges Mal wieder gesehen. Wieso konnte mich niemand so akzeptieren wie sie akzeptiert wurde?

"Meine Enkelin Amira? Ja, sie ist oben in ihrer Wohnung, Moment ich hole sie schnell", hörte ich meine Oma im Treppenhaus sagen. Juhu....Zeugen Jehovas. Meine zerzausten Haare band ich in einen unordentlichen zotteligen Dutt, zog meine lockere Kleidung etwas glatter und setzte ein freundliches Gesicht auf. Die schweren und bereits etwas gebrechlichen Schritte meiner Großmutter hallten durch das Treppenhaus während ich die Türe öffnete. "Komme", rief ich und wollte mich erhängen. Wie schnell meine glückliche Fassade meine gesamte Ausstrahlung ändern konnte... jahrelanges Training. 

"Der neue Nachbarsjunge will sich vorstellen", grinste sie mir entgegen. 

NICHT die Zeugen Jehovas?!?!?

Sie hatte dieses Funkeln in den Augen. Als würde sie nun Urenkel von mir erwarten. Mein Herz rutschte mir in die Hose und meine Hände wurden sofort schwitzig. Er sah schon verdammt gut aus...vom Weiten. 

Ich atmete tief durch... Bestimmt will er mir nur sagen, dass er nichts mit mir zutun haben will. Ich versuchte auf dem Weg zur Türe nicht zu stolpern. Das wäre ein klasse erster Eindruck. Meine Hände krallten sich in das Treppen Geländer als würde mein Leben davon abhängen.

"hey", sagte ich schüchtern und verzog dabei ein unbehagliches Lächeln als ich vor meinem neuen Nachbar stand. Tatsächlich war er der erste der sich überhaupt vorstellte. Gab es das eigentlich wirklich oder passierte das nur in Filmen und Bücher? "Hey, du kannst mich Taddl nennen. Ich bin heute neu nebenan ins Hochhaus eingezogen und meine Mutter will unbedingt dass ich mich vorstelle", erklärte er mir. Dabei spuckte er das Wort Mutter nahezu aus. 

Er war aus der Nähe noch so viel schöner. Seine Haut sah unglaublich rein und weich aus. Die Tattoos waren so scharf gestochen, sie sahen beinahe aufgedruckt aus. Seine blauen Augen sahen aus wie der Nebel der sich früh Morgens über den Felder bildete. Trüb, friedlich und doch könnten sie einen verschlucken wie Kaonashi. 

"ehm ok...Hi Taddl ich bin Amira", sagte ich verwirrt, als ich mich endlich von seinen mysteriösen Augen lösen konnte. Meine Stimme war wacklig, als könnte sie jeden Moment vor Unsicherheit zerbrechen. Aber warum stellt er sich dem langweiligen Nachbarmädchen vor wenn er doch in ein Hochhaus mit locker 20 Wohnungen zieht...? 

"Drüber wohnen nur Rentner oder Familien mit Kleinkinder. Die haben wir gestern schon abgeklappert. Sie meint ich soll dich kennen lernen, da du ungefähr in meinem Alter sein solltest...soziale Kontakte und so", erklärte er weiter, als könne er meine Gedanken hören. 

Seine Stimme war so unglaublich angenehm. Rau, tief und doch wohltuend beruhigend. "Oh achso ok", meinte ich. Ich war mehr als überfordert mit der Situation. Noch nie wollte mich jemand kennen lernen und noch nie wurde jemand gezwungen mich kennen zu lernen. 

"Darf ich wenigsten mit hoch kommen? Die Olle geht mir grad echt voll auf die Nerven und ich soll dich ja schließlich kennen lernen", fragte er als sei es das normalste der Welt. 

"Ehm klar, ja komm hoch", meinte ich unsicher und ging voraus in die Wohnung. Was ein Glück dass mich der Putzfimmel gepackt hatte. Meine Wohnung war recht modern, da mein Vater und ich sie vor einem Jahr erst komplett renoviert haben bevor ich eingezogen bin. Wir gingen in mein Wohnzimmer und setzen uns auf das Sofa.

"willst du was zu trinken?", fragte ich. Doch er lehnte sofort ab. "Du... ehm du musst mich nicht kennen lernen, wenn du nicht willst...du kannst auch einfach eine Stunde oder so hier bleiben. Ich geb dir mein WLAN Passwort wenn du magst", meine Stimme zitterte. Ich wusste er wollte mich nicht kennen lernen. 

"Ne wird schon gut sein hier jemanden zu kennen. Wo kann man denn hier feiern oder Leute kennen lernen?", fragte er mit einem weichen Glitzern in seinen blauen Augen. "Ehhh... keine Ahnung. Ich hab eigentlich keine Freunde und geh auch nur selten weg und wenn dann nur ins Kino", murmelte ich beschämt. 

"Hmm schade, aber ok was hab ich erwartet... Ich hab gesehen dass du vorhin geraucht hast. Kiffst du auch?", fragte er. Seinen Blick konnte ich nicht genau deuten. Seine Augen spiegelten pures Interesse und Spannung bis zum geht nicht mehr, als hätte er mir gerade die Eine Millionen Euro Frage gestellt. 

Ich schluckte hart, wissend dass er mir ansah dass ich einsam war. "ich ehm... ich hab schon mal Gras geraucht. Hab also nichts dagegen, aber ich hab nichts da falls das deine Frage war", gab ich zu. 

"Nene so dreist bin ich doch nicht haha, ich rauch nicht einfach so das Gras fremder Leute. Aber gut dann bist du wenigstens nicht ganz so verklemmt wie es gerade gewirkt hat. Dann erzähl was über dich. Damit meine Olle mich später doof ausfragen kann", seufzte er. 

"Da gibt es eigentlich nicht viel zu erzählen. Ich bin Amira bin 22, wohne...hier? Mache derzeit eine Ausbildung zur Steuerfachangestellte. Ja und mehr weis ich auch nicht...". Ich musste mich noch nie vorstellen. Was sagt man denn so?

"Auf welche Schule gehst du denn?", fragte er interessiert. "Auf die Kaufmännische Schule in Stuttgart Nord wieso?", fragte ich verwirrt. "Mein Dad hat mich auch dazu gezwungen als Steuerfachangestellten zu arbeiten. Gehe da ab nächste Woche auch auf die Schule", lachte er. 

FUCK


to hell and back with my new best friendWo Geschichten leben. Entdecke jetzt