Samstag
Taddl hatte die Nacht mal bei mir verbracht. Wir sind beide auf der Couch eingeschlafen und erst am nächsten Morgen wieder aufgewacht.
Nachdem wir entspannt gefrühstückt hatten, gingen wir los um ein paar Kleinigkeiten für das Picknick zu besorgen. Mit Taddl einzukaufen machte viel mehr Spaß als gedacht. Normalerweise hasste ich einkaufen. Er schob mich im Einkaufswagen durch den Laden und warf alles was wir einkauften einfach über mich. Als wir an der Kasse ankamen sah uns die Kassiererin etwas verdutzt an, als ich aus dem Einkaufswagen heraus alles auf das Kassenband legte. Taddl ließ mich nicht mal mehr aus dem Wagen aussteigen, bis wieder wieder an meinem Auto ankamen. Er öffnete den Kofferraum und warf alles in den Kofferraum und hob mich anschließend aus dem Einkaufswagen. Ich lachte als ich zusah wie er den Einkaufswagen anschob, hinten aufsprang und ihn so zurück zur Einkaufswagen Abgabe fuhr.
Wieder Zuhause richtete Taddl mich etwas her. Er flochte mir die Haare zu zwei French Braids. "Woher kannst du sowas?", fragte ich verwirrt. "Damals hab ich das hin und wieder für meine kleine Schwester gemacht, später hab ich es dann für meine beste Freundin gemacht", erklärte er glücklich.
Es muss wirklich hart gewesen sein alles aufzugeben und umzuziehen.
"Wo ist deine kleine Schwester jetzt? Wieso ist sie nicht mit dir und deiner Mutter umgezogen?", fragte ich, unsicher ob die Frage nicht eventuell zu privat war. Taddl atmete tief durch, als müsste er Kraft sammeln um zu antworten. "Sie ist in einer Psychiatrie. Mein Vater hat sie gebrochen als sie in die Pubertät kam. Sie war 13 als alles anfing. Er hat sie isoliert. Nina war immer recht frech und log auch sehr viel. Unser Vater wollte sie unter Kontrolle bekommen, wochenlang überwachte er jeden Schritt von ihr. Bestrafte sie wenn sie länger als erlaubt für den Heimweg von der Schule brauchte. Sie durfte keine Freunde mehr haben, keine sozialen Kontakte, keine Hobbies. Nicht mal fernsehen oder so durfte sie. Dann ist sie zerbrochen. Sie saß tagelang wie ein Zombie da und starrte die Wand an. Sie sprach nicht mehr. Mit niemanden. Auf mich hat sie noch reagiert, aber seit dem Tag hat sie kein einziges Wort mehr gesprochen. Ich sah wie viel Schmerz sich in ihr gesammelt hatte. So sehr ich auch versuchte ihr einen Teil der Last zu nehmen, es war einfach zu viel. Unserem Vater wurde das zu blöd. Er hat sie einfach vor einer Psychiatrie abgeladen und ist ohne auch nur einmal zurück zu blicken weg gefahren. Ich hatte ihn angeschrien, ihn gebeten zurück zu fahren, geschworen ich würde mich um sie zu kümmern. Es war als würde er mich nicht hören. Sein Blick war eisern auf die Straße gerichtet. Als wir Zuhause ankamen stieg er einfach aus und ging in die Wohnung. Ich saß noch 10 Minuten in der Garage und musste verdauen was soeben passiert war. Er stellte sicher dass Nina auf die Geschlossene kam. Ich durfte sie nicht besuchen und hab sie seitdem nie wieder gesehen.", erzählte er. Es war beinahe ein Flüstern so dünn und zerbrechlich klang seine sonst so volle und beruhigende Stimme.
"Es.... es tut mir soooo leid. Weißt du wie es ihr inzwischen geht? Vielleicht kannst du sie ja zu dir holen", versuchte ich ihm eine Art Hoffnung zu geben.
Er schüttelte nur den Kopf und verweigerte dann weiter über das Thema zu reden. Ich verstand dass dies nicht meine Angelegenheit war und saß still damit er in Ruhe meine Haare flechten konnte.
Als meine Haare fertig waren holte Taddl schnell das Outfit das er für mich ausgesucht hatte. Eine schwarze High Waist Jeans, dazu ein gelb rot geblümtes Crop Top und eine Leder Jacke. Dazu bekam ich noch einen kleinen schwarzen ebenfalls geblümten Rucksack mit Leder Akzenten.
Das Outfit passte zusammen, aber ob es zu mir passte?
Unsicher sah ich in den Spiegel, es war als würde mir ein anderes Mädchen entgegen blicken. Ein selbstbewusstes Mädchen. Ein Mädchen das nicht sofort in Panik verfiel bei dem Gedanken daran das Haus zu verlassen und verurteilt zu werden.
Ich schüttelte den Gedanken ab und begann mich dezent zu schminken. Taddl saß währenddessen auf dem Wannenrand und beobachtete fasziniert, wie ich mich über das Waschbecken gebeugt hatte um näher am Spiegel zu sein, damit ich meinen Eyeliner schön hin bekam.
"Du erinnerst mich ein wenig an sie. Als sie nichts mehr zu tun hatte, hat sie sich gerne hübsch gemacht und Zeit mit ihrem Spiegelbild verbracht. Sie tat so als würde sie Youtube Videos machen und sprach viel über ihr Leben. Manchmal erfand sie Geschichten und erzählte diese. Sie sprach mit so viel Überzeugung davon dass ich mich manchmal fragte ob ich nur vergessen hatte dass wir als Kinder mal mit einem Helicopter von der Army über Paris geflogen sind nur um dort am Eiffelturm ein Croissant zu essen. Die Army hatte uns den Helicopter geliehen weil unser Cousin im Auslandseinsatz gefallen war. Wir hatten kein Cousin bei der Army und wir waren auch nie in Paris. Aber sie war so verdammt überzeugend.", erzählte er traurig aber mit einem Lächeln im Gesicht. Ich nahm meinen Eyeliner runter und setzte mich neben ihm auf die Wanne. "Danke dass du es mir erzählt hast", flüsterte ich. Er hob seinen Arm hinter meinem Rücken und zog mich an der Schulter näher zu sich. Ich lehnte meinen Kopf an ihn und so saßen wir für einen Moment in Gedanken versunken.
"du musst los", murmelte er nach ein paar Minuten und half mir auf. "Du siehst großartig aus... und vergiss nicht! Noch vertrauen wir ihm nicht ok?", stellte er klar. Ich nickte tapfer und verließ mit ihm meine Wohnung.
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to hell and back with my new best friend
FanfictionGlaubt ihr der Teufel erfüllt euch Wünsche? Wenn ja? Sind sie getarnt als alles was wir uns wünschen? Nur um sie uns wieder zu entreisen?