Kapitel 6

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Taddl saß still neben mir. 

Die Klasse füllte sich sehr langsam und immer mehr Nachzügler starrten nach vorne zu uns. Die Mädels tuschelten und kaum das es Pause klingelte kamen alle nach vorne und stellen sich Taddl vor. Ich versuchte das auszublenden und nahm mir wieder die Kopfhörer und hörte einfach die Playlist von Taddl weiter. Er konnte recht gut einschätzen was mir so gefiel. Ich mochte die meisten Lieder mit ein paar Ausnahmen. Taddl schien alle abzuweisen und blieb einfach neben mir sitzen. Ich verstand nicht wieso er das tat. Er konnte doch endlich neue Leute kennen lernen und mich los werden, wieso tat er das nicht einfach?

In der Mittagspause boten erneut mehrere an mit ihm essen zu gehen, aber Taddl blieb noch immer bei mir. Vielen Mädels gefiel das ganz und gar nicht, was dazu führte dass sie mir böse Blicke zu warfen, wobei ich nicht mal was damit zu tun hatte. "du darfst ruhig mit den anderen mitgehen, die scheinen echt nett zu sein. So lernst du auch andere kennen...ist ok", meinte ich schulterzuckend. Er sollte sich nicht verpflichtet fühlen bei mir zu bleiben, nur weil ich keine Freunde hatte. Er musste nicht mit mir untergehen. 

"Nein, ich mag den Vibe der anderen nicht. Ich merk schon, dass ich nur interessant bin weil ich neu bin. Niemand will etwas mit MIR zutun haben, sie wollen sich nur den Neuen schnappen um anderen was voraus zu haben.", erklärte er während wir gemächlich zur nahe gelegenen U-Bahn Station liefen. 

Wir fuhren in eine Station weiter zur nächsten Shopping Mall und suchten uns etwas zu essen. Ein paar der ruhigen Mitschüler fragten, ob sie sich zu uns setzten durfte, oder ob (nur) Taddl sich zu ihnen setzen wollte, aber Taddl wies alle ab. Ich wusste nicht wieso er das tat, aber es machte alles nur noch schlimmer. Am liebsten hätte ich sein Tablett voll Essen zu dem Tisch der anderen gestellt nur damit er sich endlich von mir lösen konnte. Ich war ein Klotz an seinem Bein. Es war als würde ich dabei zusehen wie er absichtlich seine Überlebenschancen in der Klasse auf 0% senkte. Zerstörungstrieb auf dem höchsten Level.

Als der Schultag endlich geschafft war fuhren wir wieder nach Hause. Wieder bat er mich drum eine Weile bei mir bleiben zu können. Auf die Antwort wieso meinte er seine Mutter nerve ihn. Es klang alles wie bei unserem Kennenlernen, nur dass ich ihn jetzt bereits kannte. 

Wir gingen hoch in meine Wohnung. "Magst du was zu trinken? Wasser, Saft...einen Tee?", fragte ich. Taddl stimmte dem Tee zu und wir kochten schnell Wasser auf. Anschließend setzten wir uns mit dem Tee ins Wohnzimmer. 

"Darf ich fragen was mit deiner Mutter ist?", fragte ich vorsichtig, ich wollte ihm keineswegs zu nahe treten, zumal er derzeit mein einziger sozialer Kontakt war. Taddl seufzte und atmete tief ein bevor er antwortete. "Sie meckert... die ganze Zeit. weißt du... ich wurde zu diesem Umzug gezwungen, ich wollte das alles gar nicht, aber mein Dad hat das bestimmt. Ich dachte dann ist es wenigstens Zeit für einen Neuanfang und damit kommt sie einfach nicht klar. Nur weil ich nicht mehr ihr kleiner Junge bin..."

Ich verschluckte mich an meinem Tee. Als er mich seltsam musterte meinte ich: "nun ja. Du bist groß... also richtig groß. 2 Meter vermutlich...und deine Mutter versteht nicht, dass du nicht mehr ihr kleiner Junge bist?" Ich kicherte leise, aber als ich sah wie er mich anblickte verstummte ich sofort. Ich murmelte schnell ein Sorry und blickte ihn an als Zeichen er könne weiter erzählen.

"Ich hab mein Leben lang gespart und dachte ich mach jetzt Gebrauch davon. Ich hab mir neue Kleidung gekauft und mir ein paar Tattoos stechen lassen, aber das ist doch kein Grund mir rund um die Uhr die Hölle auf Erden zu machen", seufzte er. 

"Ich weiß wie das ist. So geht es mir in der Schule. Hast du ja heute miterlebt. Alle hassen mich", flüsterte ich. Er sah mich mitfühlend an, aber sagte kein Wort. 

"sollen wir etwas im Hintergrund anmachen damit es nicht so still ist?", fragte ich unruhig. Mich machte Stille nervös. "Gerne, wenn du dann ruhiger wirst", lachte Taddl. Ich zuckte zusammen und blieb wie ein aufgeschrecktes Tier eingefroren. "Es ist einfach ungewohnt...und es macht mich nervös", rechtfertigte ich mich nuschelnd, während ich die Playlist von Taddl über den Fernseher wieder gab. 

"du magst die Playlist?", fragte Taddl. Seine Augen leuchteten auf, es war als würden sie von ihnen Leuchten, als sei eine kleine Flamme in ihm entfacht worden. 

"den Großteil davon", gab ich schüchtern von mir. Ich wollte nicht lügen und sagen ich würde alles mögen, davon hat ja weder er noch ich etwas. Auf Nachfrage von ihm zeigte ich ihm die Songs welche mir nicht so gefielen. 

Er nahm es zur Kenntnis, war aber nicht wütend oder enttäuscht dass ich manche Songs nicht mochte.

Gegen Abend kochten wir uns noch eine Kleinigkeit und setzten uns raus auf dem Balkon um zu essen und zu reden. Pünktlich zur Golden Hour saßen wir draußen. Wir genossen die Abendsonne. Alles war in warmes Gold getaucht während ein schwacher Wind die kühle Nacht ankündigte. 

"Schau mal was ich besorgt hab", grinste Taddl als er mich unauffällig ein kleines Tütchen über den Glastisch schob. "Hattest du das den ganzen Tag bei dir?", fragte ich ungläubig als ich das Gras in meinen Händen betrachtete. "ja...ich mein was soll passieren? Ich wurde bisher noch nie kontrolliert von dem her", zuckte Taddl mit den Schulter und sah mich gespannt an. 

"Ich glaube du hast geplant für heute Abend kann das sein?", fragte ich unsicher kichernd. Taddl nickte in großen Bewegungen. Das Grinsen auf seinen Lippen war anders als bisher. Es war ehrlicher. Er freute sich wirklich. 

"okay", lächelte ich und gab ihm das Tütchen wieder zurück. "ich kann nicht bauen. Wenn dann musst du das machen", gab ich von mir. Nun sah ich ihn gespannt an. Er nickte und wir gingen wieder rein. 

Taddl baute uns einen Joint, welchen wir abgeschirmt von den Blicken der Nachbarn auf dem Dachboden rauchten. Da ich meine Grenze nicht kannte nahm ich nur wenige Züge, welche mehr als ausreichten. 

Wir saßen den restlichen Abend auf der Couch, tranken super viel Tee und redeten über alles was uns einfiel. Es fiel mir so unglaublich leicht über alles zu reden, meine Theorien über die Welt und meine Ansichten zu teilen. 

Nie mehr sollte sich etwas ändern.



Ich habe mich jetzt dazu entschlossen nur Montags und Donnerstags zu veröffentlichen, das gibt mir etwas mehr Zeit die Kapitel zu überarbeiten. Ich hoffe euch macht die Story noch immer Spaß. Ich schwöre es wird bald interessanter!!!

Danke euch :)

to hell and back with my new best friendWo Geschichten leben. Entdecke jetzt