Kapitel 7

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Taddl war nun seit zwei fast Wochen an meiner Schule und hing trotz allem noch immer mit mir ab. Wir verstanden uns inzwischen wirklich gut und unternahmen auch oft außerhalb der Schule was. Dies gefiel den Mädels aus meiner Klasse natürlich überhaupt nicht. Sie wurden immer gemeiner und dachten sich immer wieder neues aus um mich zu quälen. 

Sie bewarfen mich mit Papierkugeln.
Beschmierten mein Auto mit Dreck und Farbe. 
Warfen Eier nach mir.
Kippten ihre Getränke über mir aus. 
Spuckten und pöbelten mich an.
Erzählten mehreren Lehrer und sogar dem Rektor ich würde stehlen und randalieren. 

Auch Taddl bekam mit was geschah und wurde hin und wieder ebenfalls Ziel der Schikanen. Er versuchte so sehr es ging ruhig zu bleiben, aber ich sah wie er sich zurück hielt nicht überzukochen. In ihm war der Hass auf die Mitschüler geschürt und er wartete nur noch auf einen gelegenen Zeitpunkt. Ich sah es ihm an. Ich sah seinen Blick, seine geballten Fäuste, seine Adern die hervortraten. Die anderen wusste nicht dass sie sich den Falschen rausgesucht hatten. Die Fassade die er aufgebaut hat was hervorragend, wenn ich ihn nicht besser kennen würde, dachte ich ihn würde es nicht interessieren, als wäre all das was die anderen sagen einfach unbedeutend. Er lachte die anderen nahe zu aus wenn sie ihn schikanierten und doch sah ich all den Hass hinter dem Lachen und Grinsen. 

Endlich war Freitag und Taddl und ich fuhren glücklich zu mir. Er verbrachte inzwischen jeden Tag nach der Schule bei mir. Wie das wohl in einem Monat sein wird, wenn wir nicht mehr Schule haben und wieder arbeiten gehen...?

"Ich geh kurz das Ei aus meinen Haaren waschen", grummelte ich und verschwand im Bad. Es klebte schon seit der ersten Stunde in meinen Haaren. Chantal, unsere Ober Zicke hatte mir im Vorbeigehen das Ei gegen die Schläfe geknallt. Die scharfen Kanten der Schale hatte meine Kopfhaut leicht verletzt weswegen Blut und Ei an meinem Gesicht runter liefen. Leider war kein Lehrer da. In der Schule hatte ich so gut es ging in der Toilette mit Tüchern und Wasser versucht das meiste aus meinen Haaren zu bekommen. Als ich zurück in den Klassenraum kam wurde ich ermahnt da ich zu spät für den Unterricht war. Ich nickte nur und huschte zu meinem Platz. Was anderes konnte ich eh nicht tun. Ich hatte keinen Beweis, geschweige denn einen Zeugen der etwas gegen Chantal sagen würde.

Während ich duschte hat Taddl sich in der Zwischenzeit einen Tee gemachte und es sich im Wohnzimmer bequem gemacht. Ich mochte es ihn um mich rum zu haben. Es war beruhigend. Als wäre hier unser Safe Spot an dem wir einfach nur wir sein konnte. Niemand der uns quälte oder verurteilte.

Mit einem Handtuch auf meinem Kopf und einem Handtuch um meinem Körper schlich ich in mein Schlafzimmer und zog mir bequeme Kleidung an. Ich warf mich neben Taddl auf die Couch und rieb meine Haare mit dem Handtuch ab und hing es anschließend über die Lehne. 

Grinsend hielt Taddl mir einen Joint vor die Nase. "Genau was ich jetzt brauche", freute ich mich und schnappt mir den Joint und ging voraus auf den Dachboden. Taddl hat schnell eine Quelle für Gras gefunden und wir rauchten hin und wieder einen Joint wenn die Stimmung tief war. Oder wir einfach nur Bock hatten was zu rauchen. Wir machten es uns auf dem Dachboden bequem. Ich zündete den Joint an und lehnte mich an Taddl. Ich beobachtete wie die Glut den Joint langsam auffraß während wir immer wieder daran zogen. Mein Brustkorb wurde enger, ich atmete lauter, meine Augen wurden schwerer und ich fühlte wie so viel Anspannung von mir abließ. Ich reichte Taddl den Joint weiter. Ich wusste nicht wieso, aber der Joint in Taddls tätowierter Hand sah einfach anders schön aus. Es passte einfach so gut zusammen. Am liebsten würde auch ich mir die Finger tätowieren. Als wir den Joint aufgeraucht hatten begaben wir uns wieder in meine Wohnung. Da Taddl eine deutlich größere Toleranz hatte als ich, stützte er mich bei den Treppen und half mir ein wenig dabei mich zurecht zu finden. 

"Was schauen wir heute?", fragte ich neugierig und beobachtete wie Taddl mit dem Controller einen Film auswählte. Es war fast schon ein Ritual geworden. Ich grinste ihn an und lehnte meinen Kopf vorsichtig an seine Schulter. 

Ich spürte den blauen Fleck dumpf an meiner Schläfe und versuchte den zwickenden Schmerz auszublenden. Es ging einfach nicht. Frustriert setzte ich mich wieder auf und rieb mir über die Stelle. "Zeig mal her", meinte Taddl ruhig während er die Serie pausierte und nahm meinen Kopf vorsichtig in seine Hände. Er strich meine fast trockenen Haare zur Seite und fuhr sanft mit seinen Fingern über die angeschwollene Stelle. Ich fühlte wie er über die vielen kleine Schnitte der Eierschalen strich. Man konnte den Fleck kaum durch meine Haare sehen, aber wenn man genau hin sah bemerkte man die dunkel verfärbte Haut. 

"Das ist der dritte blaue Fleck in einer Woche. So kann das doch nicht weiter gehen", murmelte Taddl wütend. "Schon gut. Nur noch fünf Wochen dann ist der Blockunterricht vorbei", lächelte ich schwach. 

"jetzt sind es nur Eier. Aber das wird doch von Tag zu Tag schlimmer. Wir müssen etwas tun! Ich will nicht dass du ins Krankenhaus musst. Und unsere Lehrer sind auch so inkompetent die bemerken nicht mal was los ist... Wir nehmen das jetzt in unsere eigenen Hände", bestimmt er. 

"Und was willst du tun? Wir können nicht einfach Eier zurück werfen... Ich hab keine reichen Eltern die mich aus der Patsche holen sollten die mich anzeigen oder sonst was", zuckte ich mit den Schultern. 

"Wir werden schon was finden, versprochen", lächelte Taddl und gab mir seitlich einen Kuss auf den Kopf. Wir sahen weiter die Serie bis sich Taddl wie aus dem Nichts kerzengerade hin setzte und mir in die Augen starrte.

"Habt ihr nicht hinter dem Haus Gift Efeu?", fragte er mit einem diabolischen Grinsen auf den Lippen. Er machte mir fast Angst. Seine Augen waren weit aufgerissen und voll kindlicher Vorfreude, dazu das verstörende Grinsen. Ich war mir nicht mal bewusste dass man so gruselig grinsen konnte. 

Ich nickte vorsichtig. Taddl klatschte in die Hände. "ich hab die Idee", verkündete er jubelnd und lehnte sich wieder in die Couch zurück und sah wieder auf den Fernseher als sei nie etwas gewesen. 

to hell and back with my new best friendWo Geschichten leben. Entdecke jetzt