Märchen

Dornröschen

Wir schreiben das Jahr 1920 in Deutschland - Die Weimarer Republik ist am Start.
Deutschland hat im Ersten Weltkrieg verloren.
Alles, worum die Deutschen so hart gekämpft haben, mussten sie an die drei Siegermächte abgeben.
Die Deutschen verlieren viel, sehr viel. Noch dazu wird ihnen die Schuld für den Ersten Weltkrieg zu getragen.
In dieser Zeit lebt die 19-Jährige Rose...
Ihre Eltern halten sie im Hause fest. Sie wollen nicht, dass Rose etwas passiert. Das war schon immer so. Rose sollte nach ihren Eltern immer ein schönes Leben haben. Schließlich wünschen sich das doch alle Eltern für ihre Kinder. Nur, wie soll das in dieser Zeit gehen? Das fragt sich wohl so mancher.
Mit ein paar Tricks schafft es Rose jedoch öfter mal aus dem Haus. Doch ihr Schicksal ist bereits bestimmt. Die ehemalige Freundin ihrer Mutter hat es auf Rose abgesehen.
Zwischen den zwei Freundinnen herrschte lange ein großer Streit, bis sich ihre Wege endgültig trennten.
Adeltraud verschwand und wurde nie wieder gesehen. Sie hatte sich zurückgezogen, um sich vor sich selbst und den Menschen zu schützen. Warum sie sich schützen wollte, fragst du dich.
Es war eine schlimme Zeit, das war der eine Punkt, der andere Punkt war der, dass sie dunkle Kräfte in sich trug. Hätte man das über sie herausgefunden, wäre sie vermutlich verbrannt worden. Adeltraud hatte auch eine Zwillingsschwester, Gertraud. Gertraud beherrschte im Gegensatz zu ihrer Schwester magische Kräfte, die nur Gutes taten.
Jedenfalls kam es so, wie es kommen sollte... Rose, Adeltraud und Gertraud trafen aufeinander.
"Hallo, liebes Kind.", begrüßte Adeltraud die hübsche junge Frau.
"Guten Tag, gute Frau. Was für ein schöner Tag nicht wahr?", entgegnete Rose.
"Ein schöner Tag du hast recht... Okay, kommen wir auf den Punkt. Ich bin Adeltraud und das ist meine nervige Schwester Gertraud. Ich war die Freundin deiner Mutter, lange Geschichte. Jedenfalls werde ich dich jetzt umbringen und du kannst nicht dagegen tun.", erklärte Adeltraud.
"Äh, w-was?"
Ohne eine Antwort abzuwarten, begann Adeltraud etwas vor sich hin zu murmeln, was sich wie ein dunkler Zauberspruch anhörte. Entgeistert schaut Gertraud Adeltraud an.
"Was zum Himmel tust du da? Haben dich alle guten Geister verlassen? Du verschreckt das arme Ding noch!", mischte sich Gertraud ein.
Um ihre Schwester wieder auf den richtigen Weg zu bringen, fing dieses Mal Gertraud an: "Rose, Liebes, alles wird gut. Dir wird nichts passieren, doch wir haben etwas vor. Wir wollen eine Art Zeitreise durchführen, dafür brauchen wir einen Menschen... dich.".
"Wow, wow, hört auf!", schrie Rose.
Im nächsten Moment befanden sich die drei in einem Schloss.
"Hiermit verfluche ich dich, Rose. Du wirst dich an einer Spindel stechen und sofort schlafen.", bedrohlich sprach die böse Schwester weiter. Ihre Augen glühten förmlich rot und boshaft auf.
Gertraud ging erneut dazwischen, packte ihre Schwester und schüttelte diese heftig. Dann schlug sie ihre Schwester sachte gegen die Wange.
"Was fällt dir ein? Rose, ich werde diesen dummen Fluch aufheben. Denn was wir eigentlich vorhatten war dieser Fluch: Ich werde dich, Rose, verfluchen, 100 Jahre zu schlafen, wenn du dich an einer Spindel stichst. Mit dir werden auch ich und meine Schwester in einen tiefen, langen Schlaf fallen. Du kannst durch den Kuss der wahren Liebe gerettet werden."
Damit hebte Gertraud auch den Fluch von Adeltraud auf.
So, wie es Gertraud gesagt hatte, geschah es. Rose stach sich an der Spitze einer verfluchten Spindel. Sie kam unsanft auf dem Boden auf. Sofort wussten Adeltraud und Gertraud was los war.
Die Frau, welche sie die ganze Zeit in ihrem versteckten Schloss festgehalten hatten, ist umgefallen und schläft ihren 100 Jahre andauernden Schlaf aus.
Adeltraud, die wieder einigermaßen normal denken konnte und deren Augen nicht mehr so gierig auf blitzten, trug die junge Frau in ein königliches Gemach mit einem traumhaft schönen Himmelbett.
Auch Gertraud und Adeltraud suchten sich ein Gemach, in dem sie 100 Jahre schlafen könnten, und schliefen ein.
Die Tränen, die Rose geweint hat, haben nichts gebracht, denn ihr Schicksal war schon längst bestimmt.

-- 100 Jahre später --

In einem Augenblick kann sich so vieles ändern...
In dem einen Augenblick schlief Rose noch, im nächsten steht Jan, ein gutaussehender junger Mann vor ihr.
Jan sah das Schloss und trat ein. Es muss sehr komisch für ihn gewesen sein, da alle Schlösser bekannt sind. Dieses jedoch nicht. Es war wie unsichtbar, bis er kam. Er hat ein gutmütiges Herz, für jeden ein Ohr offen, ist schlau und gescheit, noch dazu sieht er gut aus. Was für ein Traummann!
Jan ging durch das ganze Schloss, besser gesagt schlich er. Er sah die zwei Schwestern und ging weiter. Dann fand er sie... das schlafende Dornröschen... oder auch die schlafende Rose... Er war so verzaubert von ihr. Ohne länger nach zu denken, küsste er sie einfach.
Trotz seiner guten Eigenschaften, hatte er noch nie ein Mädchen geküsst, geschweige denn sich in eins verliebt.
Doch Rose machte etwas mit ihm. Jan fühlte sich, wie im siebten Himmel. Sein Herz machte Purzelbäume und sein Bauch kribbelte. Er wollte dieses Mädchen, kein anderes.
Endlich schlug Rose ihre Augen auf.
"W-wer bist d-du?", stotterte Rose etwas verschlafen.
Als sie wirklich wach war, riss sie ihre Augen auf. Jan hatte sie geküsst und sie war wieder wach.
"Welches Jahr haben wir?"
"2020"
Da kamen Adeltraud und Gertraud ins Zimmer geplatzt.
"Sind das deine schrulligen Tanten?", fragte Jan lachend.
"Nein, sie sind meine Entführer." Rose sprang auf mit einem wütenden Blick im Gesicht.
"Rose, Liebes, wir wussten, dass dich nach Hundert Jahren deine wahre Liebe finden wird. Du lebst jetzt in einer besseren Zeit. Du musst nicht mehr in Furcht leben.", erklärte Gertraud sanft.
"Aber meine Eltern...", Rose' Stimme brach.
"Ihnen wird es gut gehen. Sie wissen, dass du in Sicherheit bist."
Rose beruhigte sich und fand schnell in ein glückliches Leben rein. Sie verstand die neue Welt noch nicht so ganz, aber mit jedem Tag wurde es besser.
Jan konnte immer noch nicht glauben, dass er ein Mädchen aus der Vergangenheit liebte.
Die "schrulligen Tanten" ließen ihr geheimes Schloss verschwinden und gaben sich, wie Rose der neuen, noch unbekannten, Zeit hin.
Letztendlich heirateten Rose und Jan, zogen mit Adeltraud und Gertraud auf einen Bauernhof und bekamen 4 Kinder.
Anfangs war Jan echt überfordert mit der ganzen Situation klar zu kommen, doch dann wurde es immer leichter.
Ein wunderbares Happy End, nicht wahr?
Ein wenig plötzlich, aber schön.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie... noch heute.

Ende