Konfliktvermeidung mit rotkariertem Fluchtmittel

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Sooo, da wären wir wieder.
Auf dem Bild findet ihr eine Gedankenstütze zu Gracies Wohnzimmer... 😉
Aber weiter im Text.

***

Das reichte.

Ich sprang auf und zog mich in meinen Raum zurück, die Tür verriegelnd.
„Oscar, ich muss hier raus. Ungesehen."
„Gracie, es ist keine Lösung, abzuhauen."
Genervt warf ich einen Blick an die Decke. „Ich dachte, ich hätte dich entwickelt, um zu tun, was ich von dir will."
„Du hast mich entwickelt, um dir zu helfen."

Ich verdrehte die Augen. „Wenn es dich beruhigt, ich habe nicht vor, wegzulaufen. Dann habe ich ja auch nicht mehr von ihm. Er ist mir verdammt noch mal echt wichtig, aber das scheint niemand zu begreifen. Ich will nicht weg von ihm – ich brauche einfach nur ein bisschen Freiraum.
Berechne die Erfolgschancen für ein ungesehenes Entkommen."
„Was immer du sagst, Gracie."
Kurze Stille.

„Stehlen eines flugfähigen Gerätes-" „Aka Ironman-Anzug", murmelte ich sehr hilfreich, „-2,1 %.
Sonstiges Entweichen über Dach – 1,7 %; Weg durch die Tiefgarage – 4%."

 „Warum nur so wenig?", wunderte ich mich über diesen letzten Fakt.
„Dein Vater bewacht seine Autos besser als dich, Gracie." Wow, das klang traurig... Aber ich konnte mich wenigstens selbst verteidigen, die Autos wohl eher weniger. Oder, wenn ich es mir recht überlegte... Wegfahren könnten die sicher auch von selbst.
Nee, war schon alles richtig so. Ich mochte meine Freiheit.

 „Na komm, gib mir der Vollständigkeit halber den Haupteingang."
Auf die „3,5 %" zog ich meine Augenbrauen hoch. „Wo kommen die denn her?"
„Wenn du einen Stromausfall auslöst besteht die 0,5-prozentige Chance, dass der Notalarm nicht losgeht. Weiterhin könntest du durch eine großrahmige Ablenkung die Paparazzi weglocken, allerdings ist das nicht sonderlich unauffällig und bei 97,3 % würde dein Vater dich erwischen. Die restlichen 0,3 % sind unberechenbare Ereignisse."
Ich stöhnte auf. „Hat das Ding keine Feuertreppe oder so?"
„Fünfzig Prozent der hier lebenden Menschen können fliegen.", schmunzelte Oscar fast.
„Also kein Entkommen ohne fremde Hilfe?"
„Sieht nicht so aus."
„Dann starten wir Projekt Assemble."

Nun, das klang weitaus dramatischer als es tatsächlich war. Aber, wie gesagt, dramatische Auftritte waren so ein Stark-Ding.
Tatsächlich schickte ich kurzerhand eine Nachricht an Spiderman, dessen Nummer ich mir aus dem Stark-Intranet zog; irgendwas von wegen ‚Avengers-Tower, 89. Stockwerk, das Fenster steht offen.'
Die Antwort kam fast umgehend: ‚Wer bist du?'
'Was denkst du, der Weihnachtsmann?!' Ich verdrehte die Augen. ‚Das siehst du dann schon, jetzt schwing deinen rotkarierten Hintern hierher, ich brauche deine Hilfe!'

‚Warum sollte ich dir trauen?'
Der Typ stellte zu viele Fragen.
Kurzerhand sendete ich ihm eine kleine Audiodatei, ausgeschnitten aus einem Song:
‚Because I'm Happy...'

Darauf bekam ich keine Antwort.
Ich schob nur mein Handy in die hintere Hosentasche und ließ Oscar über die Außenkameras das Geschehen bewachen. Ich lief rasch meine Wendeltreppe hinunter und öffnete das bodentiefe Glasfenster im Wohnzimmer – ich hatte keine Ambitionen, Spiderman auf meinem Bett landen zu lassen – und wartete auf einem der weißen Ledersofas.
Hier im Wohnbereich war allgemein vieles weiß: zwei der Wände, Tische und die Anrichte, während oben Schlaf- und Badezimmer grau gehalten waren. Die einzigen Farbakzente waren der bunte Bettvorleger und meine wunderschöne grüne Badewanne, und man mochte mein Stockwerk für unpersönlich halten, aber die ständig umherflirrenden Hologramme machten das wieder wett.

„Gracie, ich habe ein unbekanntes Flugobjekt auf dem Radar", riss Oscar mich aus meinen Gedanken.
„Prüfe auf freies Schweben."
„Überprüfung abgeschlossen. Fortbewegung erfolgt über Schwingung aus Seilen nylon- und spinnennetzartiger Substanz. Soll ich dir die Zusammensetzung berechnen?"
„Nicht nötig."

Und dann landete Spiderman auf meinem hellen Holzboden.
Desorientiert sah er sich kurz um, dann verengten sich die weißen Augenflächen bei meinem Anblick.
„Du bist nicht Happy."

„Du hast doch nicht ernsthaft geglaubt, ich sei Happy?!", rief ich ernsthaft entsetzt aus. „Außerdem ist Happy eher grumpy, meinst du nicht?"
„Doch", trotzig verschränkte der Junge die Arme. „... Jedenfalls, wer bist du dann?"
Ich verdrehte die Augen. „Komm schon, als ob du dir das nicht denken kannst."

 „Oh... Oh!" Er hob die rechte Hand und kratzte sich verlegen den Nacken. „Du bist wirklich Mr. Starks Tochter?"
Ich nickte nur noch, das Thema nervte.
„Ja, und... Wozu brauchst du mich jetzt?"
Ah, da kamen wir zum Punkt. Ich erhob mich: „Wie viel Gewicht können diese Dinger tragen?", und wies auf seine Webshooter.
„So 178 Kilogramm pro Quadratmillimeter", antwortete er wie aus der Pistole geschossen.
Ich lächelte über diese erfrischend exakte Angabe: „Perfekt. Dann kannst du mich ja mal eben in den Central Park bringen, oder?"
„Was-? Was willst du da?"

Wieder verdrehte ich meine Augen – wie gesagt, er fragte zu viel. „Einfach nur raus hier."
Jetzt hatte Spidey sich gefasst – aber nicht zu meinen Gunsten. „Sorry, aber ich glaube nicht, dass Mr. Stark erfreut darüber wäre. Für mich steht hier einiges auf dem Spiel."
Frustriert fuhr ich mir mit der Hand durch die Haare. „Du hast ja auch leicht reden, du kommst mit deinen Fähigkeiten überall hin, wann immer du willst."
„Ja, und lüge dabei meine Tante und meine Freunde andauernd an. Das ist auch nicht nett, glaub mir."

Ich sah ihn weiterhin nur stumm an, bis er seinen Blick schließlich zum Fenster wandern ließ und zu mir zurück. „Naja, ich könnte dich mit auf's Dach nehmen."
Ich zuckte mit den Schultern. Das klang nach einem Kompromiss. 

***

Gracie ist also endlich auch auf Spidey getroffen. Was denkt ihr bisher von den beiden?

Und, die wichtigste Frage des Tages: Wer schaut heute Abend Civil War?
Pro 7, für die, die es noch nicht mitbekommen haben... 😉

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