Als Philanthrop behält mein Dad seine Autos lieber

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„Ach ja? Und an welche Begleitung hast du gedacht?"
Okay, ich war ein braves, unschuldiges Kind, ich verdrehte nicht die Augen. „Keine?"

 „Keine Chance, Kid."
So sollte das aber nicht laufen... Zeit für Plan B.
Um Gerechtigkeit zu schaffen, dunkelte Oscar nun auch meine Gläser ab und ich verschränkte die Arme. „Gut, ich formuliere das anders: Soll ich nachts heimlich verschwinden oder doch mit deiner Erlaubnis gehen?"

Pepper blickte wie erstarrt zwischen uns beiden hin und her, stand dann aber auf und verließ den Raum.
Ich bekam das nur beiläufig mit, mein gesamter Fokus lag auf dem Mann vor mir.

Dads Augenmuskeln zuckten. „Ich fürchte, du hast nicht ganz verstanden, worum es hier geht. Ich bin dein Vater, Gracie, und wenn ich dir etwas sage – dann erwarte ich, dass du Folge leistest. Das hat nichts mit Bevormundung zu tun, das ist reine Verantwortung. Ich bin nicht, wie du vielleicht denkst, darauf aus, dass du hier... versauerst oder was auch immer; ich will, dass du sicher bist."

Er verschränkte seine Hände, aber er blieb die ganze Zeit ruhig – was seine Worte nur umso wirkmächtiger machte. „Bei einer Vater-Tochter Beziehung, auf die du so lange warten musstest – die wir uns beide hart erkämpft haben – reicht es nicht, wenn nur ich dir entgegenkomme. Ich muss dafür sorgen, dass es dir gut geht – aber du musst auch darauf vertrauen, dass ich das schaffe. Vielleicht mache ich Fehler dabei, aber wir können sie überwinden – gemeinsam. Das müssen wir beide erst lernen, Gracie. Aber ich erwarte, dass du auch lernwillig bist."
Ich musste schlucken. Eine derartige Rede hatte ich nicht erwartet.

Vertrauen, dass er für mein Wohl sorgte... Das kannte ich so nicht.
Aber natürlich vertraute ich ihm.
„Ich... tut mir leid. Du hast recht – natürlich, du hast immer recht." Ich fuhr mit den Fingern durch meine Haare und sah ihn weiterhin an. „Ich glaube, ich habe den Zeitstein gefunden. In Boston. Deshalb will ich da hin."
Er sah nicht überrascht aus. „Und warum kannst du mir das nicht sagen?"
Ich hob zum Sprechen an, schloss meinen Mund aber sofort wieder.
Es gab keinen Grund.

„Vertrauen, hm?", Dad lächelte müde. „Ich kann mir das Ganze ja mal anschauen. Nur... überlass das den Avengers, ja?"
Und genau das wollte ich vermeiden. „Warum kann nicht ich das machen? Hältst du mich für unqualifiziert?"
„Du bist meine Tochter, deine Qualifikation ist mir klar", Dad hatte das Gespräch jetzt voll in der Hand, und seine Überlegenheit war ihm auch bewusst. „Aber du bist kein Avenger, und ich tue mein Bestes, dass das auch so bleibt. Du sollst nicht auch noch in diesen Krieg hereingezogen werden."

„Aber ich will etwas tun für diese Welt!" Ich fühlte mich gerade genau wie das Kind, das ich eigentlich noch sein sollte, und ich war absolut nicht begeistert davon. Ich war so... unterlegen, mit trotzig verschränkten Armen protestierend. „Mir geht es nicht um Ruhm oder so. An dich werde ich sowieso niemals heranreichen, und sie werden mich mit dir vergleichen. Ich ziehe gern im Hintergrund die Fäden." Dad zog nur die Augenbrauen hoch, aber ich sprach schon weiter: „Das ist jetzt auch vollkommen egal. Lass mich nur diesen Typen suchen... Es ist absolut ungefährlich, mein Ziel ist ein verdammtes Krankenhaus. Ein Arzt macht seit Tagen immer wieder Tode rückgängig und erkauft sich so Zeit während der Operationen. Viele verdächtige Scheintode, das hat mich aufmerksam gemacht. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich bleibende Schäden erhalte, liegt bei vier Prozent. Vier Prozent, Dad!"

„Das sind vier zu viel."
„Die Wahrscheinlichkeit, dass ich bei einem Autounfall sterbe, liegt bei 5,5%. Bei deiner Fahrweise mindestens sieben. Verkaufst du jetzt all deine Autos?"
„Das könnte niemand bezahlen, ich bin Philanthrop und kein Abzocker."
„Dad!"
„Kid!"
„...Bitte?"
„Danke."
Alles klar, spätestens jetzt verdrehte ich die Augen.

„Okay", mein Vater lehnte sich zurück und legte die Arme bequem auf die Lehnen, „Nenn' mir ein überzeugendes Argument und du darfst gehen."
Ich verengte die Augen. „Du hast meinen dreizehnten Geburtstag vergessen und bist mir noch einen Gefallen schuldig."
Er schenkte mir nur ein halbes Lächeln. „Du wohnst bei mir, ich bin Geschenk genug."
 „Ich habe dich und Pepper wieder zusammengebracht!"
„Sieh es als Wiedergutmachung dafür, dass du dich im selben Atemzug in Stark Industries gehackt hast."

Gut, er forderte es heraus. „Der Arzt, Stephen Strange, ist ein Genie mit einem IQ, der meinem ungefähr gleichzusetzen ist. Zudem sagt uns die Tatsache, dass der Umhang zu ihm gekommen ist, dass er exzentrisch und wohl auch schwierig im Umgang ist. Er wird gegenüber eines kleinen Mädchens kooperativer sein als bei einem Milliardär, dessen Ego dem seinen gleichkommt. Schau nicht so, das geht tatsächlich", ich lächelte leicht, „Und wenn dieser Doctor sich gegen uns wendet... Dann haben wir ein Problem. Vorsicht ist geboten, und da bist du nicht der richtige Typ dafür."

Dad sah mich intensiv an. „Das... ist in der Tat ein gutes Argument."
Abwesend ließ er seine Gabel kurz durch die Finger tanzen, dann blickte er wieder auf. „Und wenn ich Rhodey schicke?"
„Für mehrere Tage kann das Militär ihn nicht entbehren", antwortete ich wie aus der Pistole geschossen, „Wir müssen uns langsam an Doctor Strange herantasten. Der Zeitstein braucht... Zeit."
Ich hatte ewig darauf gewartet, diesen Satz zu sagen.

Dad resignierte. „Du meldest dich jede Stunde."
„Kontrollzwang!", zwitscherte ich.
„Das ist mir egal, du meldest dich per Live-Video alle sechzig Minuten oder ich komme selbst dazu."
„Auch nachts?"
„Vor allem nachts."

***

So, irgendwie macht es ziemlich Spaß, Vater-Tochter-Interaktion zu schreiben... 😉

Aber noch eine Frage von meiner Seite: Wie ist das eigentlich mit den Upload-Zeiten? Habt ihr da Vorlieben?

Iron KidWo Geschichten leben. Entdecke jetzt