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Ich stehe in einem Tunnel. Am Ende kann ich ganz schwach etwas Licht erblicken. Was mache ich bitte hier? Ich drehe mich um und sehe das Mädchen mit den schönen Augen auf mich zu kommen. Sie ist nur noch einen halben Meter von mir entfernt, hat aber die Augen geschlossen. Plötzlich öffnet sie die Augen. Ich zucke zusammen. Sie sind komplett schwarz. Als sie mich an der Schulter packt und an ihr rüttelt, schrecke ich aus dem Schlaf hoch.

Verschlafen gucke ich in zwei hellbraune Augen. Emily's Augen. Erleichtert atme ich auf.
„Schön das sie uns auch mit ihrer Geistigen Anwesenheit beehren, Amilina."
Oh, ich muss wohl im Unterricht eingeschlafen sein. Also war alles zum Glück nur ein Traum und vor meinem Tisch steht unsere Klassenlehrerin, Frau Möller.
„Äh, ja?" Ich habe schon wieder vergessen was sie gesagt hat. Am besten einfach immer zustimmen.
Frau Möller dreht sich um und geht zurück zum Lehrerpult, dort sieht sie sich noch mal im Raum um. Wahrscheinlich will sie nur gucken, ob noch jemand bei ihrem Gelaber ein Nickerchen hält.
Als ihre Augen bei mir kleben bleiben und sie den Mund verzieht.
Ja, sie mich auch.

Ich schaue auf die Uhr und stelle mir erschrecken fest, dass gerade mal 20 Minuten ihres öden Unterrichts rum sind. Na toll.
Also macht Frau Möller mit dem Unterricht weiter. Oh wie ich Schule hasse.

Am schlimmsten aber ist Mathe mit Frau Möller. Oder Physik mit Frau Möller. Oder Bio mit Frau Möller. Oder... . Eigentlich alles was mit ihr zu tun hat. Sie hat es einfach auf mich abgesehen. Was nich daran liegt das ich echt schlechte Noten schreibe und das nur in ihrem Unterricht. Sie hasst mich einfach. Ohne Grund. Ich meine, jaaaa ich bin vielleicht keine Musterschülerin, aber ich bin trotzdem echt toll.

Ich werde durch ein Klopfen an der Tür, aus meinen Gedanken gerissen.
Da ist sie. Das Mädchen mit den schönen Augen.
Ich kann einfach nich aufhören Sie anzusehen. Sie ist einfach heiß.

Stop. Wo kam denn dieser Gedanke her.
Naja, mit den langen Beinen, die in einer grauen Jeans stecken und den vollen Brüsten, die nich zu groß und nich zu klein sind. Und dann ihre Haare. Sie sind Hüftlang und haben eine undefinierbare Farbe. Blau? Schwarz? Oder eine Mischung aus beidem?

Wie konnte ich das vorhin nich mitbekommen? Ich war wahrscheinlich zu sehr von ihren Augen abgelenkt.

Plötzlich bekomme ich einen Ellenbogen und die Seite gestoßen. „Au!" Ich schrecke vor Schmerz zusammen. Verziehe aber nich das Gesicht. Ich kann einfach nich aufhören sie anzustarren. Mein Blick wandert weiter nach oben, zu ihrem Gesicht. Da sind sie wieder ihre Augen. Sie scheinen mir direkt in die tiefsten Tiefen meiner Seele zu blicken.

„Dann eben nicht!" Emily reißt mich mit ihrem Kommentar aus den Gedanken. „Warum packst du dein Zeug?" Habe ich was nich mitbekommen? „Dein Ernst?" Sie sieht mich verletzt an. Was habe ich jetzt schon wieder falsch gemacht? „Der Platz gehört jetzt der Neuen." Was?! Ich glaube ich werde gleich ohnmächtig. „Du darfst nich gehen." Flüstere ich ihr zu. Sie sieht mich mit hochgezogenen Brauen an. „War dir doch eben noch egal."
Sie dreht sich um und geht auf einen anderen Tisch zu.

Das kann doch nich ihr Ernst sein.
„Hi." Da steht sie und lächelt mich freundlich an. Ich ignoriere sie einfach so gut es geht. Was echt schwierig ist, da sie immer wieder versucht mit mir ins Gespräch zu kommen.
Irgendwann halte ich es nicht mehr aus. „Kannst du es nich einfach mal lassen?!" UPS. Das war eindeutig zu laut. Sie sieht mich, mit ihren zweifarbigen Augen, ganz erschrocken an. Aber dann lächelt sie mir entschuldigend zu. „Amilia möchten sie uns vielleicht mitteilen was Paula ihrer Meinung nach lassen soll?" Prompt steigt mir die Röte in den Kopf. Wie peinlich. Schnell sehe ich zu Emily, die mich einfach ignoriert und starr nach vorne sieht. Na toll. Dann traue ich mich doch, in das runzlige Gesicht meiner uralten Lehrerin zu sehen. Die allerdings sieht mich abwartend an. „Wenn sie weiter schweigen, muss ich sie leider zum Direktor schicken." Ich muss aufstöhnen. Nicht schon wieder, da war ich doch letzte Woche schon.

„Tja, sie haben es nich anders gewollt." Sie sieht mich streng an.
Das verrückte ist, dass sie gar nichts sagen braucht. Ich weiß sofort, dass ich es vergeigt habe.
Also stehe ich auf und mache mich auf den Weg zur Tür.
„Sie bitte auch Paula." Geschockt drehe ich mich um. Das kann ja nur schief gehen.

Mein Leben in ScherbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt