Unangenehme Begegnung

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Das Bild von Felix und der Blondine ging mir seit Tagen nicht mehr aus dem Kopf. Es bereitete mir richtig schlechte Laune, ich antwortete Felix nur noch kurz und knapp auf seine Nachrichten. Irgendwie wusste ich grad nicht mehr, was genau ich möchte, wieso ich überhaupt so reagiere oder ob es mir nicht doch völlig egal sein sollte. Ich saß auf meiner Couch mit einem Kaffee als es an meiner Wohnungstür klingelte. Ich ging zur Tür und machte sie auf, Felix stand vor der Tür. „Hey, darf ich reinkommen?", fragte er. Ich bat ihn rein und wir setzten uns auf die Couch. „Was verschlägt dich hierher?", fragte ich. „Ich wollte fragen ob alles gut ist zwischen uns, seit meiner Geburtstagsfeier bist du irgendwie komisch.", sagte er. „Klar, alles cool. Mir gehts im Moment einfach nicht so gut.", log ich ihn an. „Dann hab ich genau das richtige. Wir gehen nachher ins Kino.", grinste er mich an. Ich versuchte mich da noch rauszureden, aber keine Chance. Wir saßen noch einige Zeit in meiner Wohnung und erzählten, bis wir uns fertig machten und auf den Weg ins Kino waren.

Im Kino angekommen, holten wir uns Popcorn was zu trinken und setzten uns in den Kinosaal. Ich genoß die Nähe zu Felix viel mehr als ich es sollte, es war alles so unbeschwert und leicht mit ihm. Wir schauten Mary Poppins Rückkehr. Als der Film vorbei war gingen wir wieder zum Auto. „Was starten wir heut noch? Wollen wir noch was trinken gehen?", fragte Felix. „Oh gern, ich hab auch noch keine Lust nach Hause zu fahren.", sagte ich. Wir fuhren also Richtung Kreuzberg in eine Bar wo Felix den Besitzer kannte. Als unsere Getränke  kamen stießen wir an. „Auf uns.", sagte Felix. „Ein uns wird es jedoch nie geben.", dachte ich. „Also jetzt erzähl mal, wie lange machst du das mit YouTube und Instagram eigentlich schon?", fragte Felix auf einmal. „Was wird das? Ein wir lernen uns besser kennen Gespräch?", lachte ich. „Ich hab dich das noch nie gefragt, dass interessiert mich eben.", sagte er. „Ich mach das seit knappen 2 1/2 Jahren, es war sicherlich nicht einfach. Aber jedes Mal wenn ich sehe wie glücklich auch meine Mitarbeiter in meinem Unternehmen sind, weiß ich das sich die Arbeit gelohnt hat.", sagte ich. Felix staunte nicht schlecht und erzählte auch wie er angefangen hat und wie viel Spaß ihm sein Job macht. Er strahlte als er davon erzählte.

Ich ging irgendwann runter auf die Toilette, machte mich noch ein wenig frisch und wollte grad wieder hoch zu Felix gehen, als ich mit jemanden zusammenstieß. „Oh sorry.", sagte ich und schaute hoch. Als ich hochschaute traute ich meinen Augen nicht, mein Herz fing wie wild an zu schlagen und meine Knie an zu zittern. Vor mir stand Alex. Er schaute mich an wie ein Auto. „Hey, wie gehts dir?", fragte er. Ich war mit der Situation völlig überfordert und rannte los. Ich stürmte vor die Bar um frische Luft zu tanken. Hinter mir ging die Tür auf und Alex kam raus. „Ist alles ok mit dir?", fragte er. „Ja, äh ich bin grad nur überfordert dich zu sehen.", sagte ich. Es ging noch mal die Tür auf und einer von Alex Kumpels kam raus, einer der ihn in den ganzen scheiß reingezogen hat, ich mochte ihn noch nie. „Ach, guck mal einer an, wer ist denn da?", sagte Basti, Alex sein Kumpel. „Basti geh wieder rein.", sagte Alex. Basti aber dachte gar nicht daran wieder reinzugehen, er holte alle alten Storys wieder raus und warf mir vor Alex im Stich gelassen zu haben. Er wurde immer lauter und kam immer wieder ein Stück dichter. Alex versuchte ihn zu beruhigen, nur alles half nichts.

Nach einiger Zeit ging die Tür auf und Felix kam aus der Bar. Er stellte sich vor mich. „Alter, was geht mit dir? Lass sie jetzt in Ruhe. Komm Elli wir gehen.", sagte Felix und nahm mich leicht am Arm. „Ha ist das dein neuer Stecher oder was.", lachte Basti. „Das geht dich verdammt noch mal einen scheiß an.", schrie ich. Felix und ich gingen los zum Auto, ich zitterte am ganzen Körper. Als wir im Auto saßen fing ich sofort an zu heulen. „Hey, alles ist gut.", sagte Felix und nahm mich in den arm. Wir fuhren los, wir fuhren nicht zu mir sondern gleich zu Felix. „Du schläfst heut bei mir, ich kann dich so nicht allein lassen.", sagte er. Ich war ihm unheimlich dankbar dafür, allein sein konnte ich nach dieser Begegnung sicher nicht. Wir gingen in Felix seine Wohnung und setzten uns auf die Couch, ich zitterte immer noch. „Was waren das für Typen, was wollten die von dir?", fragte Felix besorgt. Es war soweit, ich erzählte ihm die komplette Story. Wie ich damals gelitten habe, wie ich alles rausgefunden habe, das Alex im Knast war, bis hin zu dem Brief vor ein paar Wochen und dann das was vorhin passiert ist. Es war alles wieder da, ich fühlte mich auf einmal um 2 Jahre zurück versetzt.

Felix sagte die ganze Zeit über kein einziges Wort, er war sichtlich schockiert. Als ich alles erzählt hatte konnte ich meine Gefühle nicht mehr zurück halten und fing wieder an zu heulen. Felix zögerte nicht lang und zog mich in seinen Arm, er streichelte meinen Rücken zur Beruhigung. Irgendwann klappte es und ich bekam mich einigermaßen wieder ein. „Sorry, das ich dir das hier so vorheule.", sagte ich. „Alles gut, Elli. Du bist unheimlich stark grad, danke das du mir das erzählt hast.", sagte er. Wir machten uns Bett fertig und Felix wollte grad sein Kissen und seine Bettdecke nehmen um ins Wohnzimmer zu gehen. „Bleibst du heut Nacht bitte bei mir, ich glaub ich kann heut Nacht nicht allein schlafen", sagte ich. Felix nickte nur und wir legten uns ins Bett, er zog mich zu sich ran und wir schliefen beide relativ schnell ein.

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