Die Aftershowparty

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Im Hotel angekommen überprüften Hannah und ich noch mal unsere Schminke. „Und bist du erstaunt über Felix seine Laudazio?", fragte Hannah mich. „Ehrlich gesagt ja, die Worte die er gewählt hat waren wunderschön. Ich hätte ihm sowas nie zugetraut.", antwortete ich ihr.  Ich war ehrlich gerührt über seine Worte in dieser Situation. Vor einer Woche haben wir die Sache mit uns beendet, seitdem keinen Kontakt mehr gehabt. Wie ich das was heut Abend passiert ist deuten soll, keine Ahnung. Vielleicht möchte er das wir Freunde bleiben? Wollte ich das wir nur Freunde sind? Ich hatte 100 fragen im Kopf, vielleicht werde ich darauf antworten bekommen, vielleicht aber auch nicht. Hannah und ich machten uns wieder auf dem Weg nach unten, ein Taxi fuhr uns zu der Location wo die Aftershowparty stattfindet.

Wir holten uns einen Drink an der Bar und stürmten die Tanzfläche, endlich einfach mal den Kopf freibekommen war für mich gerade das richtige. Wir hatten richtig viel Spaß und natürlich floss auch einiges an Alkohol. Nach einiger Zeit waren Hannah und ich schon ziemlich angetrunken, wir gönnten uns eine Pause. An der Seite standen überall Sofas und auf einem Saßen Felix und Julian. „Wir gehen zu denen.", schrie ich Hannah an und zeigte auf die beiden. Wir gingen auf sie zu und ich quetschte mich zwischen ihnen aufs Sofa. „Alles klar bei euch?", fragte ich die zwei. Ich merkte natürlich schnell, dass die beiden auch nicht mehr die nüchternsten waren. „Klar und bei euch?", antwortete Felix mir und schaute mich mit glasigen Augen an. „Wir gehen noch was zum trinken holen.", kam von Julian. Hannah und er standen auf und gingen rüber zur Bar. Nun saß ich da mit Felix allein. Es war ein komisches Gefühl, aber irgendwie auch mal wieder schön.

Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und fragte ihn: „Das was du da heut gesagt hast auf der Bühne, war das alles so gemeint?" Felix drehte seinen Kopf zu mir und schaute mir in die Augen. „Meinst du ich würde sowas einfach so sagen?", fragte er mich. Ich zuckte nur mit den Schultern, ich weiß auch ehrlich gesagt nicht was ich mir davon versprochen hatte. „Du hast den Preis wirklich verdient, wenn ich davon nicht überzeugt gewesen wäre hätte ich die Laudazio nicht gemacht.", sagte er nun wieder und nahm einen Schluck von seinem Drink. „Danke, wirklich ich war sehr gerührt von deinen Worten. Das bedeutet mir echt viel.", sagte ich und lächelte leicht. Die restliche Zeit, bis Hannah und Julian wieder da waren saßen wir einfach nur schweigend nebeneinander. Keiner wusste so recht was er sagen sollte. „Komm schon Elli, lass uns wieder Tanzen. Die beiden sind Langweiler.", lachte Hannah und zog mich hinter sich mit auf die Tanzfläche.

„Guck mal, der Typ dahinten  beobachtet dich die ganze Zeit.", sagte Hannah irgendwann und zwinkerte mir zu. Ich wank nur ab und kümmerte mich nicht weiter um ihn, obwohl er schon echt ziemlich gut aussah. Wir tanzten weiter, bis ich plötzlich zwei Hände von hinten an meiner Hüfte merkte die mich umdrehten. Ich schaute in zwei wunderschöne braune Augen. Der Typ der mich beobachtet hatte stand vor mir. „Hey, ich bin Alex, darf ich dir was ausgeben an der Bar?", fragte er und lächelte. „Hannah ich bin mal kurz weg.", gab ich ihr Bescheid und ging mit Alex an die Bar. „Ich bin übrigens Elli.", sagte ich als wir uns setzten. „Freut mich dich kennenzulernen und Glückwunsch noch zu dem Preis.", sagte er und lächelte. „Danke, wie komm ich zu der Ehre, dass du mich einlädst?", fragte ich neugierig. „Du bist eine interessante Frau und wunderschön zugleich.", sagte er.

Wir saßen echt ewig da und unterhielten uns über Gott und die Welt. Wir tranken immer mehr und ich merkte wie ich langsam die Kontrolle über meinen Körper verlor. Und so kam was kommen musste, Alex und ich küssten uns irgendwann. Alles was um mich herum geschah nahm ich nicht mehr wahr, ich blendete alles aus. „Ich muss langsam los, geb mir dein Handy und ich tippe dir meine Nummer ein.", sagte Alex irgendwann. Ich gab ihm mein Handy und er gab mir sein Handy, wir tauschten unsere Nummern aus und verabschiedeten uns. Ich beschloss etwas nach draußen zu gehen um frische Luft zu schnappen und meinen Kopf wieder ein bisschen klar zu bekommen. Die kühle Luft tat mir echt gut und ich schloss für einen kurzen Moment die Augen und atmete tief ein. „Fuck.", schrie plötzlich jemand und ich hörte wie ein Glas zerbrach. Ich schaute zur Seite und sah wie Felix auf dem Boden saß und die Scherben einsammeln wollte. Allerdings war er wohl zu betrunken und setzte sich einfach an die Wand und hielt sich den Kopf.

Ich ging zu ihm rüber um zu schauen ob alles in Ordnung ist. „Ist alles gut bei dir?", fragte ich ihm. „Ja, passt schon.", lallte Felix. Er war Betrunkener als ich dachte. „Wie viel hast du denn bitte getrunken?", fragte ich ihn besorgt. „Zu wenig.", gab er kurz und knapp zurück. „Komm steh mal bitte auf, es ist wahnsinnig kalt auf dem Boden.", sagte ich und hockte mich vor ihm. Er schaute mich mit seinen glasigen blauen Augen an. „Lass mich einfach in Ruhe.", sagte er ruhig. Ich schaute auf seine Hand und sah, dass er sich an dem Glas geschnitten haben muss, er blutete. „Felix, du blutest. Komm bitte mit ich bring dich ins Hotel.", sagte ich besorgt. „Lass mich hier sitzen und geh.", erwiderte er wieder. „Sei bitte einmal vernünftig und komm jetzt mit mir mit Felix. Ich lass dich hier nicht sitzen. Du blutest an der Hand und es ist kalt. Bleibst du hier sitzen, dann bleib ich auch hier.", sagte ich etwas energischer. Es schien so als ob er erst überlegte, gab mir dann aber zu verstehen, dass ich ihm aufhelfen sollte. Wir gingen zum Taxi, dass uns zu unserem Hotel brachte.

Im Hotel angekommen, gingen wir in Felix sein Zimmer und ich verarztete ihm seine Hand. Felix wurde von Minute zu Minute klarer im Kopf. „Danke.", sagte er irgendwann einfach. „Da nicht für.", sagte ich. Ich brachte ihm noch eine Flasche Wasser aus der Minibar und setzte mich neben ihm aufs Bett. „Wer war der Typ vorhin?", brach Felix das Schweigen. Shit, den hab ich schon total vergessen. Er muss gesehen haben wie wir uns geküsst haben. „Ähm, ach das war Alex. Hab ihn heut kennengelernt, aber nichts von Bedeutung.", versuchte ich mich rauszureden. Felix nickte nur leicht. „Soll ich heut Nacht bei dir bleiben? Falls irgendwas mit deiner Hand sein sollte?" fragte ich zögerlich. „Das wär lieb, ich schlaf dann auf der Couch.", sagte Felix und wollte sich die Decke und das Kopfkissen schnappen. „Ach Quatsch, wir sind doch alt genug um beide in einem Bett zu schlafen.", sagte ich. Ich ging noch mal fix in mein Zimmer und holte meine Schlafsachen. Wir legten uns ins Bett und versuchten zu schlafen, Felix gelang das recht schnell. Ich hingegen tat mich schwer, es war komisch neben ihm zu liegen. Dennoch genoß ich es etwas. Ich wälzte mich hin und her, bis ich irgendwann einschlief.

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