Kapitel 28

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Claire

Als ich am nächsten Morgen aufwache und mein Blick auf den Wecker fällt, bekomme ich einen richtigen Schock. Was es ist schon 10:07 Uhr? Ich sprinte aus dem Bett, ziehe einfach schnell die Sachen von gestern an und eile noch kurz ins Bad um mir die Zähne zu putzen. Ich stürme zurück in mein Zimmer, schnappe mir meine Tasche und beeile mich, auch wenn es jetzt eigentlich eh schon egal ist, ob ich in zwei oder zehn Minuten da bin, denn zu spät bin ich so oder so. Ich reiße dir Tür zum Klassenraum auf und blicke in fremde Gesichter, die mich alle nur verstört anstarren. "Ähm, ja sorry.", murmle ich in Richtung Lehrerpult und schließe die Tür schnell wieder hinter mir. Vielleicht hätte ich mal nachfragen sollen, wo meine Klasse denn hin ist, aber nochmal die Tür aufzumachen kommt gar nicht infrage. Die denken sonst noch ich bin total bekloppt. Ich wandere durch den Flur, da ich auch keine Lust habe, die gleiche Reaktion wie eben beim Öffnen der Türen jedes Klassenraums erneut zu erleben. Ich habe mich schon damit abgefunden, dass ich heute wohl nicht am Unterricht teilnehmen werde und beschließe somit zurück in mein Zimmer zu kehren. Auf der Treppe laufe ich in eine Person rein und wäre mal wieder beinahe die Treppenstufen herunter gefallen. In letzter Zeit bin ich ja noch ungeschickter als sonst.

Ich werde von zwei starken Armen aufgefangen und vernehme Jakes heiseres Lachen. "Also in letzter legst du dich aber ziemlich oft auf die Nase oder eher gesagt fast. Also wenn du mich nicht als persönlichen Retter hättest, dann wäre dein hübscher Körper mittlerweile mit etlichen unschönen blauen Flecken verziert." Ich lächle ihn schüchtern an und er streicht mir die Haare aus der Stirn. "So und jetzt kommst du am besten mal mit zum Unterricht. Was machst du eigentlich hier? Du weißt aber schon, dass der Unterricht um acht Uhr beginnt oder?", fragt er mich und kriegt sich vor Lachen kaum noch ein, was ich nur mit einem verzweifelten Blick kommentiere. Er greift nach meiner Hand und zieht mich mit in die Bibliothek, wo wir überrascht von den Schülern angesehen werden, da Jake immer noch meine Hand hält. Ich räuspere mich kurz und er scheint zu verstehen, denn ruckartig lässt er meine Hand los, sodass sie gegen den Tisch knallt, woraufhin die ganze Klasse anfängt zu lachen. Eingeschlossen Jake. Doch bei ihm bin ich mir sicher, dass er mich nicht auslacht, so wie die anderen.

Ich reibe mir meinen schmerzenden Handrücken und lasse mich auf den Stuhl neben Jake gleiten, was somit bedeutet, dass ich mit ihm in einer Gruppe bin, was ich aber ehrlich gesagt gar nicht mal so schlimm finde. Jake zwinkert mir kurz zu und erklärt mir dann die genaue Aufgabe, aber viel habe ich nicht mehr zu tun, da Jake mittlerweile schon fast fertig ist. Dem Lehrer erzähle ich auch nur kurz, dass ich ein klein wenig zu spät kam und dadurch keine Ahnung hatte in welchen Raum sie gegangen sind. Ich muss ihm ja nicht gleich auf die Nase binden, dass ich total verschlafen hatte und erst um viertel nach zehn aufgestanden bin. Der nickt daraufhin nur und meint ich soll mich in eine Gruppe einordnen, aber das habe ich ja schon. Ich versuche Jake noch zu helfen, aber ich merke, dass ich ihm nur ihm Weg bin und stöpsle mir deswegen meine Kopfhörer in die Ohren. Schon nach den ersten paar Klängen der Musik schweife ich ab und komme erst wieder in die Realität zurück, als ich merke wie mir jemand mit der Hand vor meinem Gesicht rumfuchtelt und mich dann in die Seite piekst, woraufhin ich laut auf quietsche und einen bösen Blick von der Bibliothekarin ernte. "Du darfst jetzt aufstehen und in dein Zimmer gehen, Süße. Der Unterricht ist bereits seit einer Viertelstunde zu Ende.", vernehme ich Jakes raue Stimme und er kann nicht umhin sich ein Schmunzeln zu verkneifen. "Ich reiße mir die Kopfhörer aus den Ohren. "Ach ja und du findest auch noch lustig mich in die Seite zu piksen? Und wenn der Unterricht schon seit 15 Minuten vorbei ist, warum sitzt du dann immer noch hier?", erwidere ich spöttisch.

"Nun ja schon, denn es ist total süß, wie du zusammenzuckst. Und ich sitze hier immer noch weil ich dir Bescheid sagen wollte, dass du gehen kannst." "Ach ja und warum hast du dann eine Viertelstunde gewartet bevor du es getan hast?" "Naja, also...", er guckt schüchtern auf den Boden. "Du sahst so versunken aus und da wollte ich dich nicht aus deinen Träumen reißen." Aus irgendeinem Grund habe ich das Gefühl, dass er eigentlich etwas ganz anderes sagen wollte, aber da er nichts hinzufügt belasse ich es bei seiner Antwort. "Aja ok, dann werde ich mich jetzt mal in mein Zimmer begeben, damit du dann auch endlich gehen kannst.", erwidere ich prustend. "Nene, also so leicht kommst du mir jetzt nicht davon.", mit diesen Worten schmeißt er mich wieder über seine Schulter, woraufhin ich erneut auf quietsche und wieder einen grimmigen Blick von der Bibliothekarin ernte. Jake trägt mich lachend die Treppen in mein Zimmer hoch und ich habe eine echt schöne Aussicht auf seinen verdammt knackigen Hintern. Eigentlich ist er ja schon ziemlich attraktiv mit seinen etwas zu langen braunen Haaren, die ihm ständig in die Augen fallen, mit seinen strahlend blauen Augen und seinem hinreißenden Lächeln, bei dem meine Knie weich werden und mit seinem hammer Körper. Auf einmal bekomme ich einen halben Herzinfarkt, weil ich in dem Moment spüre wie Jake mich loslässt. Ich kann nicht mal mehr schreien vor Schock, doch dann spüre ich weiche Polster unter mir und realisiere, dass ich auf meinem Bett gelandet bin.

"Boah, du Arsch. Bist du bescheuert? Ich habe gerade fast einen Herzinfarkt bekommen wegen dir...", fluche ich. "Tja, also wenn du nicht immer so verträumt wärst und mal auf deine Umgebung achten würdest, dann würdest du dich auch nicht immer so erschrecken.", erwidert er schmunzelnd, aber ich kann trotzdem Besorgnis in seinen Augen wahrnehmen. "Du könntest aber auch einfach mal aufhören mich ständig in der Gegend herumzutragen oder immer in mich reinzulaufen, weil es kann ja kein Zufall sein, dass ich immer nur in dich hinein brettere.", also so langsam regt es mich echt auf, dass er mir jetzt auch noch die Schuld geben will. Dabei hebt er mich ja immer hoch und lässt mich dann irgendwo wieder runterfallen. Eigentlich hasse ich es sowieso getragen zu werden, weil ich immer Angst habe, dass man mich irgendwann nicht mehr tragen kann und fallen lässt. Ich vertraue nicht mal meinem Vater so sehr und habe mich deswegen schon als kleines Kind nicht herumtragen lassen. Jake ist der einzige dem ich vertraue, dass er mich nicht fallen lässt, aber er setzt mein Vertrauen in ihn ganz schön aufs Spiel. Jake sieht mich erstaunt an. "Ist das wahr?" "Ist was wahr?", ich gucke ihn verständnislos an. "Naja,. also, dass ich der einzige bin von dem du dich tragen lässt?" Oh ehmm, hatte ich das etwa schon wieder laut gesagt? Das war ja jetzt mal wieder peinlich. Ich schaue betreten zu Boden. Jake kommt zu mir und drückt mir einen kleinen Kuss auf die Wange und verlässt dann den Raum. Ich werde einfach zurückgelassen und ich habe noch nicht einmal den Ansatz einer Chance ihm zu antworten.

Mein Bauch macht sich mit einem, lauten Grummeln bemerkbar und ich mache mich auf den Weg in den Speisesaal, wo ich mich neben Maria setze. Sie lächelt mich an. "Na Süße, wir könnten mal wieder was zusammen machen und dann könntest du mir auch erzählen, was da genau zwischen dir und Jake abgeht, denn ich habe da schon einige Gerüchte gehört.", sie zwinkert mir schelmisch zu und wir prusten los. Als ich mich nach einigen Minuten endlich wieder gefasst habe kann ich ihr auch endlich mal erklären, dass das alles mit Sicherheit nicht stimmt. "Das ist alles nur erfunden denke ich mal, aber ich habe schon Lust was zu unternehmen. Wie wäre es, wenn wir mit Jennifer und ein paar anderen in die Stadt gehen?", schlage ich vor. "Ja, klingt ganz gut ich geh sie gleich mal fragen. Also treffen wir uns dann um 14 Uhr an der Eingangstür? Ich komme dann entweder alleine oder mit Jenny und den anderen." "Ja, ok klar ich warte dann da auf dich."

Ich warte schon seit zehn Minuten am Eingang und denke schon, dass Maria mich vergessen hat, als sie endlich mit Jenny und ein paar anderen auftaucht. "Sorry Schatz, aber wir mussten noch auf die anderen warten." "Na, ist ja auch egal, aber dann lasst uns jetzt am besten direkt losgehen.", erwidere ich leicht genervt. Maria hakt sich auf der einen Seite bei mir ein und Jennifer auf der anderen.

Wir kommen gegen 18 Uhr wieder im Internat an und somit genau rechtzeitig fürs Abendessen. Ich habe einen Mordshunger und ich vermute, wenn ich in der nächsten Zeit weiter so viel esse, dann werde ich wohl ein paar Kilo zunehmen, aber egal was soll's, dann mach ich einfach mehr Sport. Aber die Lust aufs Joggen ist mir eigentlich vergangen, wenn ich mal so drüber nachdenke, aber egal mir wird schon noch was einfallen und mit diesen Gedanken stürme ich meinen Freundinnen in den Speisesaal hinterher. Diesmal sehe ich Jake sogar und weiche ihm aus .Ich lächle ihn stolz an und er sieht mich zuerst verwundert an und fängt dann an in die Hände zu klatschen, woraufhin sich alle zu uns umdrehen. Blödmann!

Ich lege mich mit einem Buch in mein Bett und mache es mir gemütlich. Nach ein paar Stunden driften meine Gedanken ab und ich kann mich nicht mehr auf das Buch konzentrieren. Ich denke an den gestrigen Abend und an das was gestern zwischen Jake und mir passiert ist. Okay, vielleicht habe ich Maria doch etwas zu berichten. Mit diesen Gedanken schnappe ich mir mein Handy und tippe eine SMS an Maria, dass sie doch mal kurz rüberkommen soll, da ich ihr noch etwas erzählen muss.

Der Unbekannte FremdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt