Kapitel 03

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Rob saß mit seiner Familie beim Abendessen in der Speisehalle des Hauses.

Ordentlich gekleidet, die Locken halbwegs gezähmt und mit geradem Rücken auf dem modernen, aber harten, Stuhl sitzend.

Sein Vater las auf dem Tablett einen Artikel, warscheinlich seinen eigenen, über irgendein langweiliges Buch, das er mal wieder rezeptioniert hatte.
Die Gabel hing auf halber Strecke zum Mund in der Luft, das teure Hasenfleisch aufgespießt, die Soße tropfte noch herunter.

Seine Mutter aß ohne Nebenbeschäftigung, ihren Sohn sah sie nur mal ab und zu an.

Eigentlich hatte er sich auf das Abendessen gefreut, seit einiger Zeit wieder mit seinen Eltern essen zu können, mit ihnen zu reden, anstatt immer nur mit den Bediensteten ein paar Worte zu wechseln.

Allerdings schwieg auch er, den Blick neutral freundlich, wie es ihm anerzogen wurde.
Innerlich dachte er nach, was er hätte sagen können, um das Intresse seiner Eltern zu wecken.

Ihm fiel natürlich der Einbruch von vor zwei Tagen ein, er dachte selbst an nichts anderes mehr, aber das würde nur unnötige Fragen aufwerfen, auf die er selbst keine Antwort hatte.

Wieso hast du nicht die Polizei gerufen?
Wieso hast du ihn gehen lassen?
Wieso musst du so ein großer Angsthase sein, du hättest dich wehren sollen!

Darauf hatte er keine Lust.

Er räusperte sich kurz und sah von seinem Teller hoch.

»Ich mache bei Dr. Donakow Fortschritte.« sagte er, in der Hoffnung, es würde wenigstens seine Mutter interessieren.
»Das ist schön, mein Lieber.« sagte sie, wenig bereit, diese Konversation weiterlaufen zu lassen.
Sie fragte nicht nach, welche Fortschritte.
Alles was sie interessieren würde, war, ob er endlich geheilt war.

Rob sah wieder runter.

Als er den Teller leer gegessen hatte, wischte er sich den Mund mit der Serviette ab und stand auf.
»Gute Nacht Mutter, Vater.«
Er nickte beiden zu, lief die Treppe hoch und setzte sich in deinem Zimmer seufzend auf sein Bett.

Manchmal genoss er die Abendessen alleine, dann hatte er wenigstens nicht das Gefühl, jemand wollte nicht mt ihm reden, sondern es war einfach keiner da zum reden.

Wie sehr er es sich auch wünschte, seine sozialen Ängste machten es ihm noch schwerer Freunde zu finden.

Rob blickte zur Decke hoch, dort klebten noch die vielen kleinen Sterne, die Nachts leuchteten wenn es im Zimmer dunkel war, aus seiner Kindheit.
Er liebte diese Sterne.

Sie hatten kein System, sie hatten wenig Nutzen, sie waren einfach da, weil es ihm gefiel.

Der Einbruch neulich hatte bei ihm einen Schock ausgelöst.
Seit dem der Fremde bei ihm war, konnte er an nichts anderes denken. Sogar im Traum war er ihm einmal erschienen.
Im Dunkeln, sein Gesicht halb versteckt durch den Schatten.
Sein Herz konnte er immer noch schlagen spüren, auch wenn der erste Schreck vergangen war.
Dieses seltsame Gefühl bestand weiter, es war keine Angst, mehr Neugier, was ihn selbst erschreckte.

In seinen Gedanken verloren bemerkte er gar nicht, wie die Balkontür aufgeschoben wurde.

Simon kam hereingeschlichen und sah grinsend zu dem Lockenkopf, welcher gedankenverloren ins Leere starrte.

»Hey, na mein Hübscher?«

Rob zuckte erschrocken hoch und wollte schreien, sah aber, dass es Simon war und atmete tief durch.
Die Angst war doch noch nicht ganz weg.
Der Einbrecher trug wieder komplett schwarze Kleidung; eine schwarze Jogginghose, schwarzes T-shirt und eine Schwarze, eng anliegende Jacke.
Man konnte seine Armmuskulatur deutlich sehen.

Thief-The Cat Burglar || CrispyWill [Beendet]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt