Kapitel 20

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Die Hafengegend war alles andere als das, was Rob kannte oder sich vorgestellt hatte.

Es war dreckig, stank nach Alkohol und- war das eine Ratte?

Rob sah sich unsicher um.

Mit seinen schicken Klamotten und der reichen Herkunft war das kein Ort für jemanden wie ihn.
Oder eigentlich sonst jemanden.

Aber er wusste nicht, wo er sonst hin sollte.
Er hatte keine Freunde, keine Familie in der Nähe. Er hatte nur Simon, der in irgendeiner Piratenkneipe am Hafen arbeitete.

Nur wusste Rob nicht welche, oder ob Simon dort überhaupt war.

Aber er musste ihn finden, jetzt, wo sein Paniklevel nicht auf der höchsten Stufe war und er noch etwas Restmut zusammenkratzen konnte.

Das Meer rechts von ihm glitzerte im Mittagslicht der Herbstsonne, links von ihm kam langsam eine Bar in Sicht, die in etwa dem entsprach, was Simon erzählt hatte.

Draußen hing ein Schild aus moderndem Holz, dessen Aufschrift man nicht mehr lesen konnte.

Vielleicht war das die Bar.

Rob öffnete mit spitzen Fingern die Tür und sah sich in der Kneipe um.

Rustikal gehalten, die Tische waren aus alten Rohren und Fässern, es stank nach Alkohol und Zigaretten.

Simon konnte er nirgendwo entdecken, langsam kam die Angst zurück und Rob spielte in seinem Kopf jedes Szenario durch, welches ihm widerfahren könnte.

Am wenigsten gefiel ihm eine Barschlägerei, in der er von einer kaputten Flasche erstochen wurde oder ein plötzlicher Angriff von Piraten, die diese Bar überfielen wie in One Piece.

Er wollte gerade umdrehen und gehen, da kam ein roter Haarschopf hinter dem alten Thresen hervor und grinste einen Kunden an.

Rob beobachtete Simon ehe er ihn entdecken konnte.

Er hatte niemals mehr irgendwo reingepasst, als hinter diese Theke.

Simon trocknete ein Glas ab und lachte über einen Witz, den der alte Jenkins ihm erzählt hatte.
Für ihn war die Welt in diesem Moment ein wunderschöner Ort ohne Sorgen und Probleme.
Er war wunderschön.

Sein Blick glitt kurz herum, um nach Wünschen von Gästen zu sehen, doch dann sah er Rob.
Eigentlich musste er zweimal hinsehen.

War das wirklich sein Rob? Der reiche Sohn aus gutem Hause, in den er so verliebt war?

Als Rob ihn zaghaft anlächelte, musste er breit grinsen und stellte das Glas hin.

»Rob, was machst du denn hier?« fragte er glücklich.
Er hätte nicht gedacht ihn so schnell wiederzusehen und freute sich umso mehr darüber.

Rob, dem die Unsicherheit und das Unbehagen über diesen Ort ins Gesicht geschrieben stand, lächelte ihn an und versuchte, sich ganz auf Simon zu konzentrieren, und nicht auf das, was da grünes an der Wand klebte.

»Ich...wollte dich sehen?«

Er hätte ihm schreiben können, er verließ sonst nie das Haus, Rob hatte Angst alleine dort draußen, in einer Welt, voller Gefahren in die er nicht passte.

Simon wusste, es musste was passiert sein, sonst würde Rob nicht das Risiko auf sich nehmen und ihn persönlich suchen.
Dementsprechend runzelte er die Stirn besorgt.

»Was ist denn passiert? Gab es wieder Stress bei deinen Eltern?«

Simon zog ihn sanft mit zur Theke und schenkte ihm etwas Wasser in ein Glas.

Rob musterte den Barhocker kurz argwöhnisch, setzte sich aber neben den alten Jenkins und nahm das Glas.
Hier war es vielleicht nicht dreckig, aber es sah definitiv so aus.

»So ähnlich...« antwortete Rob erschöpft auf die Frage und trank einen Schluck Wasser.

»Haben sie mich entdeckt?« fragte Simon, ein ängstlicher Ausdruck zierte seine blauen Augen.

»Naja...nein. Ja, eigentlich...nicht in dem Sinne.« stotterte Rob und suchte nach den passenden Worten, um zu beschreiben, was da eigentlich passiert war.

Simon wirkte nicht gerade beruhigt, Rob sammelte sich und atmete tief durch.
Simon ließ ihm die Zeit, die er zum Erklären brauchte

»Sie wissen nur, dass wir befreundet sind. Mehr nicht. Jenna hat was verraten, sie haben Dr. Donakow angerufen und...keine Ahnung. Ich bin wütend geworden, weil sie nicht selbst mit mir geredet haben, verstehst du?«

Simon nickte, während er den Krug in seiner Hand weiter abtrocknete.
»Natürlich...haben sie noch was wegen dem Abend gesagt?«

»Sie haben sich entschuldigt...dann begannen aber auch schon die Anschuldigungen.« murmelte Rob, betrachtete seine Spiegelung im Wasser.

»Anschuldigungen...« wiederholte Simon verächtlich schnaubend.
»Bullshit...«

»Was?«
Rob sah ihn fragend an.
Simon wirkte wirklich angesäuert, als hätte ihn jemand verärgert.

»Ein Scheiß, meine ich. Sie sind deine Eltern und benehmen sich wie Fremde, dir gegenüber. Vielleicht solltest du ihnen klarmachen, dass du ihr Sohn bist und nicht ein Mitbewohner in ihrem Haus.« regte sich Simon auf und seufzte.

Auch wenn Rob es süß fand, ihn so zu sehen, sorgte er sich, Simon in etwas hineinzuziehen, das mit ihm nichts zutun hatte.

»Ist schon okay...« murmelte Rob, doch Simon schüttelte den Kopf.
»Man sollte ihnen mal so richtig einen Schrecken einjagen, vielleicht erweckt das ihre elterlichen Gefühle.«

Rob wurde den Gedanken nicht los, dass Simon auf sein eigenes Leben anspielte; über die Beziehung zu seinen Eltern hatte er bis jetzt nicht viel gesagt.
Er griff über den Thresen nach Simons Hand und streichelte sie sanft, was den Einbrecher sich beruhigen ließ.

Kurz herrschte schweigen, bis plötzlich der alte Jenkins neben ihnen zu sprechen anfing.
Simon hatte völlig vergessen, dass der ja noch dort saß und ihnen zugehört hatte.

»Also ihr seid ein wirklisch süßes Baar.« lallte er, wobei Rob sich fragte, wie jemand in dem Alter Mittags betrunken noch aufrecht sitzen konnte.
»Vielleischt solltet ihr eusch...wie heißt das«, er blickte kurz ins Leere und hob seinen Bierkrug.
»Hauen!«

Simon schmunzelte belustigt.
»Du meinst outen, Jenkins.«

»Ja jenau! Ihr solltet eusch hauen und dann muss man euch akzeptiern.«

Rob konnte ich ein grinsen nicht verkneife. Simon hatte hier wirklich einen lustigen Platz, an den er konnte, wenn es ihm sonst überall zu viel war.

Rob hatte sowas nicht.

Robs Blick traf den von Simon.

»Was denkst du?«

Kurz schwieg Rob. Ihn überkam eine seltsame Angst, nicht, dass seine Eltern ihn nicht akzeptieren würden, das würden sie eh niemals, sondern, dass Simon nicht das gleiche wollte wie er.

Er sah in die blauen Augen seines Einbrechers.
»Ich denke ich liebe dich.« platzte es aus ihm heraus, was so absolut nicht geplant war.
Das hier war eigentlich weder der richtige Ort noch die richtige Zeit.

Es war still, im Augenwinkel sah man Jenkins grinsen, aber Simons erstaunter Blick galt allein Rob, der ihn ängstlich musterte.

»Dann wissen wir ja, was zutun ist.« entgegnete er grinsend.

So langsam nähern wir uns dem Ende...
Was denkt ihr, wie die Geschichte ausgeht?

Thief-The Cat Burglar || CrispyWill [Beendet]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt