Kapitel 11

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Dr. Donakow musterte Rob eindringlich, das entging dem Sohn des Hausherren nicht und ließ es über sich ergehen.

Er war wieder etwas angespannter als letztes Mal, auf seinem Bett saß er aufrecht, ließ seinen Psychologen nicht aus den Augen und beobachtete ihn genau.

»Du wirkst wieder angespannter als letztes Mal.« sagte er ältere Herr und schrieb etwas auf.

»Kann sein.« murmelte Rob und seufzte leise.

»Liegt das an dem Jungen den du magst?«

Das schöne an Dr. Donakow war, dass er immer das große Ganze sah.
Rob musste nicht jedes Mal aufs neue erklären, was wieso passiert und warum er wie reagiert.
Sein Psychologe weiß alles und setzt zusammen was er weiß, so dass Rob nur erzählen musste und erklärt bekam, was er tun sollte.

Es war einfach und unkompliziert;
Besonders hatte Donakow ein großes Empathievermögen.
Rob war auch bei anderen Psychologen, doch keiner kümmerte sich so gut um Robs Gefühle wie dieser vor ihm.

Alle waren immer nur bedacht darauf seine Probleme zu lösen, so wie seine Eltern und die wenigen Freunde die er hatte, aber Dr. Donakow war der einzige, der genug Geduld bewieß sich erstmal mit Robs Gefühlen zu beschäftigen.

Und es half.

»So halb...« sagte Rob leise und sah auf den Boden.
»Es geht mehr um das was keiner wissen darf...«

Sein Psychologe musterte ihn aufmerksam.
»Dieses Geheimis...belastet es dich?«

Rob legte den Kopf schief und überlegte lange.
»Weniger das Geheimnis...mehr was passiert, wenn es jemand erfährt.« beantwortete er die Frage schließlich.

Der Doktor nickte interessiert.
»Also...jetzt hast du Angst jemand könnte dieses Geheimis herausfinden oder es jemandem erzählen, der es nicht wissen darf?«

»Sie sind gut...« sagte Rob leicht schmunzelnd, seufzte dann.
»Aber ja...«

Dr. Donakow nickte nachdenklich.
»Das versetzt dich jetzt in Panik...oder?«

»Natürlich, ich will doch auch nicht, dass dieses Geheimis gelüftet wird. Ich mag diesen Jungen sehr gerne...«

»Okay...also ich schlage vor, wenn du nicht willst, dass dieses Geheimis aufgedeckt wird, sorge dafür, dass es kein Geheimnis mehr ist.«

Rob sah erstaunt den Psychologen an.
»Wie meinen sie das?«

Er lächelte leicht.
»Was kein Geheimnis ist, kann nicht ausgeplaudert werden. Somit ist diese Angst weg.«

Rob dachte darüber nach und nickte.
Natürlich, wenn Simon bereits bekannt war, dann hatte Jenna nichts, was sie verraten könnte.

Und sie schien Simon nicht gesehen zu haben, dadurch wusste sie nicht, wie er aussah.
Noch dazu könnte er ihr am Ende immer noch drohen, sie zu feuern.
Auch wenn das gemein war.

»Das ist gut...das mache ich.« sagte Rob lächelnd und entspannte sich etwas.
Er wusste nich nicht genau wie, aber einen Ansatz hatte er schon.

Dr. Donakow lächelte zufrieden und schrieb etwas auf, lehnte sich dann zurück.

»Erzähl mir von der Einladung die du bekommen hast...« bat er mit höflicher, nicht drängender Stimme.

Rob sah zu dem geöffneten, goldenen Briefumschlag auf seinem Schreibtisch und seufzte.
Er hatte sie gelesen aber noch nicht zugesagt.

»Eine Einladung zu einer kleinen Party von Freunden meiner Eltern. Der Sohn dieser Familie feiert seinen 21. Geburtstag und man hielt es wohl für angemessen, mich auch einzuladen, da wir etwa das gleiche Alter haben. Aber ich weiß nicht so recht...« murmelte er unsicher.

»Kennst du den jungen Mann denn?«

Rob zuckte mit den Schultern.
»Von früher nur. Keine gute Bekanntschaft, doch ich weiß, dass es besonders meine Mutter erheitern würde, wenn ich dort hin gehe. Sie will, dass ich Kontakte knüpfe.«

Dr. Donakow nickte verständnisvoll.
»Ich verstehe. Welche Gefühle halten dich davon ab dorthin zu gehen?«

Rob blickte nachdenklich in den blauen Mittagshimmel.

»Angst. Vor den vielen Menschen die mich betrachten, als wäre ich ein seltenes Tier. Angst davor, was passiert, wenn ich die Kontrolle verliere.
Wut, weil ich mich nicht kontrollieren kann.
Trauer, dass ich nicht hingehen kann, weil ich zu große Angst habe...«

Sein Psychologe nickte.
»Ich verstehe...aber du musst deine Angst überwinden, deshalb bin ich hier.«

Rob nuschelte Worte der Zustimmung und sah zur Seite.

»Wie wäre es, wenn du nur kurz bleibst. Oder dich am Rand aufhälst, Zugang zu frischer Luft hast. Dann wäre das ganze erträglicher. Und falls es gar nicht mehr geht, dann verschwindest du.« schlug er vor und Rob dachte darüber nach.

»Vielleicht...mal sehen...« nuschelte Rob unsicher.
Momentan wollte er bloß in Ruhe an Simon denken, ohne, dass jemand ihm Druck machte, sich einer sozialen Situation auszusetzen.

Dr. Donakow stand auf und lächelte, er schien zu wissen, dass sie nicht weiterkamen.
»Ich hoffe das nächste Mal sind wir noch einen Schritt weiter. Es läuft gut.« sagte er und nahm seine Tasche.
»Einen schönen Tag noch, Robert.«

Rob verabschiedete ihn und lächelte.
Er mochte diesen Mann irgendwie, er war der einzige, mit dem er über seine Gefühle reden konnte, ohne viel sagen zu müssen.

Nun saß er auf seinem Bett und dachte nach, über die Worte von seinem Psychologen und wie er das Problem lösen könnte.

Er musste dafür Sorgen, dass Simon kein Fremder war, dann würde er Jenna wenigstens ein wenig den Wind aus den Segeln nehmen.

Er griff schnell nach seinem Handy, als ihm eine Idee kam.

Sofort schrieb er Simon eine Nachricht, gespannt, was er davon halten würde.

Rob [12:27 Uhr]: Hey Simon, kannst du so bald wie möglich herkommen und einen Rucksack mitbringen? Ich habe einen Plan.

Rob schickte sie ab, sah aber nur zwei graue Haken und seufzte.
Es hatte ja Zeit.

Eigentlich wusste er wenig über den Tagesablauf von Simon, nur dass er nicht viel Tat außer Stehlen und ab und zu in dieser einen Kneipe helfen.

Sein Blick wanderte zum in der Mittagssonne glitzernden Meer, nachdenklich betrachtete er die blauen Wellen.

Ob Simon gerade am Strand war, fragte er sich.
Oder ob er vielleicht an Wänden hochkletterte und über Dächer sprang...

Dieser Junge war so faszinierend für ihn, so anders, dass er ihn nur lieben konnte.

Wenn er doch nur den Mut hätte es ihm zu sagen.

Doch der Mut fehlte ihm für so viele Dinge, seine Gefühle zu zeigen war eine der schwersten Sachen für ihn.

Er sah noch lange vom Balkon die Landschaft an, fragte sich, ob es nicht zu spät war, um sich jetzt noch zu ändern.

Er war natürlich nicht alt, doch als junger Mensch hatte er schon viel mit der Psyche zu kämpfen gehabt.

Irgendwann kam die Frage auf, ob es nicht zu spät für Veränderungen war.

Doch ändern konnte man sich immer.

Besonders, wenn es jemanden gab, für den sich das lohnte.

Tja, was hat Rob nur vor? Und was macht Simon dieser Schlingel schon wieder?

Thief-The Cat Burglar || CrispyWill [Beendet]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt