F I V E

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Das unsanfte Geräusch meiner Uhr riss mich aus meinem verdammt entspannten Schlaf. Man kann man bei diesem Ding den Weckruf ändern oder so?! Nachdem ich gefühlte Stunden damit verbracht hatte, herauszufinden, wie das blöde Ding aufhört diesen komischen Ton zu machen, versuchte ich mich erst einmal aufzurappeln. Ich saß nun also senkrecht auf den Klamotten, bevor ich mich drauf und dran machte den bunten Haufen nach etwas Anziehbaren zu durchsuchen. Schließlich zog ich mir eine dunkle Röhrenjeans mit einigen Löchern und ein dunkelrotes T-Shirt mit der Aufschrift:
,I want to ki_ _  you - options may vary'
an und quälte mich dazu aufzustehen. Ich ging ins Bad und sah mich erst einmal im Spiegel an. Ich hatte schwarz unterlaufene Augenringe und insgesamt sah ich mehr nach Leiche aus als nach Mensch. Meine Haut war irgendwie blassblau gefärbt. Ich hätte glaube ich die Heizung anstellen sollen, bevor ich schlafen ging-sonderlich warm war der Boden nicht. Ich warf mir kaltes Wasser ins Gesicht, nachdem ich mir die Zähne-mit der mitgebrachten Zahnbürste-geputzt hatte, in der Hoffnung, dass ich nach einer Ladung Wasser, von den Toten auferstehen wurde. Zu meinen Bedauern hatte es nur bewirkt, dass ich jetzt endgültig wach war. Ich schnappte mir meinen Rucksack und zog meine Sneakers an. Meine Morgenroutine mit dem ganzen Waffenzeugs erspar ich euch heute mal-ich hatte nur 3 Messer eingesteckt. Was soll denn in einer Schule schon großartig passieren? ,Vielleicht wird dein bester Freund umgebracht und noch weitere Mitschüler. Sie könnten alle sterben nur wegen dir und du müsstest sofort fliehen-ohne deinen Lehrern oder anderen Mitschülern zu helfen-nur, dass du überlebst.' Ich schüttelte energisch den Kopf, um die Worte meiner inneren Stimme zu vertreiben. Ich hatte vieles in meinem Leben bereut und doch hatte ich deswegen nich nicht eine Träne vergossen. Sie hatte recht, es konnte viel passieren, aber vermeintlich-hoffentlich-nicht hier.

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Die Busfahrt dauerte nicht allzu lange. Der gelbe Schulbus war auch kurz nachdem ich an der Bushaltestelle ankam, vorgefahren. Der Bus war noch fast leer. Hier waren nur einige wenige Schüler. Vermutlich fahren viele mit dem späteren Bus-ich musste ja heute früher an der Schule sein-oder es fahren viele mit Autos. ,Bloß keine Gefühle zeigen', ermahnte ich mich selbst, eher ich aus dem Bus ausstieg und meinen Weg zum Eingang, vorbei an dem Springbrunnen und unter den wenigen Blicken der Schüler fortsetzte. Ich merkte die musternden Blicke, wie einen brennenden Stich an meinem Körper, doch sobald ich mich nach einem der Schüler umdrehte, schauten diese schnell auf ihre Schuhe oder in die Weltgeschichte. Und so setzte ich einfach einen Fuß vor den anderen, bis ich im Gebäude angelangt war. Ich drehte mich einmal um mich selbst und versuchte das Sekretariat ausfindig zu machen. Damnit die Schule war groß... Ich ging einfach mal an den royalblauen Spinden entlang, bis ich zu einer Zweigung der Gänge kam. Der Boden war aus Marmorplatten und es hallte ein wenig bei jedem meiner Schritte. Die Wände waren schlicht und einfach weiß, alles in allem ein ganz guter Eindruck. Nachdem ich ein paar Wegweiser-in Form von Schildern-in die Richtung ,Sekretariat' gefolgt war, fand ich mich auch gleich in diesem wider. Der Tresen war ebenfalls in dem Blau der Spinde gefärbt und hinter diesem saß eine ältere Frau. Sie hatte ihre grau-weißen Haare in einem tiefen Dutt gebunden und starrte durch ihre Lesebrille auf den Bildschirm des Computers vor ihr. Unschlüssig was ich tun sollte räusperte ich mich. „Oh, guten Morgen, du musst Tess sein", begrüßte mich die überraschen nette Dame. Waren Sekretärinnen nicht immer aufs Übelste unfreundlich? „Ja genau, die einzig Wahre. Ich sollte früher hier her kommen, um meinen Stundenplan zu erhalten und um ein bisschen herumgeführt zu werden.", antwortete ich ihr. „Richtig", sie schaute auf den Tisch vor sich auf dem einige Blätter liegen. „Hier ist dein Stundenplan. Du hast heute als erstes Sportunterricht. Hast du Sportsachen mitgenommen?" „Uhm, nein", ich freute mich auf Sport, aber hätte mir man nicht früher sagen können, dass ich jetzt sofort Sport hatte?! Sie sah mich entschuldigend an und meinte dann: „Wir hätten eine Fundkiste, wir können ja mal schauen, ob da etwas dabei wäre." Ohne auf eine Antwort zu warten ließ sie mich alleine, als sie durch die Tür in den Gang ging. Ich schätze sie geht in ein anderes Zimmer oder so, um die Kiste zu holen oder sollte ich ihr folgen? Nein, das hätte sie gesagt. Also schaute ich mir meinen Stundenplan genauer an. Heute stand auf meinem Plan: Sport und Mathe, sowie Erdkunde. Danach hatte ich eh aus, weil es mein erster Tag war. Warum man dann früher Schluss hatte, fragte ich mich auch schon. Nach Erdkunde hätte ich noch eine Doppelstunde Physik. Ich war heilfroh darüber, dass mir das für heute erspart bleiben würde. „So hier. Schau dir mal die Sachen durch. Danach zeig ich dir, wo du die Sporthalle findest und den Rest findest du dann selbst.", sie stoppte kurz, um auf eine Reaktion meinerseits zu warten, die jedoch nicht kam. „Ansonsten gibt es bestimmt jemanden, der dir hilft", fügte sie schließlich vorsichtig hinzu. Ich nickte nur trocken und mein Blick fiel auf die Klamotten vor mir. Ich wühlte etwas in dem Karton herum, eher ich ein schwarzes Crop Top und eine graue Leggins herausnahm. Basic eben...

F.R.E.A.KWo Geschichten leben. Entdecke jetzt