Kapitel neunzehn.

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Irinas P.O.V

„Hi Iri, ich bin es Elena“, höre ich eine Stimme sagen. Ich atme tief aus, zum Glück Elena. „Hey“, sage ich und fahre dann weiter, „warum rufst du an?“ Sie erklärt mir, dass wir uns doch in der Bar beim Camp Nou gesehen hatten und gesagt hatten, dass wir was machen würden. Ich freue mich sehr, dass sie anruft und mich sehr von meiner Situation ablenkt. Wir einigen uns schließlich, dass sie in zwei Tagen zu mir kommt und hier zu Abend isst. Wir reden noch einige Zeit weiter und ich erzähle ihr von Boris, auch von der Situation mit Ney. Sie gibt mir Tipps und redet positiv auf mich ein.

Nach dem Telefonat entschließe ich mich nicht mehr zu lesen und mich auch schlafen zu legen. Ich mache mich auf den Weg ins Badezimmer; schminke mich ab, putze meine Zähne und binde meine Haare zu einem Zopf. Dann gehe ich in mein Zimmer und ziehe mein Pyjama an. Anschließend lege ich mich ins Bett, stecke mein Handy ein und schalte das Licht aus.

Ich sitze schon im Bus auf dem Weg zu Neymar. Ich habe mit Boris gefrühstückt und anschließend meine Sachen für die Uni gepackt, dass ich nach meinem Ausflug direkt dorthin gehen kann. Kurz darauf hält der Bus schon, ich steige aus und mache mich auf den Weg zu Neys Haus. Ich sehe mich etwas um, aber um diese Uhrzeit ist anscheinend in diesem Quartier niemand wach. Es ist nun genau 8.00 Uhr. Meine Vorlesung beginnt um 9.30 und ich weiß, dass Ney auch um diese Zeit herum Training hat.

Nun bin ich bei seinem Haus. Ich nehme tief Luft, gehe den Weg zur Tür hoch und klingle. Die Tür geht auf und ich sehe Rafas Gesicht vor mir. „Oi Irina“, begrüßt sie mich auf portugiesisch und umarmt mich. Sie wirkt noch etwas verschlafen, ist aber aufgestellt wie immer. „Es freut mich sehr dich zu sehen, aber ich denke du bist nicht wegen mir hier“, sagt sie und tut so als wäre sie traurig. „Ich muss dich enttäuschen“, sage ich kopfschüttelnd und lächle leicht. „Ich hole ihn, komm rein“, sagt sie mit einem Grinsen und geht in Richtung Wohnzimmer. Ich gehe ins Haus und schließe die Tür hinter mir. Ich sehe kurz auf mein Handy um die Zeit zu checken und als ich aufsehe steht er mit verschränkten Armen vor mir. „Irina“, sagt er ernst. Er steht etwa einen Meter von mir weg, trägt nur eine Shorts und seine Haare sind von einer Snapback verdeckt. Wie immer sieht er unglaublich aus, ich muss mich zusammennehmen, dass ich etwas sage und ihn nicht einfach anstarre.

„Neymar“, beginne ich schließlich, „das erste was ich möchte ist das du mir nur ganz kurz zuhörst, dann darfst du all deine Wut raus lassen.“ Er nickt. „Was du gestern gesehen hast und was du dazu gedacht hast, ist ganz falsch. Der Junge mit dem ich gelernt habe ist mein neuer Mitbewohner. Mein bester Unifreund Leandro, kennt ihn und er wohnt bei mir bis er eine neue Unterkunft gefunden hat“, erzähle ich ihm alles und versuche meine zittrige Stimmer so gut wie möglich zu unterdrücken. Er sagt erst nichts, was quälend ist. „Aha“, sagt er nach gefühlt ewigem Schweigen, „das soll ich dir jetzt glauben.“ Er zieht eine Augenbraue hoch. „Ja. Das einzige was ich dir anbieten kann ist, dass du nach dem Training in unsere Wohnung kommst“, sage ich mit immer noch zittriger Stimme. Seine Miene entspannt sich etwas und er sieht mich etwas traurig an. „Oh, docinha“, sagt er dann und kommt auf mich zu. Kurzdarauf bin ich schon von seinen Armen umschlossen. „Ich halte es nicht aus dich so zu sehen“, sagt er und legt sein Kinn auf meinen Kopf. „Ich verzeihe dir noch nicht 100% aber, dass du hier her gekommen bist ist ein Anfang.“ Mir fällt ein riesiger Stein von Herzen. „Wie wäre es wenn du zum Mittagessen kommst?“, frage ich ihn nachdem er mich losgelassen hat. Er nickt. „Ich muss jetzt auch los, habe eine Vorlesung“, sage ich darauf. Er nickt erneut. „Alles klar, man sieht sich.“ Nun nicke ich und verlasse sein Haus.

Es ist nun vier Stunden her seit ich Neys Haus verlassen habe. Ich habe es gerade noch pünktlich zur Vorlesung geschafft. Nun bin ich wieder im Bus, dieses Mal mit Boris denn wir fahren in die Stadt um einkaufen zu gehen. Während der Vorlesung habe ich mich gelangweilt, Boris und Leandro sind an einem ganz anderen Platz gesessen als ich und so war ich ziemlich allein. „Müssen wir hier raus?“, fragt Boris auf einmal und reißt mich aus meinen Gedanken. „Oh ja“, sage ich etwas erschrocken und hüpfe von meinem Sitz auf und verlasse den Bus, er folgt mir.

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