Kapitel 5

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Manu interessierte sich ganz offensichtlich für Musik und Tontechnik, das hatten mir seine leuchtenden Augen verraten, während er geredet hatte. Doch was sollte der plötzliche Aufbruch? Sich ein Bisschen über Hobbys auszutauschen war doch unter Zimmernachbarn normal oder nicht? Und dass er Musik mochte war jetzt auch nichts besonders Privates, für das er sich hätte schämen müssen, im Gegenteil, dieses Interesse teilte ich sogar mit ihm.

Obwohl mir der Appetit vergangen war, aß ich mein Brötchen auf und schüttete den Rest Kakao hinterher, dann stand ich auf, schob mein Tablett in den Geschirrwagen und trottete aus der Kantine. Es waren noch gut fünfzehn Minuten bis Unterrichtsbeginn also ging ich in unser Zimmer, packte schnell alles was ich brauchte in meine Schultasche, warf mir diese über die Schulter und beeilte mich, zu unserem Klassenzimmer zu finden.

Im richtigen Gang angekommen sah ich schon, dass Manu an der Wand vor mir lehnte. Er ging also offensichtlich auch in meine Klasse und da ich mir schon fest vorgenommen hatte, mich irgendwie doch noch mit ihm anzufreunden, oder ihn wenigstens besser kennen zu lernen, fragte ich, ohne groß zu zögern: „Hey Manu, hast du schon jemanden, neben den du dich setzt? Also ich will mich nicht aufdrängen aber wir können doch wenigstens versuchen, Freunde oder so zu sein, immerhin wohnen wir das ganze Jahr lang zusammen in einem Zimmer.

"Der Größere verdrehte die Augen und antwortete: „Normalerweise sitze ich alleine. Meinetwegen setz dich neben mich aber wehe du bist einer von diesen Menschen, die die ganze Zeit mit einem reden. Ich hab keine Lust auf lernen, deswegen will ich den Unterricht mit bekommen. Und das mit der Freundschaft wird, fürchte ich, nichts. Du siehst schon noch, was du davon hast, wenn du dich mit mir abgibst."

"Damit komme ich schon klar", antwortete ich lächelnd, „ich muss mich ja nicht mit allen verstehen. Mir reicht es schon, wenn ich ein, zwei gute Freunde habe." „Kann es sein, dass du keine Ahnung von Jugendlichen hast?", platzte es aus Manu heraus und ich konnte in seinen Augen sehen, dass er den Satz am liebsten sofort wieder zurückgenommen hätte, doch jetzt war er ausgesprochen, hing zwischen uns in der Luft und ich wusste nicht recht, wie ich darauf reagieren sollte. Und noch bevor ich mir eine anständige Antwort überlegen konnte, betraten weitere Schüler den Gang und Manu drehte sich von mir weg, um sich mit dem Rücken wieder an die Wand zu lehnen.

Wie ein begossener Pudel blieb ich stehen wo ich war und wartete auf den Lehrer, den wir in der ersten Stunde haben würden. Rewi kreuzte mit einem Freund zusammen auf und entschuldigte sich bei mir dafür, dass er Felix schon versprochen hatte, sich neben ihn zu setzen, doch ich war insgeheim ganz froh darum, einen guten Grund zu haben, Manu auch im Unterricht nahe zu sein. Je mehr ich mit ihm redete, desto mehr hatte ich das Gefühl, dass er irgendetwas vor mir verbarg. Und wenn ich ihn dazu brachte, sich mir anzuvertrauen, würde das vielleicht endlich das Eis brechen.

Kürbistumor Fanfiction - NachteuleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt