Kapitel 21

262 36 4
                                    

Als mich am nächsten Morgen der unangenehme Ton meines Handyweckers aus dem Schlaf riss, legte sich sofort ein Lächeln auf meine Lippen, bei dem Gedanken daran, was gestern Abend passiert war. Manu, der neben mir gerade aufwachte und sich streckte gab ein unglaublich niedliches Geräusch von sich und sofort begann mein Bauch wieder, glücklich zu kribbeln. Ich war mir immer sicher gewesen, dass die Autoren von Liebesgeschichten komplett übertrieben, wenn sie dieses explosionsartige Glücksgefühl beschrieben, dass sich im Körper ausbreitete, wenn man jemanden küsste oder wie jetzt neben ihm aufwachte, aber es entsprach voll und ganz der Wahrheit - ich kam mir tatsächlich so vor, als hätte ich Schmetterlinge im Bauch.

Gemeinsam standen wir auf, machten uns fertig und gingen zusammen nach unten zur Mensa. Sie hatte gerade erst geöffnet, doch es standen bereits einige Leute an, also reihten wir uns in die Warteschlange ein und unterhielten uns beim Warten. Da wir beide noch recht müde waren, gab es immer mal wieder längere Gesprächspausen, doch mir fiel auf, dass die Stille nicht mehr unangenehm war, sondern einfach dazu gehörte. Wieder etwas, von dem ich nie gedacht hatte, dass es tatsächlich stimmen würde, doch wenn man sich gut genug kannte, war die Stille etwas Wundervolles und nichts Peinliches mehr und das genoss ich sehr.

Nachdem wir gefrühstückt hatten, holten Manu und ich gemeinsam unsere Sachen und machten uns auf den Weg zum Klassenzimmer. Irgendwie wirkte der Morgen überhaupt nicht wie ein typischer Montag, ich war unglaublich motiviert und jede zufällige Berührung, jeder Augenkontakt mit Manu ließ mich lächeln.

Auch während den Unterrichtsstunden blieb dieses Hochgefühl, und ich merkte schon während der einen Biologiestunde, dass ich lieber Manu als Rewi neben mir hätte. In Mathe war es dann allerdings komplett um mich geschehen, als Manu mir, während ich gerade nicht hin sah, ein kleines Herzchen ins Heft malte. So kannte ich ihn überhaupt nicht. Im Unterricht war er normalerweise komplett konzentriert, sprach außer bei Partnerarbeiten kaum ein Wort mit mir, machte mit, meldete und konzentrierte sich und verhielt sich rundum vorbildlich, aber auch distanziert.

Und plötzlich war er wie ausgewechselt - er wirkte schneller abgelenkt, unterhielt sich Flüsterton mit mir, meldete sich nicht mehr ganz so oft und seine Hefteinträge waren etwas unordentlicher geworden. Doch vor allem fiel mir auf, dass er viel öfter lächelte. Wenn er mich ansah, wenn jemand anderes einen Witz machte, wenn ihm selbst ein Fehler unterlief. Früher hatte er das alles mit eiserner Mine hingenommen, doch jetzt schlich sich schnell mal ein Grinsen auf sein Gesicht und das machte mich wirklich glücklich. Vielleicht würde er es nach so langer Zeit doch noch schaffen, sich ein wenig zu öffnen.

Den Nachmittag verbrachten wir damit, gemeinsam Hausaufgaben zu machen und danach zu zocken. Eigentlich hatte sich nicht wirklich viel daran geändert, wie wir miteinander umgingen und doch war es ein völlig anderes Gefühl, das mich durcheinander brachte. Ich musste mir eingestehen, dass ich immer noch nicht ganz verstand, wie Manu es geschafft hatte, meine gesamte Gefühlswelt so sehr auf den Kopf zu stellen, doch es machte mich unglaublich glücklich, also war ich dankbar für alles was zwischen uns passiert war.

Kürbistumor Fanfiction - NachteuleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt