Kapitel 9

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Ich öffne langsam meine Augen. Ich liege auf einem Tisch und ich setze mich auf, bevor ich auf mein Bein hinabblicke. Meine Lieblingshose ist ruiniert. Sie ist ab der Mitte meines Oberschenkels abgeschnitten und der Rest meines Beines wurde verbunden. Ich sehe meine Schuhe neben der Tür an, auf denen Blutspritzer sind. Ich atme tief ein, bevor ich meine Mütze abnehme, sie auf den Sessel werfe und meinen Hoodie ausziehe, weil ich nicht weiss, was ich sonst tun soll.

Es klopft leise an der Tür und ich schaue auf, als ein bestimmter blonder Junge den Raum betritt, der mein Herz etwas höher schlagen lässt. Ich sehe ihm dabei zu, wie er die Tür schliesst sich dagegen lehnt und wir uns eine Weile anstarren.

"Wie geht es dir?" Fragt er nach einer Weile und ich atme erneut tief ein. "Ich fühle mich..." Ich schliesse den Mund, nicht sicher, was ich sagen soll.

"Als ob ich eine neue Jeans brauche." Sage ich nickend, bevor ich den Kopf hebe und ihn angrinse.

"Du musst mir nichts vormachen." Sagt er und mein Grinsen verschwindet. Ich sehe auf meine blutbefleckte Socke, die eigentlich weiss war, während ich das Bild dieses Rehs nicht aus dem Kopf bekomme. "Das Reh, es... es war überall." Flüstere ich leise und sehe nach unten, damit meine Haare wie ein Vorhang mein Gesicht verstecken. Ich bereue es zutiefst, das ich meine Mütze quer durch den Raum geworfen habe. Ich schliesse die Augen und atme unregelmässig, während ich Schritte auf mich zu kommen höre. Ich spanne mich leicht an, als ich etwas auf meinem Kopf spüre. Ich öffne meine Augen und taste mit meiner Hand den Stoff an meinem Kopf ab und merke, dass es meine Mütze ist. Ich ziehe sie schnell an, atme tief durch und lege mein Kinn auf mein nicht verletzten Knie. Ich sitze schweigend da und sehe Jasper nicht an, aber ich bin mir sicher, dass er meine schnellen Atemzüge und meinen wilden, unregelmässigen Herzschlag hören kann.

"M- mein Vater...", ich verstumme und drücke meine Augen zu.

"Er wurde von einem Lastwagen überfahren, als ich klein war." Ich schüttle leicht den Kopf, als ob ich so auch die Erinnerungen an diesen Tag verdrängen könnte.
"Wie klein?" Fragt er und ich atme tief aus. Die meisten Leute sagen nur, dass es ihnen leid tut. "Ich war sieben." Antworte ich leise, bevor ich meinen Blick hebe und ihn ansehe.

"Und deine Mutter?" Fragt er und ich verspüre einen Stich in meiner Brust. "Sie ist grossartig." Lüge ich. "Vermisst sie ihn denn nicht?"

"Doch tut sie! Mom, sie... sie vermisst ihn sehr." Ich nicke und schaue auf den Boden.

Mom hat Dad vermisst, ich weiss, dass sie das getan hat, deshalb hat sie angefangen zu trinken. Jetzt? Jetzt denke ich, dass sie trinkt, weil sie nicht aufhören kann.

"Ihr geht es besser, sie-" Ich unterbreche mich selber, da ich einfach nicht mehr die Kraft habe, darüber zu lügen.

"Sie... ihr geht es nicht gut." Ich atme aus und fahre mit mit der Hand übers Gesicht. "Ich hätte dir das nicht sagen sollen." Ich lache leicht, dass sich schnell in ein schluchzen verwandelt, bevor ich mich vom Tisch abstosse. "Nicht-", beginnt Jasper, aber es war zu spät. Ich spüre, wie seine Arme sich um meine Hüften legen, damit ich nicht falle. Ich drücke ihn leicht von mir, bevor ich mein Gewicht auf mein gesundes Bein lege und mir die Tränen aus dem Gesicht wische.

"Ich sollte mich bei deinen Vater bedanken... danach sollte ich gehen." Jasper nickt und geht zur Tür.

"Ich werde ihn holen. Er muss mit dir noch über deine Verletzung sprechen." Sagt er ruhig und ich nicke, während ich mich am Tisch abstütze.

"Okay, danke." 

Before We Were Us ○ Jasper Hale 2 (German Translation)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt