Film Set and feelings

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„Und es ist wirklich Okey, dass ich mitkomme." Genervt schnaubt Paul neben mir. „Jaha. Und jetzt komm!" Ergeben lasse ich mich von dem Polizisten zum Filmset von 'Auf Streife' zerren und unterlasse jeglichen Versuch ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Seit ich Sonntag Abend geäußert habe, dass es bestimmt viel Spaß am Set macht, bearbeitet er mich, damit ich mich ihnen anschließe. Also schleppt er mich gleich am Dienstag zum ersten Termin.
„Morgen. Ich habe heute eine Kollegin mitgebracht, die willens ist, mitzumachen." Ich will schon mein Veto einlegen und widersprechen, dass ich definitiv nicht freiwillig hier bin, da bringt mich der schwarzhaarige auch schon mit einer Geste zum Schweigen. Beleidigt ziehe ich eine Schnute und warte ab, bis der Manager verlauten lässt, ich könnte heute am Set mit Paul ein Team bilden. Überfordert schmeiße ich die Hände in die Luft. „Ich hab doch überhaupt keine Ahnung was ich machen soll." Beschwichtigend legt Paul mir eine Hand auf die Schulter. „Das ist ganz einfach. Mach deinen Job und gut is." Ich bin immer noch minder überzeugt, als ich mich ans Set begebe und die erste Szene gedreht wird. Tatsächlich macht es Spaß und es ist wesentlich entspannter als der normale Außendienst. „Ich muss sagen, es ist wirklich lustig." Ein Grinsen schleicht sich auf Pauls Gesicht, weil ich ihm leider zugestehen muss, dass er völlig recht damit hatte, dass es auch mir gefallen würde. Ich versuche krampfhaft mir einen Kommentar zu verkneifen, als sich eine Hand auf meine Schulter legt. „Hey." Ich muss mich nicht umdrehen, sondern erkenne allein am Klang seiner Stimme, wer hinter mir steht. Wahrscheinlich hätte ich es auch gewusst, wenn er nichts gesagt hätte, denn seine Berührung jagt mir Blitze durch den Körper und übersäht ihn mit einer verräterischen Gänsehaut. „Seit wann bist du auch vor der Kamera tätig?" Etwas verunsichert rutsche ich zur Seite, um Alex Platz zu machen, damit er sich zu uns auf die Bank setzen kann. „Äh. Seit heute. Und ich finds zugegebenermaßen lustig." Verstehend nickt der Mediziner. „Warum machst du nicht mal bei uns mit?" Überlegend ziehe ich die Stirn kraus, komme aber zu keinem Schluss. „Keine Ahnung. Könnte ich eigentlich mal machen." Ein sichtlich erfreutes Lächeln schleicht sich auf sein Gesicht, als er sich von der Bank erhebt. „Cool. In zwei Stunden fängt unsere Dreh am Frühlinger See an. Komm vorbei wenn du magst." Mir den Worten verschwindet er in Richtung seines Autos und fährt weg. Seufzend schaue ich dem Wagen hinterher, bevor ich mich wieder dem Kölner gegenüber zuwende. Als ich das wissende Grinsend auf den Lippen des Polizisten erkenne, ziehe ich die Stirn kraus. „Was ist los?" Sein Grinsen wird, wenn überhaupt möglich, noch größer. „Ihr zwei schleicht umeinander, wie Katz und Maus, traut euch aber nicht miteinander zu reden." Niedergeschlagen lasse ich die Schultern hängen und lege den Kopf auf dem Tisch ab. „Was soll ich ihm denn sagen. Oh, hey Alex. Du, ich hab mich in dich verliebt. Was machen wir jetzt?" Jammere ich verzweifelt. Flehend schaue ich mein Gegenüber an und hoffe, dass er mir eine seiner glorreichen Ideen kundtut. Bevor er aber antworten kann, werden wir von der Regie unterbrochen und zum Set gebeten.
Nach einer weiteren Stunde ist der Dreh zu ende, woraufhin ich zu meinem Auto haste, um zum Frühlinger See zu kommen.
Zwanzig Minuten später komme ich an jenem Badesee an und treffe schon auf das Kamerateam, sowie Alex, Franco und Nick. „Hey. Bin ich zu spät?" Lächelnd schüttelt der Notarzt den Kopf und zieht mich in eine kurze Umarmung. Ich genieße das wohlige Gefühl und das Kribbeln, welches meinen Körper durchzieht, bevor ich mich von ihm löse und die anderen begrüße. „Was muss ich denn machen?" Wende ich mich an die Regieführung. „Du bist heute als Gast am See, dann siehst du wie eine junge Dame zu ertrinken droht und hilfst ihr." Nickend nehme ich meine Position ein, nachdem ich mir einen Bikini angezogen habe.
Nach weiteren vier Stunden ist auch dieser Dreh beendet und ich ziehe mich wieder an. „Gehen wir noch was trinken?" Tönts hinter mir. Nach kurzem Überlegen stimme ich schließlich zu und verabrede mich mit den Kollegen im Räucherstübchen, einer Kneipe ungefähr zehn Minuten von hier. Ungefähr eine halbe Stunde später treffe ich in besagter Kneipe ein. Ich habe eine weiße gelöcherte Jeans und ein Top, sowie einen gestreiften Pullover gewählt. Dazu habe ich mir meine hautfarbenen Loubutins angezogen.
„Hey. Bin ich die letzte?" Fragend schaue ich in die Runde und zähle lautlos die Köpfe der Anwesenden. „Ne. Du bist nicht die letzte. Phil fehlt noch." Schmunzelnd lasse ich mich, so unauffällig wie möglich, neben Alex fallen, wofür ich ein wissendes Grinsen von Paul ernte. Ertappt blicke ich zur Seite, um Pauls Grinsen zu entgehen. Stirnrunzelnd lässt Alex seinen Blick zwischen Paul und mir hin und her schweifen. „Was ist los?" Peinlich berührt lasse ich meinen Kopf auf seine Schulter fallen. „Nichts." Ich nuschle irgendwelche Ausflüchte, um von dem Thema abzulenken.
Um 21 Uhr verlassen wir die Kneipe und begeben uns auf den Heimweg. „Gehen wir noch ne Runde." Mit dem Kopf zeigt der Notarzt auf den kleinen Park in der Nähe. Das riesige Grinsen, welches sich auf mein Gesicht schleicht, kann ich nicht unterdrücken. „Ja. Klar." Ich sehe, wie aus Alex Gesicht die Anspannung fällt und sich, auch bei ihm, ein seliges Lächeln auf seine Lippen schleicht. Sachte greift er nach meiner Hand, als wir die ersten hundert Meeter hinter uns gebracht haben. Schmunzelnd verschlinge ich unsere Hände ineinander und lächle zu ihm hinauf. Von ihm erhalte ich das schönste Lachen, das ich jemals gesehen habe. Er strahlt, wie die Sonne und seine Augen leuchten wie Sterne am Himmel, in denen ich für immer versinken könnte. Es kommt mir vor wie Stunden, doch sind es nur Minuten, die wir uns still in die Augen schauen und stehen bleiben. Langsam bewegt der Arzt seine Lippen näher an meine. Ich schließe erwartend die Augen und genieße das warme und wohlige Gefühl, das meinen Körper durchströmt, als unsere Lippen sich treffen. Sachte, erst vorsichtig und forschend, bewegen sich unsere Lippen im Takt und ich schlinge meine Hände um seinen Nacken. Die Minuten verfliegen und ich habe das Gefühl in einer Seifenblase aus puren Glück zu schweben. Die Wärme in meiner Brust verstärkt sich, als Alex den Kuss löst und seine strahlenden Augen die meinen gefangen halten. „Deine Augen sind wunderschön." Alex Stimme klingt sanft und weich. Ich kann nicht verhindern, dass eine leichte Röte meine Hals, bis in meine Wangen kriecht. „Du bist süß, wenn du rot wirst." Ich verstecke mich an seiner Schulter, weil ich merke, dass mein Gesicht nur noch heißer geworden ist. Schmunzelnd ergreift der schwarzhaarige meine Hand und dirigiert mich weiter in den Park.

Coming home on the runWo Geschichten leben. Entdecke jetzt