The chioces me make, will define our story

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Doch bin ich mir sicher, er ist sich der Tragweite meiner Taten nicht bewusst. „Ich habe auf Menschen geschossen, sie erschossen. Ich bin grausam und kaltblütig." Langsam lasse ich mich auf den Boden gleiten. Meine Wunde Schmerzt und ich bin ausgelaugt. Dennoch muss ich mir wirklich sicher sein, dass er mich akzeptiert, so ist es an der Zeit ihm mein perfekt gehütetes Geheimnis anzuvertrauen. „Ich habe viele Narben, Alex. Sehr viele. Die größte jedoch geht mitten durch mein Herz." Ich kann förmlich das Entsetzen in seinen Augen sehen und weiß, dass er sich fragst wie es möglich ist, so etwas zu überleben. „Ich habe meinen Bruder verloren. Ich musste zusehen wie er stirbt und konnte ihm nicht helfen. Er wurde direkt neben mir niedergeschossen, als wir unter Beschuss standen. Ich konnte ihm nicht helfen. Ich musste ihn sterben lassen. Es fühlt sich an, als hätte ich ihn umgebracht." Mit verquollenen Augen starre ich ins leere. „Ich konnte nicht mehr tun, als ihm die quälenden letzten Minuten mit Anekdoten aus unserer Kindheit zu verschönern und warten bis er sein Leben aushaucht. Seine letzte Worte werde ich nie vergessen. Werde glücklich. Ich hab dich lieb, meine Kleine." Weinend kralle ich mich in Alexanders Shirt fest, als er sich zu mir kniet und mich behutsam in seine Arme schießt. Die Emotionen stürzen auf mich ein wie Wellen bei einem Sturm, die mich zu ertränken drohen, doch solange ich bei Alex bin gehe ich nicht unter, denn er ist mein Fels in der Brandung. Schleichend erkenne ich, dass ich endlich glücklich bin, dass ich seit ich Alex kenne, mein Leben endlich so verläuft wie ich es mir gewünscht habe. Vorsichtig lege ich meine Lippen auf die seinen und heiße die wohlige Wärme willkommen, die sich, wie ein Kokon, schützend um meinen Körper legt.
Die Stille wird durch den Aufruf zum Boarding unterbrochen. Kurz spiele ich mit dm Gedanken, doch alle Zelte abzubrechen und zu gehen, doch erkenne ich, dass das hier mein Leben ist. Und so beschließe ich zu bleiben. Auch Alexander spannt sich an und greift panisch nach meiner Hand. Lächelnd lege ich ihm meine andere auf die Wange. „Ich bleibe. Ich liebe dich, Alex." Sanft drücke ich meine Lippen auf seine. „Ich liebe dich auch."
Hand in Hand verlassen wir das Flughafengebäude und begeben uns zu Alex' Auto. Nach zwanzig Minuten treffen wir bei ihm zuhause ein und betreten das gemütliche Haus. „Willst du was trinken?" Mit dem Kopf deutet Alex auf eine Flasche Wasser auf dem Küchentresen. Dankend lehne ich ab und setze mich auf die heimelige Couch. „Wir müssen reden." Seufzend lässt sich der Arzt neben mich fallen und blickt mir geradewegs in die Augen. „Es tut mir leid, dass ich es dir nicht erzählt habe, aber dafür gibt es einen Grund." Ich sehe, wie Alex intervenieren will, doch hält er sich im letzten Moment zurück. Etwas irritiert bin ich schon, jedoch gehe ich nicht weiter darauf ein und fahre fort. „Ich bin vor knapp einem Jahr, genauer gesagt vor einem Jahr und drei Monaten, schon mal zurückgetreten um wollte ein neues Leben starten. Damals in Washington." Ich versuche die aufkeimende Angst zu verdrängen und lehne mich an Alex Schulter. Schützend legt dieser seine Arme um mich und wartet, bis ich weiter rede. „Sie haben mich ziemlich fertig gemacht. Mir unterstellt ich würde Menschen aus Langeweile töten und was für mich das schlimmste war, sie haben mir eingeredet, ich hätte meinen Bruder auf dem Gewissen." Die Erinnerungen stürzten auf mich ein und die Tränen rinnen über meine Wangen. Schluchzend verkrieche ich mich in Alex Armen und warte bis mein Heulkrampf verebbt ist. „Shhh. Du musst nicht weiter reden. Wie wäre es, wenn du jetzt ein Bad nimmst und wir dann zur Wache fahren, damit du deinen Job wieder bekommst." Grinsend drücke ich dem Arzt einen Kuss auf den Mund und verschwinde im angrenzenden Bad. Kurz bevor ich den Türbogen passiert habe, drehe ich mich noch einmal um. „Es tut mir wird schrecklich Leid. Es war nie meine Absicht dich anzulügen oder die wehzutun." Der Scham, wegen meines mangelnden Vertrauens zwingt mich den Kopf zu senken und so haste ich ins Bad und lasse mir das Wasser ein. Schnell entledige ich mich meiner Uniform und lege sie ordentlich auf den Hocker im Bad. Behutsam prüfe ich die Temperatur des Wasser und lasse mich in die Wanne gleiten. Das warme Nass lässt meine Muskeln entspannen, doch meine Gedanken vertreibt es nicht. In meinem Kopf kreist die Frage, ob ich nicht doch besser gegangen wäre.
Eine halbe Stunde später schleiche ich mich nur mit einem Bademantel bekleidet aus dem Bad und schaue mich suchend nach Alex um. Schließlich finde ich ihn in der Küche, wie er nachdenklich am Tresen lehnt und aus dem Fenster starrt. Sofort beschleicht mich das Gefühl, es wäre besser gewesen wenn ich ihn hinter mir gelassen hätte. Mahnend schüttle ich den Kopf und bewege mich langsam auf den Notarzt zu, um ihm nicht zu erschrecken. „Hey. Können wir dann los?" „Sicher."
Vorher husche ich noch ins Schlafzimmer und schmeiße mir noch schnell eine einfache Jeans und ein Shirt, welches ich aus meiner Tasche gefischt habe, über.
Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen stößt sich der Mediziner vom Tresen ab und kommt auf mich zu.
Zehn Minuten, schweigender Fahrt, später hält Alex den Wagen vor der Wache. Langsam steige ich aus und laufe in Richtung der Tür. Sachte klopfe ich an die Scheibe, woraufhin Marc verwirrt aufschaut. Verdutzt hält er inne, als er mich erkennt. Sobald das Surren der Tür ertönt drücke ich sie auf, um in die Wache zu gelangen. Alex direkt hinter mir. Noch immer hat Marc nichts gesagt, sondern geht stumm auf sein Büro zu. Keine Minute später hastet Paul aus dem Raum und schließt mich stürmisch in die Arme. „Oh Gott sei Dank. Wir haben uns solche Sorgen gemacht. Wo warst du!?" Gegen Ende wird der Oberkommissar immer lauter, weshalb ich schuldbewusst das Gesicht verziehe. Noch kurzem Versichern, dass ich ihnen gleich alles erzählen werde, schaue ich kurz bei Klaus im Büro vorbei, bevor ich mich zu den Kollegen in den Aufenthaltsraum setze. Die Tränen fließen, auch wenn ich das Geschehene heute schon ein zweites Mal erzähle, doch Alex ist meine Stütze. Behutsam hat er einen Arm um mich gelegt und gibt mir den Halt, den ich brauche. Die Reaktion meiner Freunde hat mir wieder vor Augen geführt was für wundervolle Menschen sie dich sind. Insgeheim habe ich befürchtet, sie würden mich verstoßen, mich mit anderen Augen sehen, doch so war es nicht. Stumm hat Paul mich in den Arm genommen und mich einfach gehalten. Diese Geste war ein stummes Versprechen, dass sie mich nicht verurteilen, mich sehen wir ich bin und nicht ein Monster.
Nach etwa einer Stunde, in der ich mich über jüngste Ereignisse informiert habe und einige Male ziemlich lachen musste, gesellt sich auch Klaus zu uns. „Willst du deinen Job wieder?" Kurz überlege ich, doch bin ich mir schnell einig. „Ja, aber klar doch!" Lachend lehne ich mich an Alex' starke Brust und genieße das Gefühl, wieder unter den Kollegen zu sein.

Coming home on the runWo Geschichten leben. Entdecke jetzt