Zwei Tage ist es nun her, seit Alex mich geküsst hat und ich ihn seit dem leider nicht mehr gesehen habe. Aber heute ist es soweit, wir haben uns verabredet. Den ganzen Tag bin ich schon nervös, aber die Anspannung erreicht, kurz vor dem Ende meiner Schicht, ihren Höhepunkt. Zum einen habe ich Angst, dass wir noch einen Notruf erhalten und ich dadurch unser Treffen ruiniere, zum anderen fürchte ich mich davor, dass er den Kuss bereut. Hastig drücke ich Paul, der nach mir die Nachtschicht hat, den Autoschlüssel in die Hand, damit die nächste Streife raus muss, wenn der Notruf eingeht. „Immer mit der Ruhe. Ich mach dir dein Date schon nicht kaputt." Beschämt schlage ich die Augenlider nieder. „Es tut mir leid." Seufzend lasse ich mich auf den Stuhl hinter mir fallen. „Hey. Du bist wundervoll. Wenn er dich nicht will, ist er ein Idiot." Sanft legt er mir eine Hand auf mein Knie, nachdem er vor mir in die Hocke gegangen ist. „Du bist ein herzensguter Mensch. Ich kenne niemanden der ehrlicher oder einfühlsamer ist als du." Beschämt schlage ich die Augen nieder. Ich bin nicht ehrlich. Zu niemandem. Ich habe Angst vor der Realität. Sie werden mich hassen. Ob ich ihnen die Wahrheit sage, oder nicht. Dennoch versuche ich mich zu beruhigen und besinne mich innerlich darauf, dass ich ihnen mit meiner Lüge, vieles erspare. Ich verdränge meine Gefühle und konzentriere mich auf das Hier und Jetzt. So, wie ich es schon immer gemacht habe. Wie es ein Soldat macht. Konzentriere dich nicht auf deine Gefühle, sondern auf die Realität, sonst bist du tot. Vielleicht bin ich nicht physisch tot, wenn sie es herausfinden, aber psychisch. Also stelle ich meine Empfindung zurück und widme mich der Wirklichkeit. „Du bist süß, danke." Dankbar gebe ich ihm einen Kuss auf die Wange, bevor ich mich zur Umkleide schleiche und mich umziehe. In meinem Spind hole ich aus der schwarzen Stofftüte ein Sommerkleid. Rosa mit roten und blauen Blumen. Nervös nestle ich am Saum meines Kleides, um mich irgendwie abzulenken. Ich atme tief durch, bevor ich aus der Tür der Umkleide trete und zum Auto gehe. Ich brauche ungefähr zwanzig Minuten zu Alex' Haus. Meine Hände zittern leicht, als ich die Klingel betätige. Keine Sekunde später wird mir die Türe geöffnet und ein strahlender Alex steht vor mir. Seine Augen leuchten wie Sterne am Nachthimmel, in denen ich mich sofort verliere. Langsam folge ich ihm ins Haus und verschränke meine Hand mit seiner. Im Esszimmer staune ich über den romantisch gedeckten Tisch. „Wow. Das ist so schön." Seufzend lehne ich mich an die Schulter des Arztes und kuschle mich in seine Arme. Die anfängliche Anspannung ist dem wohlig warmen Gefühl der tiefen Geborgenheit gewichen. Lächelnd setze ich mich auf den, von Alex zurechtgerückten, Stuhl.
„Das Essen schmeckt wirklich göttlich." Schwärmend stecke ich mir das nächste Stück des Stakes in in den Mund und schließe genießerische die Augen. Ich kann Alex' schmunzeln förmlich spüren, obwohl ich meine Lieder immer noch geschlossen habe. „Wie kann man Essen nur so zelebrieren." Gespielt empört reiße ich die Augen auf und fasse mir an die Brust. „Jetzt bin ich beleidigt. Ich bin ein sehr leidenschaftlicher Mensch." Der Blick, den mir Alex zuwirft ist göttlich, so schief und verwirrt. Ich halte mir den Bauch vor Lachen, während der Blick meines Gegenübers immer entgeisterter wird. Nach Verebben meines Lachkrampfs erhebe ich mich und setzte mich auf den Schoß des Arztes. „Damit musst du klar kommen. Manchmal bin ich etwas verrückt." Alex' Lächeln ist entwaffnend. „Ach. Das ist doch manchmal ganz süß, nicht?" Wohlig seufzend kuschle ich mich an seine Halsbeuge und atme seinen unverkennbaren, herrlich maskulinen Duft ein. In diesem Moment steht meine Welt still und ich fühle mich, als hätte ich das Zuhause gefunden, das ich immer gesucht habe. Behutsam schlingt der Arzt seine Arme um meinen Oberkörper und zieht mich näher zu sich.
Am späteren Abend beschließen wir den Tag auf der Terrasse und mit einem atemberaubenden Sonnenuntergang ausklingen zu lassen. Mit einer grauen Decke um die Schultern sitzen wir zusammen in der Hollywoodschaukel und genießen das Spektakel, das den Himmel in ein herrliches Lila-Orange taucht. Obwohl ich meinen Blick Richtig Himmel gerichtet habe, entgeht mir Alex' nervöses Nesteln an der Decke nicht. Behutsam lege ich meine Hand auf die seine. „Was ist los." Leise verlassen die Worte meine Lippen, um den Moment der völligen Nostalgie nicht zu zerstören. Angespannt hält der Arzt den Atem an. „Willst du meine Freundin sein?" Etwas überrumpelt drehe ich mich zu ihm und starre ihm in die Augen. Jene, die so ehrlich und sanft glitzern und mich so in ihren Bann ziehen. Das wohlige Gefühl in meinem Inneren, welches seit dem ersten Wort, das ich mit Alex gewechselt habe, nur für ihn bestimmt ist, zaubert mir ein Lächeln auf die Lippen. Eines der Ehrlichkeit und der tiefen Zuneigung, ein Gefühl, das ich so intensiv noch nie zuvor verspürt habe. Dieses Gefühl bestätigt mir, was ich erahnt habe, doch hat es mir bis heute Angst gemacht. Aber jetzt bin ich mir sicher. Ich liebe ihn.
„Ja. Ja. Ja!" Überglücklich falle ich ihm in die Arme und küsse ihn. Ich lege alle Gefühle, die meinen Körper durchströmen in diesen Kuss. Unsere Lippen tanzen sanft aber leidenschaftlich miteinander und geben sich stumme Versprechen. Wir versprechen uns einander.
Ein Wir. Ein Zusammen. Ein Gemeinsam.
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Coming home on the run
FanfictionDie junge Louisiana Roberts, ehemalige Soldatin der US Army, flüchtet vor den Dämonen der Vergangenheit. Ihr Weg führt sie nach nach Hause, direkt in die Arme ihrer neuen Freunde. Wie auch bei meiner ersten Fanfiction möchte ich betonen, dass ich k...