Unruhig wälze ich mich im Bett hin und her. Alexander musste heute die Nachtschicht für einen Kollegen übernehmen, weshalb ich alleine bin. Keuchen halte ich mir den Bauch, weil der Druck stetig zunimmt und ich mich langsam die Angst beschleicht. Ich beschließe mir ein Glas Wasser zu holen, weil ich nicht mehr liegen kann. Behutsam lasse ich meine Hand über meinen dicken Babybauch wandern. In einer Woche ist der errechnete Termin und ich bin schon wahnsinnig aufgeregt. Gerade als ich die Kühlschranktüre öffnen will, durchzieht mich ein furchtbarer Schmerz und ich spüre eine Flüssigkeit an meinem Beim herablaufen. „Scheiße." Panik durchflutet meinen Körper und behindert mich jeglichen rationalen Denkens. Hektisch greife ich zu meinem Handy und wähle irgendeine Nummer. „Lou! Was ist los? Ich habe Nachtschicht?" Ich höre die Besorgnis in Katjas Stimme. „Ich- Das- Ahhhh. Die Babys kommen!" Ich zucke heftig zusammen als die Nächste Wehe Einzug hält und ich mich fühle, als würde mein Körper zerspringen. „Ganz ruhig atmen. Ruhig, hörst du. Wir fahren sofort los. Bleib am Telefon und rede mit mir." Keuchend schleppe ich mich auf die Couch und warte bis Katja und ihr Team eintreffen. Durch den Garten gelangen die Kollegen ins Wohnzimmer und verfrachten mich auch sofort in den Rettungswagen. Mittlerweile kommen die Wehen im Abstand von Fünf Minuten und nehmen auch kontinuierlich an Heftigkeit zu. Als wir etwa eine halbe Stunde später in der Notaufnahme eintreffen, wartet Johanna bereits auf mich, die mich auch sofort in den Kreißsaal bringt. „Wo ist Alex?" Bringe ich gerade noch so heraus, bevor mich die nächste Wehe überfällt. „Er kommt bestimmt gleich." Zuversichtlich lächelt Johanna, als die Türe zum Kreißsaal aufgeht und Frederik in der Türe steht. „Johanna? Auf der Tafel steht der Saal ist frei." Verdutzt schaut sich der Orthopäde um, als er mich erkennt werden seine Augen groß und er betritt den Raum. „Wie ich sehe geht es los. Weiß Alex schon Bescheid?" Ich will gerade antworten werde aber von einer Wehe unterbrochen. „Nein. Das heißt, ich weiß es nicht." „Ich sag's ihm." Mit diesen Worten verschwindet der Arzt.
Ich will gerade auf die Intensivstation zurück, weil ich vorher einen Patienten auf die IMC verlegt habe, als ich nochmals in das Zimmer des Verlegten gerufen werde. „Alexander! Kommst du nochmal." Stirnrunzelnd kehre ich zurück, als ich von Johanna angepiept werde. Kopfschüttelnd beschließe ich erst nach meinem Patienten zu schauen, bevor ich nach unten in den Kreißsaal gehe. Was auch immer ich dort soll. Ich bin Intensivmediziner und kein Gynäkologe. Die Nachtschicht verlief bis hierhin hektisch und stressig, dementsprechend genervt bin ich auch, als ich das zweite Mal von der Gynäkologie aus angefordert werde. „Herrgott nochmal! Was ist denn heute nur los." Leandra neben mir kann sich das Lachen nicht verkneifen, wofür sie auch einen genervten Blick meinerseits kassiert. „Wird schon. Schlimmer kannst ja nicht mehr werden. „Hoffentlich." Auf dem Weg zur Station werde ich ein drittes Mal angepiept. Stöhnend reibe ich mir die Augen und drehe mich um, um zur Gynäkologie zu gelangen, als mir ein grinsender Frederik entgegenkommt. „Sag mal warum versteckst du dich." Kopfschüttelnd winke ich ab. „Ich Verstecke mich nicht. Ich will nur etwas Ruhe. Johanna hat mich jetzt schon zum dritten Mal angerufen." Frederiks Grinsen wird nich größer, was mich etwas skeptisch werden lässt. „Ja aus gutem Grund. Louisiana ist hier. Du wirst Vater." Es braucht einige Sekunden, bis diese Information mein Gedächtnis erreicht. So schnell es geht sprinte ich durch die Gänge, was mir einige verdutzte Blicke einbringt, doch das ist mir egal. Ich will nur zu meiner Frau und zu meinen Kindern. Unvorsichtig haste die Treppen runter ins Erdgeschoss, wo sich die Kreißsäle befinden. Als ich die zweite Türe erreiche, vernehme ich von drinnen Lous schmerzvolle Schreie. Hastig öffne ich die Türe und laufe zu meiner Frau. „Da bist du ja endlich."
Die Abstände werden immer kürzer und die Wehen immer intensiver. Als ich glaube ich würde vor Schmerzen sterben öffnet sich die Tür und mein Mann steht abgehetzt im Saal. „Da bist du ja endlich." Bringe ich schwach hervor, bevor mich die nächste Woge des Schmerzes überrollt und ich aufschreie. „Soo. Das nächste Mal bitte pressen." Schwach nicke ich und tue wie mir gehießen. Nach etwa einer viertel Stunde durchdringt ein ohrenbetäubender Schrei den Raum. Tränen der Rührung steigen mir in die Augen und auch Alex blickt verzaubert auf unseren kleinen Jungen. Aaron Jackson Hetkamp ist am 7. Februar 2020 um 23.48 Uhr geboren.
„Herzlichen Glückwunsch. Jetzt noch zwei, drei Mal und dann kannst du auch deinen Tochter in den Arm nehmen." Erschöpft seufzend warte ich auf die, sogleich eintreffende, nächste Wehe und bringe etwa eine Viertelstunde später unsere Tochter zur Welt. Um 00.05 Uhr des 8. Februars. 2020 erblickt Serena Yara Hetkamp das Licht der Welt. „Geh mit ihnen mit." Flehend blicke ich zu meinem Mann auf, der mir die letzten Stunden tapfer zur Seite gestanden hat. Nickend begleitet er unsere Kinder zur Untersuchung und anschließend auf die Station, während bei mir die Nachgeburt kontrolliert wird und ich auf die Station verlegt werde, wo ich mich erstmals von den Strapazen der Geburt erhole und etwas schlafe. Ich döse vor mich hin, als ich Alexander und die Kinder ins Zimmer kommen höre. Müde öffne ich die Augen und lächle selig, als mein Mann mir die Kinder in den Arm legt. Das Gefühl, das sich in meinem Inneren ausbreitet wie ein Feuer, ist nicht zu beschreiben. Dieses unglaubliche Glück und diese pure Zufriedenheit möchte ich nie mehr missen. Seufzend schaue ich zu meinem Mann auf, dessen Augen mit meinen um die Wette strahlen. Sachte lässt er sich neben mir auf die Bettkante nieder und küsst sanft meinen Scheitel. „Das hast du wundervoll gemacht. Du hast mir die schönsten Geschenke dieser Welt gemacht. Du bist meine Frau gewordenen und hast mir zwei wunderschöne Kinder geschenkt." Unter dem verträumten Blick meines Mannes und den behutsamen Bewertungen meiner Kinder trifte ich ins Traumland ab.Gegen Mittag kündigt sich der erste Besuch, abgesehen von Johanna und ein paar Schwestern, die uns gratuliert haben. Die Türe schwingt auf und meine Schwester betritt mit feuchten Augen den Raum. Hinter ihr Hannah und Paul. „Hey. Und wie ist es Mommy zu sein?" Strahlend begrüße ich auch meine Freundin und meinen ehemaligen Mitbewohner. „Die beiden sind zum anbeißen." „Willst du ihn halten?" Wende ich mich an den Oberkommissar und halte ihm meinen Sohn hin, der bis gerade interessiert mit meinem Finger gespielt hat. „Ich?" Die Augen des Polizisten fangen an zu leuchten, als ich ihm den kleinen in die Arme lege. Kurz darauf stößt auch Phil zu uns. Das einzig traurige ist, dass Julia, welche eigentlich Patentante werden sollte, zurück an die Front beordert wurde, was Phil auch sichtlich mitnimmt. Dunkle Augenringe und Blässe zeugen von schlaflosen Nächten. Dennoch kehrt etwas Leben in die Augen des Notarztes, als er unsere Tochter im Arm hält. „Jetzt haben wir noch eine kleine Ankündigung zu machen." Unterbricht Alex die Stille. „Phil. Wir wollen dich fragen, ob du die Patenschaft für Serena übernehmen willst." Endlich sehe ich den braunhaarigen wieder strahlen, als er den Kopf seines Patenkinds mit küssen übersäht, was diese mit Kichern und Glucksen quittiert, und einfach glücklich aussieht. „Paul." Angesprochener blickt mir fragend entgegen, was mir ein Grinsen auf die Lippen zaubert. „Willst du Aarons Patenonkel sein?" Das typische Paul Grinsen, voller stolz und Schalk bestätigt mir, dass ich den richtigen Paten für meinen Sohn gewählt habe. Mit Paul wird Aaron immer einen Freund und Kollegen für Streiche haben, aber auch immer ein Vorbild und jemanden, der nicht seine Eltern sind. Abends verlassen die Gäste mein Zimmer und ich lehne mich müde gegen die Brust meines Mannes und betrachte selig meine Kinder, wie sie in ihren Betten schlafen.
Das ist es, wonach ich mich ein Leben lang gesehnt habe. Eine Familie. Einen Mann, den ich über alles lieb und zwei gesunde wunderschöne Kinder.
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Coming home on the run
FanfictionDie junge Louisiana Roberts, ehemalige Soldatin der US Army, flüchtet vor den Dämonen der Vergangenheit. Ihr Weg führt sie nach nach Hause, direkt in die Arme ihrer neuen Freunde. Wie auch bei meiner ersten Fanfiction möchte ich betonen, dass ich k...